Mittwoch, 22. Dezember 2010

Rabimmel, rabammel, rabomm (XIV)


So kanns gehen: Eben noch auf die Ferien gefreut, einen Tag später durch eine schlimme Erkältung auf Null entschleunigt. Nachdem mir gestern beim Kranksein so fad war, dass ich fast meinen Twitter-Account in Betrieb genommen hätte, um mein Elend und was mir sonst so durch den wattigen Kopf geht, in die Welt zu pusten, habe ich mich heute wieder einigermaßen gefangen. Aber nichts erledigen können, daher wird aus den elf Ferientagen natürlich nichts. Humpf.

Bis ich wieder vollends auf dem Damm bin, kann ich euch aber noch eine Stickerei zeigen. "Rabimmel, rabammel..." - genau, das war vor einem Monat, beim Laternegehen. "Rabimmel, rabammel, rabomm..." - und wie gehts weiter? Das war nämlich die Frage, und es ist schon ungünstig, wenn einem partout nur noch der Refrain einfallen will. Besonders wenn in der Kinderfraktion die Stimmung gerade auf dem Nullpunkt ist, weil der Martinsmarkt auf der Domäne Dahlem lauter kostspielige Kleinigkeiten anbietet, für die die Mütter nicht das Portemonnaie zücken möchten. Allerdings hätte wohl auch größere Textsicherheit meinerseits die generelle Unzufriedenheit auf dem Rückweg zum Auto nicht beheben können.


Das war tatsächlich mein allererster Laternenumzug aus der Erwachsenenperspektive, und daher ein Grund, als Stickerei festgehalten zu werden. Die 14. Stickaufgabe der Stickamazonen passte dazu - sie erinnerte mich an chinesische Lampions oder Feuerwerk, so dass der Schritt zum Laternenumzug nicht groß war. Für den dort angewandten Garbenstich, der aus gebündelten Spannstichen mit einem separaten Stich quer besteht, habe ich im Netz gar keine Anleitung gefunden. Hängt auch ein bißchen in der Luft, so ohne Richtung und Linie. Wie das z. B. aussehen kann, wenn man an einer Kante entlangstickt, sieht man hier.

Samstag, 18. Dezember 2010

Rot



Wie fast jedes Jahr gibt es weihnachtliche Dekorationen im Nahtzugabe-Haushalt erst auf den letzten Drücker - dass hier irgendwas am ersten Advent "fertig" ist, ist noch nicht vorgekommen. Ich warte jedes Jahr auf die Inspiration, die mir sagt, wie der Advent dieses Mal werden soll: bunt? silbern? glitzrig? mit Lametta? Diese Inspiration, oder sagen wir lieber Idee, kommt meistens erst im Laufe des Dezembers. Dieses Jahr hat das endlose Stapfen durch endlos viel Schnee wohl dazu geführt, dass als Kontrast die Farbe Rot in meinem Kopf Gestalt annahm.



Rot - das gabs auch noch nicht, daher gaben die Dekorationskisten fast nichts her. Unser alter Freund der Geldbaum bekam eine eben angefertigte Kette aus dicken Stoffperlen - aus Jersey und mit Watte gefüllt. "Das sieht aber sehr selbstgemacht aus", sagte der Liebste, und meinte es nicht als Kompliment. Mein Vorschlag, dem Geldbaum auch noch eine kleine Lichterkette zu verpassen, traf daher nicht gerade auf Begeisterung. Gut, die bollerigen Stoffperlen sehen an dem leicht struppigen Kiefernkranz im Fenster sowieso besser aus.


Die Papierfähnchen mit Herzen und Sternen sind auch selbstgemacht. Die Motive stammen aus einem Stempelset für Kinder und sind auf Zeitungspapier gestempelt, ausgeschnitten und mit rotem Häkelgarn in der Mitte zusammengeklebt.
Für das Glas mit Kiefernnadeln, -zapfen, Treibholz und einem Stück Rinde mit interessanten gelbgrünen Flechten fand sich noch eine Filzkugel als roter Akzent.

Das muss reichen. Morgen gibts (vielleicht) Kekse, nächste Woche ist wie üblich noch viel zu erledigen (ein Geschenk, ein Abgabetermin), aber dann: Elf Tage frei, und ich werde nähen wie eine Verrückte.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Japanisch inspiriert und improvisiert

Wisst ihr, was ich am Nähen so liebe? Erstens - es wird nie langweilig. Zweitens - wenn ich irgendwo ein Kleidungsstück sehe, das mir gefällt, dann kann ich in den meisten Fällen sagen: ich näh mir das selbst, und womöglich sogar besser und passender für mich als das Original.

Die Idee zu diesem Rock entstand, als ich vor ein paar Wochen ständig in der Nähe des Hackeschen Markts zu tun hatte und auf dem Heimweg jeden Tag an der Filiale von Muji vorbeikam. Diese japanische Ladenkette – eine Art Ikea und H&M in einem, aber mit japanischen Preisen – wird von Frauenzeitschriften immer als "DER Kult-Laden aus Japan" bezeichnet. Naja – wenn es bei euch keinen Muji gibt, nicht traurig sein, so viel verpasst ihr nicht (außer vielleicht die Schreibwaren – um das Alphabetstempelset schleiche ich seit langem herum). Den Kleidern sieht man an, dass sie wie die Ware woanders auch aus dem Überseecontainer aus China stammen, und sowas reizt mich eigentlich gar nicht mehr.

Aber manchmal gibt es Teile mit originellen Schnittdetails, die einen zweiten Blick lohnen. Vor ein paar Wochen fand ich karierte Wollröcke mit großen seitlichen Taschen interessant, die halb um den Rock herumreichen. Allerdings ungefüttert und nicht waschbar. Ich machte ein verschämtes Foto und wollte mir das Detail für irgendwann später merken, aber dann setzte sich die Idee fest.
Ein Karostoff war auf dem Markt schnell gefunden. Normalerweise nicht unbedingt das, was ich sonst kaufen würde – er ist grob gewebt und erinnert ein wenig an eine dünne Wolldecke, hat eine leichte Crashstruktur, kratzt aber nicht und hält sehr warm.

