Mittwoch, 30. Juli 2008

Königreich der Knöpfe

Knöpfe mit Email in dunkelgrau

Und daran hakte es bei mir und der Burdajacke 118 aus Heft 2/07. Die Paspelknopflöcher müssen schon frühzeitig eingearbeitet werden, die Größe richtet sich natürlich nach dem Knopf - also wenn kein Knopf, dann kein Knopfloch, daher keinen Nähfortschritt. Bis ich letzte Woche endlich ein Fachgeschäft aufsuchen konnte und tatsächlich mit passenden Knöpfen nach Hause ging.

Der - freundlich ausgedrückt - neutrale Baumwollsatin der Jacke in einem hellen, leicht ins bräunlich-schlammige gehenden Grau erwies sich als hartnäckiger Kombinationspartner, wie ich in der Zwischenzeit in zahlreichen Kurzwarengeschäften feststellen konnte. Graue Knöpfe gibt es nämlich fast gar nicht. Graue Perlmuttköpfe haben im Vergleich einen deutlichen Blauschimmer. Von einem poppigen schwarz-weißen Kunststoffknopf mit einem eingegossenen abstrahierten Blumenmuster (wie Millefioriglas) riet mir die Verkäuferin in einem Kurzwarenladen in Fürth derartig vehement ab ("Ich finde das passt wirklich überhaupt nicht!"), dass ich mich nicht traute. Leider hatte ich auf der Reise nur eine kleine Stoffprobe dabei und 2,20 Euro pro Knopf schreckten mich dann doch ab. Vielleicht hatte sie ja Recht, auch wenn ihre weiteren Argumente - "da können Sie dann ja nur Schwarz und Weiß dazu anziehen" für mich nicht stechen - ich zöge ohne weiteres auch Rot, Blau und Grün dazu an (kein Gelb, aber nur weil ich kein gelbes Teil habe).

Der Knopfkauf bei Paul Knopf in Kreuzberg gestaltete sich hingegen ebenso kurz wie erfreulich, denn auf meine Frage "Vielleicht etwas Emailliertes, aber nicht mit Gold" förderte der Chef selber aus einer der oberen Schachteln einem mattsilbernen Knopf mit dunkelgrauem Email zutage, 22mm, Stückpreis 1,46 und perfekt passend. Meine Frage nach einem Perlmuttknopf zum Vergleich war im Grunde nur meiner Verblüffung geschuldet, dass die Suche jetzt plötzlich so umstandslos zuende sein sollte. Beim nächsten schwierigen (oder auch nicht so schwierigen) Fall fahre ich da auf jeden Fall gleich hin.

Schaufenster Paul KnopfPaul Knopf grüßt mit einem freundlichen roten Riesenknopf

Noch ein paar Tipps für den erfolgreichen Einkauf:

- Eine klitzekleine Vorstellung vom Gesuchten haben. Sonst verhält sich das wie in dem alten Witz vom Kunden in der Buchhandlung, der zum Verkäufer sagt "Ich hätte gern ein Buch". Bei Paul Knopf gibt es derartig viele verschiedene Knöpfe, dass eine grobe Idee auf jeden Fall nicht schlecht ist. Es spricht ja auch nichts dagegen, spontan eine ganz andere Idee zu entwickeln.

- Keine ganz genaue Vorstellung vom Gesuchten haben. Dass es dort nicht den blau emaillierten Vierlochknopf gibt, den ich vor knapp zwei Jahren einmal in einem Stoffgeschäft in Halle gesehen habe, ist ja klar, oder?

- Ein größeres Stück des verwendeten Stoffes mitbringen. Bei meinem ersten Kaufversuch vor einigen Wochen hatte ich nur ein kleines Stückchen dabei - ebenso wie eine andere Kundin, die einen Knopf passend zu einer Hose suchte. Uns beiden wurde der Kauf geradezu ausgeredet. Und die Knopfprofis haben ja Recht. Und schön, dass sie nach der besten Lösung suchen, auch wenn es nur um einen einzigen Hosenknopf für etwa 60 Cent geht.

- Nicht alles anfassen, lieber fragen. Auch wenn es grundsätzlich schwierig ist, Knöpfe nicht anzufassen.