Den Schnitt überlegte ich mir selbst anhand meiner Maße, er besteht im Prinzip aus lauter rechteckigen Teilen und einem breiten Formbund von einem vorhandenen Rockschnitt. Passend gemacht wurde das ganze durch Einkräuseln, womit die Rockteile auf die Weite des Bundes gebracht werden, und die Taschenoberkanten auf die Weite des Taschenfutters. Letzteres ist die signifikante Verbessserung gegenüber dem Original, da habe ich nämlich einen altrosa gemusterten Baumwollstoff verwendet, wo das Original auch nur Wollkaro hat. Die obere Kante der Taschen ist mit einem Lederstreifen eingefasst.
In voller Wintermontur, also mindestens zwei Tshirts, dicker Pullover, Mantel, Schal, Mütze, Rock und Unterrock sehe ich zwar aus wie die sprichwörtliche sibirische Kolchosbäuerin, aber ohne den kleinsten Anklang an Anna Karenina, oder wie ein Kegel mit Füßen, aber das macht nichts. Ich ziehe im Winter immer so viel übereinander, dass ich im Sommer gefragt werde, ob ich abgenommen hätte. Der Rock hat sich in meinem Schichtensystem schon bewährt und verströmt eine gewisse Gemütlichkeit, weil er mich an eine tragbare Sofadecke erinnert. Nicht in jeder Situation das richtige, aber z. B. für Kinobesuche sehr zu empfehlen.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Ohne Netz und doppelten Boden...

... ohne Schnittänderungen und ohne Probemodell, so lautet der Plan. Einfach zuschneiden und so zusammennähen wie vorgesehen, den Mantel 102 aus Burda 9/2009. Dieses für meine Verhältnisse geradezu revolutionäre Vorgehen erklärt sich wohl aus dem dringenden Bedürfnis nach einer nähtechnischen Herausforderung nach ein paar Wochen anspruchsloser klein-klein-Näherei, und aus dem dringenden Bedürfnis nach einem Herbstmantel, um die Zeit zwischen Jacke und richtigem Wintermantel zu überbrücken.

Die ursprüngliche Idee war ein einreihiger Mantel mit Reverskragen in irgendeiner schönen Farbe (rot? grün?), eben ganz anders als mein erster Mantel von 2008, aber auf dem Weg bin ich ein paar Mal falsch abgebogen, und so nähe ich jetzt zweireihig, mit kleinem Kragen und schwarz-grau - und für Herbstmäntel ist es ja sowieso längst zu kalt.

Das macht aber alles nichts, denn bisher lässt sich das Projekt gut an, soweit man das bei einem Mantelfragment beurteilen kann, das sich nicht richtig anprobieren lässt. Der Stoff ist vom Markt, ein locker gewebter Fischgrat, der bestimmt nicht viel Wolle enthält, dafür aber jede Menge "sonstige Fasern", unter anderem einen feinen bronzefarbenen Lurexfaden, der in den Zwischenräumen zwischen den "Gräten" hier und da hervortritt. Dieses leichte Glitzern kann man auf den Fotos leider nur erahnen, ob nun bei natürlichem Licht oder bei Kunstlicht.
Als Futter habe ich den Rest brombeerfarbenen Baumwollsatin vom Hochzeitsgastkleid vorgesehen. Zwischen Futter und Beleg kommt diesmal eine Paspel, eventuell eine grüne, da muss ich erst noch meine Stoffvorräte sichten.


Seit heute Nachmittag ist der Kragen dran, und ich kann mir langsam über die Knöpfe, und schlimmer: über die Knopflöcher Gedanken machen. Der Originalmantel bei Burda bekommt Posamentenverschlüsse zur Zierde und wird mit großen, aufgenähten Druckknöpfen verschlossen. Posamenten möchte ich nicht - ja vermutlich verwende ich nicht einmal das violette Samtband, das ganz oben auf dem Foto zu sehen ist, auch wenn es genau zum Satin passt.

Druckknöpfe klingen aber verlockend, denn die Wahl zwischen schnellen, aber häßlichen Maschinenknopflöchern oder langwierigen Paspelknopflöchern ist für mich jedes Mal eine Wahl zwischen Not und Elend. Bis zum nächsten Wochenende werde ich darüber meditieren und dann höchstwahrscheinlich Elend wählen. Der Klettverschluss *ratsch* hat sich ja komischerweise nur bei Laptoptaschen durchgesetzt.

Freitag, 3. Dezember 2010

Warme Füße


Warme Füße, oder genauer gesagt: kalte Füße, und wie man sie erwärmt, sind im Winter mein Dauerthema. Hausschuhe zum Beipiel haben sicher eine Menge Vorteile, aber wie ich finde auch eine Menge Nachteile: Sie sehen fast durchweg nicht gut aus, vorsichtig ausgedrückt. Ich erinnere nur an Hausschuhe in Tierpfotenform, braunkarierte Filzpantoffeln, neonfarbene Crocs mit Plüschfutter und an die ganze Bandbreite irgendwelcher unansehnlicher Latschen mit Korkfußbett - bleibt mir bloß weg damit! Und so einen Ruch von Spießigkeit haben Hausschuhe ja auch.
Daher schlidderte ich bis vor einem halben Jahr immer auf Strümpfen durch die Wohnung, betrachtete die handgestrickten Socken aus dem Vorrat meines Liebsten als Dauerleihgabe und hatte natürlich trotzdem oft kalte Füße.

 

Dass ich mich mit der Wilderei in fremden Sockenschubladen nicht unbedingt beliebt mache, hätte mir klar sein müssen - dass das Opfer meiner Sockenborgerei aber eines Tages zurückschlägt und mir ein Paar Hausschuhe schenkt, damit hatte ich nicht gerechnet. Nach dem ersten Schock musste ich zugeben, dass sich die hellbraunen Schläppchen aus einer Art Kunstwildleder mit Plüschinnenseite sehr angenehm tragen und angenehm aussehen, jedenfalls besser als mehrere Paar Socken übereinander.


Jetzt bin ich also auf den Geschmack gekommen und brauche Nachschub, denn das geschenkte Paar löst sich schon langsam auf. Ausprobiert habe ich den Schnitt von Fräulein Otten, den man bei ihr herunterladen kann.

Der Außenstoff war ehemals eine Jacke, die ich zu Abiturzeiten gekauft und sehr viel getragen hatte, Wollwalk mit Polyesteranteil, der vor der Weiterverarbeitung bei 60 Grad in die Waschmaschine gewandert ist. Das konnte ihm quasi nichts anhaben, aber jetzt bin ich sicher, dass die Schläppchen auch eine Wäsche vertragen. Die Sohle ist aus einem ebenfalls vorhandenen Fensterleder (auch waschbar), gepolstert mit einer Lage Volumenvlies, die mit der Futtersohle versteppt ist. Im hinteren Teil des Hausschuhs ist ein Gummiband eingenäht, also nicht rundherum, wie man es in Stefanies Fotoanleitung sieht.

Das Ergebnis ist jedenfalls schon mal nicht schlecht, aber aus meinem Stoff ein bißchen dünn. Beim nächsten Mal würde ich auch den oberen Teil des Schuhs mit einer Lage Volumenvlies füttern, und für die Sohle zwei Lagen nehmen. Eventuell ziehe ich den Ausschnitt vorne etwas tiefer und schneide den oberen Schuhteil im Bruch zu, damit die ganze Geschichte noch "schuhiger" aussieht. Wenn die gekauften Schläppchen richtig durch sind, werden sie außerdem geschlachtet, und die gesammelten Erkenntnisse fließen dann in den Schnitt ein.
Ich gebs ja ungern zu, aber besser als nur Socken ist das allemal. Spießig? - Egal!

Sonntag, 28. November 2010

Alabama Lydia


Dekorierte Kleidung ist ja immer so eine Sache, finde ich - der Grat zwischen "gekonnt" und "ungeschickt selbstgebastelt" ist ziemlich schmal. Wie aber sogar handgenähte Verzierungen absolut hochglanzmagazinwürdig aussehen können, dafür ist die Webseite von Alabama Chanin eine gute Inspirationsquelle. Die Designerin Natalie Chanin entwirft Kleider, Wohnaccessoires und Möbel und lässt sie in Alabama anfertigen. "Slow design"´nennt sie diesen Prozess, denn nicht nur dass ressourcenschonend mit Bio-Stoffen und Recyclingmaterialien gearbeitet wird: Die Kleider sind komplett von Hand genäht und meistens großflächig mit Applikationen und Stickereien verziert, und das dauert seine Zeit, was auch die stolzen Preise für die Stücke erklärt. Inzwischen gibt es sogar zwei Anleitungsbücher von Natalie Chanin, so dass man macnhe Stücke originalgetreu nacharbeiten kann.

Im Oktober 2008 hatte ich schon einmal einen kleinen Versuch mit Applikationen im Alabama-Chanin-Stil unternommen, den ich bald wiederholen wollte, im Mai dieses Jahres wurde ich durch die wunderbaren Röcke von Kathrin/annekata aufs Neue daran erinnert, so dass im Oktober die Lösung auf der Hand lag, als ich von drei verschiedenen Jerseys im blau-grün-petrol-Spektrum jeweils gerade ein bißchen zu wenig hatte.


Die Schnittgrundlage ist Lydia von burdastyle.com (auch im Heft 10/2006 als Nummer 114/115) mit selbst eingezeichneten Vorder- und Rückenpassen. Die Passenteile sind doppellagig - obere Lage petrolblau, untere Lage grün - und mit Reversapplikationen verziert.

Die offenkantige Reversapplikation, manchmal auch "ungekehrte" Applikation oder Negativapplikation genannt, ist wohl die Technik, die Alabama Chanin am häufigsten verwendet. Jersey hat dabei den Vorteil, dass die offenen Schnittkanten nur minimal ausfransen.
2008, als ich meinen alten Beitrag schrieb, gab es auf der Webseite sogar eine Fotoanleitung dafür, die inzwischen verschwunden ist, daher habe ich ein bißchen mitfotografiert. Schwierig ist die Applikation nicht, und auch gar nicht so zeitaufwendig, ja sogar fernsehgeeignet, sofern das Programm nicht zu spannend ist. Die Technik eignet sich natürlich nicht nur für Shirts (auch wenn man damit sogar solche mit Löchern oder Flecken noch retten kann), sondern auch für Schals oder Kissenbezüge oder kleine Einsätze für Taschen, die sogar noch bis Weihnachten fertig werden würden. 

Material: Jersey, Heftgarn, Papier für eine Schablone, Seife oder Schneiderkreide oder Markierungsstift, Stecknadeln, Sticktwist oder anderes stärkeres Garn, passende Nadel, kleine spitze Schere
(Die Bilder werden beim Anklicken vergrößert angezeigt.)

Das Schnitteil zwei Mal aus Jersey zuschneiden und die beiden Lagen am Rand aufeinander heften (links auf rechts). Bei so kleinen Teilen verzieht sich im allgemeinen nichts, bei größeren Flächen würde ich eventuell in der Mitte noch ein- oder zweimal durchheften oder beide Lagen mit etwas Sprühzeitkleber verbinden.