- Überhaupt viel fragen. Ohne Hilfe ist man in diesem Knopfwunderland verloren.

- Mit der eigenen Entscheidung zufrieden sein. Es ist gut möglich, dass es irgendwo doch noch einen anderen/ besseren/ schöneren Knopf gibt. Aber du wirst ihn vermutlich nicht finden.

Paul Knopf
Zossener Straße 10
10961 Berlin
www.paulknopf.de

Öffnungszeiten: Di, Fr 9-18.00; Mi, Do 14-18.00
Haltestelle: Gneisenaustraße (U7)

Sonntag, 20. Juli 2008

Inchies: Und man kann sie doch benutzen!

Armband aus Inchies

"Wozu sind die denn gut?", "Was macht man denn damit?" sind die Fragen, die Außenstehenden wohl zuerst beim Anblick von Inchies einfallen.

Also Freunde, man braucht sie natürlich gar nicht (wie so viele andere Sachen), aber man kann sie durchaus benutzen. Zum Beispiel, um sich ein schmückendes Armband zu basteln. Hier habe ich sieben passende Stücke aus dem roten Inchies-Tausch per Hand mit Langettenstich dicht an dicht auf ein 2,5cm breites Ripsband genäht. Als Verschluss dienen zwei kleine Druckknöpfe, die waren noch da. Das Armband wird mit dem Rest Ripsband gefüttert, auch mit der Hand mit kleinen überwendlichen Stichen. Die Nähmaschine muss hier wegen der Perlen und plastischen Verzierungen leider draußen bleiben. Die Perlenkante verdeckt kleine Unregelmäßigkeiten, die Inchies sind nämlich nicht immer exakt 2,5 cm breit.


Armbandverschluss mit DruckknöpfenDer Verschluss aus der Nähe

Das Armband aus sieben Inchies ist mit Verschluss 20cm lang, man braucht also etwa 42cm Band, für ein Acht-Inchies-Armband (22,5cm) braucht man demzufolge etwa 47cm. Mein Ripsband (bei Karstadt gekauft) erwies sich übrigens als nicht durchgefärbt und ziemlich empfindlich, so dass bei jedem Stich leichte Farbtonunterschiede im Band sichtbar werden. Ich weiß nicht, ob das die übliche Qualität ist. Vorsichtshalber würde ich beim nächsten Mal ein anderes Band zum Füttern nehmen, ein Samtband stelle ich mir zum Beispiel auch schön vor.

Das Armband ist sehr bequem und tragbar. Normalerweise irritieren mich Armbänder, weil sie hin- und herrutschen, auf der Tastatur klappern, am Ärmel hängenbleiben, dieses aber ist für mich perfekt: geräuschlos, weich, nicht einengend.
Jetzt überlege ich, wie man ein Armband mit Inchies zum Auswechseln konstruieren könnte, das sich je nach Kleidung und Anlass verändern lässt und mit dem man kleine Inchie-Erinnerungsstücke sammeln und spazierentragen kann. Dazu später eventuell mehr.

Mittwoch, 16. Juli 2008

Beim Applizieren einfach ganz normal weiteratmen

rot-weiß gestreifte Stofftasche


Die Umhängetasche hat sich als sehr praktisch erwiesen, und da die Tasche gerne zum Rest passen darf und ich derzeit kein Vermögen für kostspielige italienische Lederwaren ausgeben kann (das mache ich vielleicht später einmal, wenn ich groß bin), habe ich nach dem bewährten Schnitt noch eine größere in sommerlicher Farbe genäht.

Die applizierten Blumen stammen von einem etwa zehn Jahre alten Ikea-Stoff. Ich habe sie zuerst grob ausgeschnitten, Vliesofix auf die Rückseite gebügelt, die Teile genau ausgeschnitten und auf die Tasche gebügelt. Die Kanten wurden in einem Rutsch mit der Nähmaschine mit einem engen Zickzackstich überkantelt.

Detail der Applikation

Dabei halte ich die Luft an, das steigert anscheinend die Konzentration - oder die gesteigerte Konzentration hindert mich am Atmen, wer weiß. Bei größeren Motiven könnte das mal problematisch werden.