Für das Muster braucht man - logisch - eine Idee und dann eine Schablone. Es lassen sich z. B. Quiltschablonen verwenden, oder man überträgt ein Stoffmuster auf Papier, aber auch einfache Blümchen, Blätter, Kreise, Ovale oder Spiralen sehen gut aus. Die Formen sollten nicht zu filigran und kompliziert sein. Ich habe hier einfach ein Stück Papier in der Größe des Schnitteils mehrmals zusammengefaltet, am Rand Dreiecke und andere Formen herausgeschnitten (wie bei den Scherenschnittsternen, die man in der Grundschule macht), und hatte damit meine Schablone.

Die Schablone auf dem zusammengehefteten Jersey feststecken und das Muster durchmalen. Ich verwende gerne kleine Seifenstücke dafür, das lässt sich problemlos auswaschen und kostet nichts.

Die bemalten Flächen werden später ausgeschnitten, dort kommt die  untere Stofflage zum Vorschein.
Am Rand der markierten Motive mit kleinen Vorstichen entlangnähen.  Dabei den Faden nicht allzu stark anziehen - die Stiche verschwinden dann leicht im Stoff, und mit lockerem Faden bleibt die Stickerei noch etwas elastisch.

Hier habe ich Sticktwist (2fädig) verwendet, aber jedes andere dickere Garn funktioniert sicher genauso gut, zum Beispiel Handquiltgarn oder einfädiges Stickgarn (dänisches Blumengarn).

Um vom einen zum nächsten Motiv zu kommen, kann man den Faden zwischen den beiden Lagen entlangführen - wie man auf dem zweiten Foto vom Tshirt oben erkennen kann, habe ich das selbst nicht immer ganz konsequent so gemacht.

Wenn alle Formen umnäht sind, innerhalb der Motive die obere Stofflage mit einer spitzen Schere sehr vorsichtig wegschneiden - bei sehr gutem Licht und vor allem: ohne Hektik!

Der Rand des Schnitteils bleibt so, wie er ist, bei Zusammennähen werden beide Stofflagen wie eine behandelt. Ich habe auch die Passennähte anschließend noch mit Vorstichen verziert.

Für solche Applikationen kann ich mir übrigens noch bessere Platzierungen vorstellen als meine Schulterpasse - meistens trage ich nämlich eine Strickjacke darüber, und dann sieht man gar nichts mehr vom Muster. Beim nächsten Mal probiere ich eine Rundpasse rund um den Ausschnitt oder einen Einsatz vorne, falls ich nicht wieder viel zu wenig Stoff habe.

Donnerstag, 25. November 2010

Kleider tauschen Leute

"Die Welt ist voller Sachen", wusste schon Pippi Langstrumpf. Heutzutage müssen die Sachen nicht einmal mehr gefunden werden, anders noch als bei Sachensucherin Pippi. Sie müssen umverteilt werden: Was mir nicht (mehr) passt und gefällt, erfreut vielleicht jemand anderen. Dinge werde so länger genutzt, das schont die Ressourcen.

Der Kleidertauschladen "Kleider tauschen Leute" in der Lenbachstraße 9 am Ostkreuz setzt auf dieses Prinzip: Saubere, heile Sachen bringen und andere Sachen mitnehmen. Das funktioniert schon seit Anfang November ganz hervorragend, wie ich mich heute Mittag überzeugen konnte - der Laden hängt voll, Kleider für Männer, Frauen und Kinder, alles ist tragbar, und das das Angebot übersteigt die Nachfrage.
Abends gibt es kostenlose Nähworkshops für Anfänger und Fortgeschrittene, in denen Kleider umgestaltet werden, ab und zu Filmabende und z. B. am Freitag ab 14.00 Uhr noch einmal die Möglichkeit, Textilien mit Siebdruckmotiven zu bedrucken. Nur schade, dass es sich um eine zeitlich begrenzte Aktion handelt - Kleider tauschen Leute schließt am Samstag (27. 11.) mit einer Party, die nicht vertauschten Kleider werden teils bei einer Klamottentausch- und Nähparty am Sonntag im Laika Neukölln verarbeitet, die warmen Sachen gehen an eine gemeinnützige Organisation, die sie in Berlin weiterverteilt.


Als ich so langsam vom Laden zurückgondelte (ich hatte mir einen halben Tag schreibtischfrei gegönnt), überlegte ich, ob man die Stadt nicht eigentlich mit einem Netz von Umsonstläden, wie sie auch heißen, überziehen müsste. Schon im nicht sehr konsumfreudigen Nahtzugabe-Haushalt sammeln sich allerlei Dinge an, die weder geliebt noch gebraucht werden, aber zum Wegwerfen deutlich zu schade sind. Das Prinzip des Umsonstladens, dass jeder geben und nehmen darf und dass nicht bürokratisch aufgerechnet wird - man darf auch etwas mitnehmen, ohne etwas abgegeben zu haben - sorgt dafür, dass sich niemand als Hilfsempfänger fühlen muss.
Just an diesem Morgen hatte ich nämlich im Briefkasten einen Werbezettel von einer Kleiderkammer in meiner Gegend gefunden - "Bedürftige mit dem entsprechenden Bescheid erhalten bei uns kostenlos saubere, gebrauchte Kleidung und Wäsche [...] Betrifft: Bezieher von ALG, Grundsicherung und kleinen Renten sowie Obdachlose."
Hat die Wendung "Bedürftige mit dem entsprechendem Bescheid" und die anschließende Aufzählung noch einen anderen Sinn, als die Angesprochenen zu demütigen, frage ich mich? Befürchtet man wirklich, die Kleiderkammer würde von Gutverdienern überrannt, die "den Armen" alles wegnähmen, wenn man auf das Kontrollieren von Bedürftigkeitsnachweisen verzichtete? Sollen Rentner dort ihren Rentenbescheid vorlegen und bekommen dann möglicherweise gesagt, ihre Rente sei aber nicht klein genug?
Dann doch lieber einen Kleidertauschladen für alle - wie die Macherinnen von Kleider tauschen Leute auf ihrer Webseite schreiben, geht es um eine Konsumalternative, "ganz egal ob ihr aus Mangel oder Modelust 'neue' Textilien braucht."

Informationen zu Kleidertauschläden, -partys und -aktionen nicht nur in Berlin findet man im Blog www.klamottentausch.net.

Montag, 22. November 2010

Krake Paul (XII)


Wovon hängt es eigentlich ab, ob es im Sommer ein Sommerloch-Tier gibt, dass das ganze Land wochenlang in Atem hält? Ich meine solche Tiere wie den Problembären Bruno, Sammy den Kaiman, der 1994 schließlich "erschöpft und verängstigt" aus einem Baggersee bei Dormagen geborgen wurde, oder auch Manni das Känguruh, das im Sommer 1998 durch Niedersachsen hüpfte, seinen Häschern mehrmals knapp entkam und leider von einem Zug überfahren wurde.
Der prophetische Krake Paul gehört für mich unzweifelhaft auch in die Reihe - obwohl wir ja Dank Fußball eigentlich gar kein Sommerloch hatten. Vielleicht kommt es beim Auftreten von Sommerlochtieren gar nicht so sehr auf die Nachrichtenlage an, sondern sie treten in relativ regelmäßigen Abständen etwa alle vier Jahre auf?
Sammy 1994 - Manni 1998 - Kuno ("Killerwels") 2001/2003 - Bruno 2006 - Paul 2010 - das ist doch ein Muster! Das nächste Sommerlochtier wäre damit 2014 zu erwarten (ich komme dann darauf zurück).


Paul (der übrigens einen dicken Fehler aufweist - sieht das jemand?) hat hier seine Tarnfarbe angelegt und ist mit Stiel- und Vorstichen gestickt. Die Bordüre ist die 12. Stichkombination der Stickamazonen - Ergebnisse sieht man auch hier. Neu ist hier der umschlungene Langettenstich (Schlingstich) in grün, der eine plastische, lose aufliegende Kante bildet.

Dienstag, 16. November 2010

Kirchenbasar


Der Gang zum Kirchenbasar eine Straße weiter ähnelt jedes Jahr einer Rettungsexpedition: Gibt es textile Schätze, die unbedingt meiner Hilfe bedürfen? Verwaiste Taschentücher, Leinen, altes Nähzubehör, Bücher oder gar eine Nähmaschine? Und jedes Mal stürzt mich der Basar in Qualen der Unentschlossenheit, denn natürlich würde ich am liebsten fast alles mitnehmen - kann man denn wissen, ob es die Dinge woanders so gut haben werden, wie bei mir? Die Lagerkapazitäten zuhause sprechen leider dagegen, also heißt es auswählen.

Letztes Jahr ließ ich eine schicke weiß-türkise "Adlerette" Koffernähmaschine zunächst zurück, um zuhause eine schnelle Recherche nach dem Maschinentyp anzustellen - der ergab, dass dieses Fabrikat aus den sechziger Jahren unweigerlich Risse in einigen Plastikzahnrädern bekommt, für die es keine Ersatzteile mehr gibt. Puh, da konnte ich die Maschine guten Gewissens stehen lassen. Dieses Jahr entschied ich mich gegen einen großen Stapel Handarbeitshefte vom Leipziger Verlag für die Frau - ich kann mich ja nicht um alles kümmern - aber überlegte zuhause noch stundenlang, ob ich die Hefte nicht doch noch kaufen sollte.


Mitgekommen sind dafür alte Häkelnadeln - in der großen Hülle aus Holz steckt auch eine ganz feine Häkelnadel, mit gedrechseltem Griff - zwei Knäuel Mohairgarn, Gesticktes, eine Vase und vor allem drei Ausgaben Pramo ("Praktische Mode") von 1964 und 1965 und ein wunderbares Abendmodeheft, das ich noch einmal genauer vorstellen werde, mit Schnittbögen, gegen die ein japanischer Stadtplan wohl übersichtlich und leicht verständlich wirken würde.


Verglichen mit Burda-Beyer Schnittmusterheften aus der gleichen Zeit, zeigt die Leipziger Pramo tatsächlich eher "praktische" Mode für die berufstätige Frau: Moderate Rocklängen und -weiten, die die Bewegungsfreiheit nicht einschränken, neue "pflegeleichte" Kunstfaserstoffe, moderate Absätze und moderate Frisuren. Die Verwandtschaft einiger Schnitte mit einem Kittel lässt sich nicht immer verleugnen. Die Hose kommt, wie im Westen, nur als Sportbekleidung in Frage. Und auch die Texterei unterscheidet sich nicht sehr von dem, was Frauenzeitschriften bis heute versuchen: Zu den Bildern eine Geschichte zu erzählen und der Leserin einen Kontext zu bieten, mit dem sie sich identifizieren oder in den sie sich zumindest hineinträumen kann.
Zum Beispiel Pramo 9/1964:
"Sabine vertritt die Frau im öffentlichen Leben, für die ein gepflegtes Äußeres eine unbedingte Notwendigkeit ist. Sie "betätigt" sich hier in einem der vorbildlich eingerichteten Büroräume der Leipziger Oper und stellt dabei auf charmante Art kleine Tageskleider in das Blickfeld der Kamera."
Wer wünscht sich da nicht auch, in solchen vorbildlich eingerichteten Büroräumen arbeiten zu dürfen?

Freitag, 12. November 2010

Neuer Lieblingsrock


Ich muss ja gestehen, dass das Konzept des Strickrocks mir bis vor kurzem noch etwas fremd war. Hatte ich nie gehabt, würde ich nie haben - wozu das ganze?