Der Knopf: Ein bezogener und bestickter Milchkartondeckel

Freitag, 11. Juli 2008

Neue Inchies

Inchies naturfarbenWie unschwer zu erkennen, war "naturfarben" das Thema



Erste Reihe von links nach rechts: Halina, HappyA, ColourFly, Haus1958, Birgitt.
Zweite Reihe: meins, Omale, ajochem, herbst-zeitlos, Karo.
Dritte Reihe: bücherfee, australiakatze, Myrin, Slashcutter, Mikimaki (patchmaus).
Vierte Reihe: Stoffkatze, akinom017, Ina6019, Zauberpuffel.

Montag, 7. Juli 2008

Blätter statt Blumen

Buchhülle aus Leinen








Die Buchhülle, passend für die meisten Taschenbücher, ist im wesentlichen nach dieser Anleitung entstanden, nur dass ich die Hülle noch mit einem roten Stoff als Futter verstürzt habe. Der Außenstoff ist ein Stück altes Leinen von einem Mangeltuch, mit Vlieseline H250 verstärkt, bedruckt mit Eichenlaub und Stofffarbe Javana tex opak. Die Eichenblätter - eins für jede Farbe - habe ich ein wenig gepresst, nicht ganz getrocknet, die Rückseite mit der leicht verdünnten Stofffarbe eingepinselt, auf das Leinen gelegt und mit einem darübergelegten Küchenpapier vorsichtig angedrückt. Hinsichtlich Farbkonsistenz und Farbmenge muss man ein wenig experimentieren, da verhält sich anscheinend auch jeder Farbton anders, weiß braucht eher mehr Farbe, grau eher weniger.

Der beschenkte Baumfreund hat sich darüber gefreut, merkte aber an, dass man doch oben gleich noch ein Bändchen als Lesezeichen einarbeiten könnte. Recht hat er!

Abdruck Eichenblatt rot

Freitag, 4. Juli 2008

Im Freizeitstress - Textiltag im Museum Europäischer Kulturen

Es gibt Wochenenden, die schaffen mich schon durch den Blick in den Veranstaltungskalender des Stadtmagazins.
Am kommenden Wochenende sind nicht nur die Tage der Stadtnatur, Poesietage, Offene Ateliers in Schöneweide, Kunsthandwerkermarkt in Spandau, Dutzende Stadtteil- und Kiezfeste, Sonntag Kunstmarkt auf der Oberbaumbrücke - nein, der Textiltag im Museum europäischer Kulturen in Dahlem taucht in der Übersicht gar nicht auf. Die Übersicht der Teilnehmerinnen liest sich sehr viel versprechend. Und ich muss für eine kleine Party am Sonntag einkaufen, Kuchen backen, Pilze einlegen und die Wohnung entstauben... Oder morgen ganz ganz früh aufstehen. Mal sehen.

Ein Wochenende im Labyrinth: Die Textile Art 2008



Die Textile Art 2008 am 21./22. Juni war ein so anregendes Erlebnis, dass ich meine Eindrücke zwar auf etlichen Notizbuchseiten notiert, aber noch nicht annähernd geordnet habe. Buchstäblich hinter jeder Ecke etwas Neues - die Carl-von-Ossietzky-Oberschule ist beim ersten Besuch derart unübersichtlich, dass der Ausstellungsbesuch einer Schatzsuche glich. Diese überraschende Schatzsuche hat sicherlich für jede Besucherin etwas anderes zutage gefördert, daher nur knapp meine persönliche Hitliste der Schätze:

1. Die dreidimensionalen textilen Objekte
Aus naheliegenden Gründen hatte es mir das genähte Tortenbuffet von Petra Darimont besonders angetan.
Aus der Ausstellung "Textile Welten" von Studierenden der UdK entzückte mich die schön morbide Installation "Morgue" von Kathrin Schulz, die nicht nur ein zerschossenes Häschen und ein ausgesetztes Hündchen mit Karteikarten-Steckbrief (inklusive Todeszeitpunkt und -art) vorstellte, sondern auch eine fachgerecht zerlegte Filzratte auf blauen Samt bettete und vielfüßige (-armige?) bunte Wurmwesen als Präparate in Gläser sperrte.