Meine Bekehrung erfolgte innerhalb weniger Tage, als ich Catherines Strickrock vom August im Original in Augenschein nehmen konnte - und einen oder zwei Tage später beim Staubsaugen um eine prall gefüllte Tüte mit schwarzem Baumwollgarn herumsaugte, die ich zum ersten Mal seit langem wieder wahrnahm. Eine halb aufgeribbelte, gut zehn Jahre alte Lochmusterstrickjacke, die ich wegen ihres Gewichts kaum getragen hatte. Sie war nicht nur mehrmals mit mir umgezogen, sondern harrte auch in der aktuellen Wohnung schon lange in einer Ecke aus - für mich schon lange unsichtbar.


Die Erkältung Mitte September kam dann beinahe wie gerufen: Die wenig anspruchsvolle Strickarbeit - in Runden immer rechts mit ein paar Abnahmen - entsprach zu diesem Zeitpunkt genau meinen geistigen Kapazitäten. Ich richtete mich nach der Anleitung von drops für Größe M, verstrickte mein Garn mit Nadel viereinhalb und arbeitete den Hauptteil so lang, dass der Volant ein Stück über dem Knie ansetzt.


Anstatt das Gestrickte selbst für den Tunnelzug oben zu verwenden, wie es die Anleitung vorschlägt, setzte ich mit der Nähmaschine einen Bund aus Leinen an, in den ein Gummiband eingezogen wird. Das wäre eine besonders gute Idee gewesen, hätte ich diesen Bund noch einige Zentimeter weiter gemacht - dann müsste ich mich nicht schlangenschwörerinnengleich hineinwinden. Aber es geht.

Und ansonsten ist dieser Rock bequem wie eine Jogginghose, das hohe Gewicht des Garns sorgt für einen schönen Fall, und ich kann mich gar nicht erinnern, was ich eigentlich angezogen habe, bevor ich diesen Rock hatte. (Leserin W. aus B., die den Rock und die Geschichte kennt, vermutete gar, ich könne ihn - siehe Bund - in Wirklichkeit gar nicht mehr ausziehen und trüge ihn deshalb jeden Tag. Pöh. Also jetzt gerade trage ich ihn nicht - ich habe mich vorhin herausgewunden, wirklich.)


Fazit: Wenn es nicht so viele langweilige Runden wären, würde ich mir noch einen stricken, zum Beispiel farbig abgestimmt mit einem Streifen am Saum und an der Oberkante des Volants. Der ziemlich grobe Strick hat eine angenehme und interessante Struktur und erwies sich bisher als verhältnismäßig formstabil. Der Rock ist mein bequemstes Kleidungsstück und schon jetzt unverzichtbar.

Anleitung: Drops Rock mit Volantkante L-096
Garn: etwa 500g reines Baumwollgarn unbekannter Herkunft aus dem Fundus
Stricknadel 4,5

Sonntag, 7. November 2010

Es war mir ein Vergnügen!



Danke Barbara, Anja, Silke, Silke, Konny, Andrea, Jutta, Julia, Melanie, Nina, Laura, Christiane, Ulrike, Ulrike, Susanne und Catherine, dass ihr gekommen seid! (Ich hoffe ich habe niemanden vergessen.)
Das Leserinnen-und-Bloggerinnen-Treffen heute war sehr interessant und ganz wunderbar und wird sicherlich nicht das letzte seiner Art gewesen sein. Im Moment bin ich noch etwas zu "abgefüllt" von den ganzen Gesprächen, um viel zu sagen, nur eins: Ich bin ganz beglückt, dass ich heute so vielen netten Menschen begegnen durfte, die außerdem auch noch nähen, stricken und häkeln. Habt noch einen schönen Sonntag.

Montag, 1. November 2010

Textiltag im Museum Europäischer Kulturen am 6. 11. 2010


Wenn es jetzt gerade so aussieht, das Blog verkomme mehr und mehr zu einem Ankündigungkanal - dieser Eindruck täuscht nicht. Das Programm des Textiltags, das mir kürzlich zuging, liest sich aber so interessant, dass ich darauf hinweisen möchte.

Der Textiltag befasst sich dieses Jahr mit alten Handarbeitstechniken anhand alter Stücke aus der Sammlung des Museums und ihrer neuen Umsetzung, zum Beispiel in Form experimenteller Klöppelgebilde von Gabriele Grohmann. In kleinen Workshops, auch und gerade für Kinder, lassen sich die Techniken auch gleich ausprobieren - vom Perlenfädeln übers Sticken (z. B. Kreuzstichmonogramme mit Ute Scheer) bis zum Knüpfen, Klöppeln und Schatzkästchen basteln.

Immer einen Blick Wert ist auch die Seite der aktuellen Veranstaltungen des Museums - einmal im Monat gibt es einen Vortrag, eine Führung durch die Studiensammlung oder die Restaurationswerkstatt. Eine seltene Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen des noch bis Mitte 2011 geschlossenen Museums zu werfen, das eine große Zahl textiler Objekte beherbergt.

Textiltag des Museums Europäischer Kulturen - Alte Techniken neu entdeckt
Museen Dahlem, Lansstraße 8
Haltestelle Dahlem-Dorf (U3)

Samstag, 6. November 2010
12 - 17.00 Uhr

Eintritt 6€/ermäßigt 3€, bis 18 Jahre frei

Samstag, 30. Oktober 2010

Neuköllner Stoff - Maybachmarktstoffe jetzt endlich auch am Samstag


Die Betreiber des Maybachmarkts am Dienstag und Freitag haben wohl die enttäuschten Seufzer der Vollzeitberufstätigen und der Wochenendbesucherinnen erhört: Ab sofort gibt es am Neuköllner Maybachufer auch Samstags Stoffe und Kurzwaren - und außerdem Schmuck, Klamotten, Fotos, Taschen, Senf, Marmelade, Oliven, Käse und diverse Kaffeestände. Der neue Markt namens Neuköllner Stoff soll künftig jede Woche zwischen Kottbusser Damm und Schinkestraße stattfinden.

Bei einem Blitzbesuch heute zählte ich etwa 20 Stoffstände - die üblichen Verdächtigen vom Wochenmarkt - außerdem den wohlbekannten Perlenstand und den großen Kurzwarenhändler, der auch Einlagestoffe hat. Die Preise sind die gleichen wie wochentags, so dass entspanntem Stoffshopping am Kanal mit anschließender Kaffeepause nichts entgegensteht, wenn sich der Markt auf Dauer etabliert.

(Und Danke an M. vom Nähkränzchen für die Mail, durch die ich überhaupt erst von diesem Markt erfahren habe.)




Neuköllner Stoff
www.neukoellner-stoff.de

jeden Sa 10-16.00 Uhr, Maybachufer zwischen Kottbusser Damm und Schinkestraße
Haltestelle Schönleinstraße (U8)

Montag, 25. Oktober 2010

Lederverkauf in Berlin-Neukölln



Am Ladengeschäft der Blankenburg Orthopädieschuhtechnik auf der Neuköllner Seite des Kottbusser Damms, nicht weit vom Maybachmarkt, bin ich den letzten Jahren schon unzählige Male vorbeigegangen. Aufgefallen ist mir der Laden erst, als es so aussah, als würde er schließen, und einige Wochen lang alte Fotografien aus der Geschichte der Firma im Schaufenster standen. Die Ladeneinrichtung wurde (und wird) verkauft, und ich dachte, ach, es hat mal wieder ein altes Fachgeschäft erwischt.

Glücklicherweise ein Irrtum! Wie ich letzten Dienstag feststellen durfte, macht der Meister bis zur Rente 2013 weiter, aber ohne Schuhverkauf, "nur noch" als Maßschuhmacher und Orthopädieschuhtechniker. Dabei fallen natürlich jede Menge Lederreste an und die - nebst ganzen Lederfellen - werden nun im Laden am Kottbusser Damm 100 angeboten. Es handelt sich zum größten Teil um feines, glänzendes Ziegenleder, meistens in typischen Schuh- und Einlagesohlenfarben, also schwarz, Brauntöne, beige. In den Restekisten fand ich aber auch rot, pink, grün und dunkles lila, und die freundliche Verkäuferin, die mir suchen half, erzählte von einer Kundin, die sich aus rotem Ziegenleder einen Rock genäht und stolz im Geschäft vorgeführt hatte. Die Lederreste, für Krabbelpuschen, Portemonnaies und Taschen geeignet, kosten ab 50 Cent, ganze Ziegenfelle etwa 10 Euro.

Ein Verarbeitungstipp kam vom Meister aus dem Hinterzimmer noch per Zuruf: Dieses dünne Leder sollte man auf der Haushaltsnähmaschine mit einer normalen Nadel verarbeiten, nicht mit der Ledernadel. Ich strebe übrigens ein Portemonnaie nach Machwerk-Schnitt an, schätze aber, dass das frühestens mein Weihnachtsferienprojekt werden wird.

Blankenburg Orthopädieschuhtechnik
Kottbusser Damm 100
10967 Berlin

geöffnet zur Zeit Mo-Fr 9-14.00 Uhr (kann sich evtl. ändern)

Haltestelle Schönleinstraße (U8)

Update November 2013: Das Geschäft schließt jetzt tatsächlich - wie angekündigt.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Lost (XIII)


Lost, verloren - nicht nur im Sommer den Stickrhythmus, sondern jetzt im Frühwinter bin ich auch noch ganz neu verloren an Lost, die Fernsehserie. Wahrscheinlich hat die halbe Welt schon alle Staffeln gesehen - im Nahtzugabe-Haushalt entstand das Lost-Fieber erst vor etwas zwei Wochen, als wir an einem unausgefüllten Abend anfangs eher desinteressiert die erste Folge anschauten, die schon lange auf der Festplatte schmorte. Jetzt wollen wir natürlich auch wissen, wie es weitergeht, und so gibt es, fein dosiert, an jedem freien Abend eine Folge.


Der unbestreitbare Nachteil dieser Freizeitgestaltung: Beim Fernsehen kann ich nicht sticken, so dass das Stickprojekt einstweilen nicht viel vorankommt. Die Stickaufgabe 13 passt aber gut zum Thema: in der Stichkombination aus Spannstichen und Knötchenstichen kann man sich dschungelartig verlieren.

Montag, 11. Oktober 2010

Hallo Berlin! Kennenlernen analog - am 7. 11. in Kreuzberg


Liebe Blogleserinnen und Mitbloggerinnen -
Diskussionen in den Kommentaren sind ja schön und gut, aber habt ihr euch nicht auch schon einmal gewünscht, so ein Gespräch einfach bei einer Tasse Kaffee fortsetzen zu können?

Wir auch! Und deshalb haben wir - Suschna, Catherine und ich - uns nicht nur schon mehrmals "in echt" getroffen, sondern möchten außerdem zum Kennenlernen und Fachsimpeln einladen - nicht nur Berliner Näh-, Strick-, Kreativbloggerinnen, sondern ausdrücklich auch die Leserinnen (und Leser, sofern vorhanden).

Das Treffen wird am Sonntag, den 7. November ab 11 Uhr in einem Cafe in Kreuzberg stattfinden. Wenn ihr kommen möchtet, schreibt bitte mir unter nahtzugabeÄTgmailPUNKTcom (oder Catherine oder Suschna) eine Mail, dann teilen ich bzw. wir euch den Ort des Treffens mit.
Und wie Catherine kann ich nur sagen: traut euch! Es kostet erstmal etwas Überwindung, sich mit Menschen zu treffen, die man nur ganz virtuell aus dem großen, bösen Internet kennt - aber wir beißen nicht, wir häkeln nur!