2. Das Patchwork
Mein Patchworkphase ist ja eigentlich schon eine Weile vorbei, aber die mitreißende Art, mit der Brigitte Morgenroth über ihre Quilts spricht, könnte dazu führen, dass ich im kommenden Winter wenigstens das Angefangene wieder hervorhole. Brigitte Morgenroth lässt sich beim Handquilten von ihrem Mann vorlesen - vielleicht würde mein Liebster das auch machen?
Ideen für Neues lieferten die Patchworkdecken aus ungewöhnlichen Materialien und Farbharmonien von Filiz Yüreklik und die fantastische Wollquiltausstellung, die von Edda Gehrmann kuratiert wurde. Ein paar Wollstoffreste habe ich ja schon gesammelt, habe tapfer widerstanden, am Wollquilt-Stand weitere (sehr sehr günstige!) Reste zu erwerben und Ideen, wie unterschiedliche Karomuster gut harmonieren könnten, habe ich jetzt auch. Das dazugehörige Buch wäre allerdings bei einem anderen Verlag besser aufgehoben gewesen, der einen professionellen Buchsatz verwendet und gute Fotos machen lässt - dann hätte ich es auch gekauft.

3. Perlen, Perlen, Perlen
Für mich ziemliches Neuland, denn mit Perlenstickereien und -fädeleien (wie die Indianer!) habe ich mich zuletzt als Kind ernsthaft beschäftigt.
Größte Entdeckung: Die Perlenkugeln, die ich vor zwei, drei Jahren schon mal bei einer Kunsthandwerkausstellung im Leipziger Grassimuseum bewundert hatte, werden gehäkelt! Für andere wahrscheinlich ein alter Hut, für mich ganz was neues und eine Webseite zum Thema gibt es natürlich auch. Mir schwant, da lauert ein neues Hobby am Horizont.

4. Der Strandliegestuhl-Haarschmuck von Ilona Krieg und das Kravattenkleid einer Besucherin am Sonntag.

Meine persönliche schade-Liste enthält nur zwei Punkte:
1. Das "Show-and-tell" am Sonntag fand mangels Anmeldungen nicht statt - schade, denn unter einer Textilkunstmesse verstehe ich nicht nur eine Verkaufsmesse, sondern auch den persönlichen Austausch. Den gab es zwar so auch, aber angesichts der Bekleidung (das Kravattenkleid!) und vor allem der Taschen einiger Besucherinnen nehme ich doch an, dass einige etwas zu erzählen und zu zeigen gehabt hätten.

2. Ich hatte keinen Workshop belegt - sehr schade, wenn ich bei Ute sehe, was dabei herauskommen kann - und dazu noch selber schuld. Das merke ich mir auf jeden Fall für nächstes Jahr vor.

Dienstag, 1. Juli 2008

Die Ernte der Fußball-EM

Häkelnetz Erdbeerform geschlossen














Keine EM heißt: Endlich wieder Zeit für andere Dinge. Bei einem der langweiligeren Spiele habe ich angefangen, Bärbels Erdbeer-Netz zu häkeln. Die Mitseher in der Kneipe fanden das Häkeln sicherlich etwas absonderlich und ahnten glücklicherweise nichts von dem kitschigen Endergebnis.

Das Garn ist Baumwolle Classic von Schewe, 50g rot (Farbe 0016) und 100g hellgrün (Farbe 0075). Anders als in Bärbels Anleitung habe ich die Henkel und die obere Kante noch mit einer Reihe fester Maschen in hellgrün umhäkelt. Mein erstes gehäkeltes Teil seit (schätzungsweise) 1986! Als Strickerin musste ich mich in die Technik erstmal wieder einfinden und kapieren, dass man beim Häkeln nicht starr an irgendwelche Maschenreihen gebunden ist. Und das Aufribbeln geht viel schneller als beim Stricken. Jetzt bin ich sozusagen warmgehäkelt und bereit für weitere Taten - zum Beispiel: Häkelschriften verstehen lernen. Als hilfreich erwies sich bisher ein altes Häkellehrbuch - da gibt es neben der Häkelschrift jeweils mehrere Bilder und eine versprachlichte Anleitung, mehrkanalig sozusagen.

Häkelnetz Erdbeerform offen