Dienstag, 5. Oktober 2010

Radiotipp: Die mit Kleidern sprechen. Kanga-Kultur in Afrika

Kanga aus Kenia - Foto von flickr-User rogiro, unter CC-Lizenz


Kleider mit Botschaft - für uns sind das Band-Tshirts oder solche mit mehr oder weniger sinnigen oder peinlichen Aufdrucken. In Ostafrika hingegen bilden die Kangas, zu einem Kleid oder einem Rock gewickelte Stoffbahnen mit Mustern und einem meist mehrdeutigen Sinnspruch, einen ganz eigenen Kommunikationskanal. Ein Feature von Thilo Guschas widmet sich heute Nacht ab 0.05 Uhr auf Deutschlandradio Kultur dieser Kleidersprache.

Aus der Programmankündigung:

"Nachbarstreitigkeiten und Ehekrisen werden in dieser "Kleidersprache" verhandelt, Liebeserklärungen und elterliche Ermahnungen ausgesprochen. Wer durch eine Kanga "angeredet" wird, darf nicht nachfragen, denn die Kleidersprache selber ist ein Tabuthema.
Eine ganze Industrie hat sich um die Kangas gebildet. Dutzende neue Modelle kommen jede Woche als Massenware auf den Markt, die Sprüche sind bereits vorgedruckt. Die Kanga-Kleidersprache ist ein Phänomen mit kuriosen Wurzeln, die bis ins Europa der Kolonialzeit zurück reichen."

Darüber möchte ich natürlich mehr erfahren - zumal ich in afrikanischen Läden schon ab und zu Kangas gesehen habe, ohne zu wissen, worum es sich handelt, aber dachte, aus diesen dünnen Baumwollstoffen könnte man z. B. einen hübschen Sommerrock nähen. Dass die Schriftzüge im Muster durchaus eine ziemlich kontroverse Bedeutung haben können, ahnte ich ja nicht!

(Mit dem dradio-Recorder, einem kostenlosen Programm, kann man die Sendung mitschneiden, als mp3 speichern und zu einer passenderen Zeit anhören.)

Sonntag, 3. Oktober 2010

Dreieinhalb Jahre, ein Kleid



Was klingt wie ein sehr ungünstiges Verhältnis von Zeitaufwand und Ergebnis, ist tatsächlich auch eines. Noch dazu war das Kleid eigentlich schon vor Monaten fertig, aber irgendwie bin ich erst vor kurzem zum ausgiebigen Probetragen (natürlich mit Strickjacke und Schal) und zum Fotografieren gekommen. Ich glaube ich musste nach so langer Zeit erst feststellen, ob ich es überhaupt mag - schließlich datiert der Planungsstand mehr oder weniger von 2006/2007, da kann sich der Geschmack schon mal ändern.



Zum Schnitt kann ich nur noch wenige sachdienliche Hinweise geben: Das Schnittmuster stammt von der Burdastyle-Webseite und entspricht wohl dem Kleid „Heidi“, allerdings lud ich den Schnitt schon 2006 herunter, damals noch kostenlos. Das erste Probemodell aus alter Bettwäsche nähte ich noch im gleichen Jahr, wenn ich mich richtig erinnere. Es führte zu einigen Änderungen auf dem Papierschnittmuster, die ich heute aber nicht mehr hundertprozentig nachvollziehen kann – auf jeden Fall wandelte ich die Falten im hinteren Rockteil in Abnäher um und verlängerte das Oberteil in der Taille um etwa 1,5 cm. Dann blieb das Ding liegen, vor allem aus Mangel an Material, denn 2006 wohnte ich noch in einer Stadt mit teuren, aber trotzdem nicht schönen Stoffläden (die denkbar schlechteste Kombination).



Im Sommer 2007 war ich mit Wohnungssuche und Umzug beschäftigt, 2008 kaufte ich dann immerhin Stoff, der war aber von Frau Tulpe, kostete 16 Euro pro Meter und war mithin viel zu heikel, um ohne weiteres Probeteil einfach so angeschnitten zu werden. Aber es gibt ja den Maybachmarkt, wo ich im Herbst 2008 eine größere Menge dünnen Baumwollsatin mit Elasthananteil erwerben konnte, zwar war der Sommer schon vorbei, und der folgende Sommer dann auch, bevor das Kleid fertig war - aber nun kann ich überglücklich vermelden, dass ich, mehr als drei Jahre nach den ersten Planungsschritten, tatsächlich ein Sommerkleid fertigstellen konnte. Wow! Hat auch gar nicht wehgetan.



Wie beim Probekleid hat das hintere Rockteil Abnäher statt Falten (aufspringende Falten direkt auf dem Po – nicht mit mir). Am Tascheneingriff, am Ausschnitt und rings um das Gürtelteil verstürzte ich die Kanten mit einer selbstgemachten dunkelvioletten Paspel aus Patchworkstoff mit Baumwollgarneinlage, die sich gegenüber dem Muster trotzdem nicht recht durchsetzen kann – die ganzen Nähte sind so gut wie unsichtbar, aber das ist ja keine schlechte Sache. Taschenbeutel, der Beleg für den Ausschnitt und die Schrägstreifen für die Armausschnitte schnitt ich aus blau-weiß gestreiftem Hemdenstoff zu.
Das Gürtelteil kann man beidseitig und auch mit anderen Kleidungsstücken tragen (was ich wahrscheinlich nie tun werde, aber man könnte). Auf der Rückseite ist es aus dem Kleiderstoff und verschmilzt dann mit dem Kleid zu einer ununterscheidbaren Einheit. Die Kreise auf der Vorderseite sind zwar umstickt, halten aber nur mit der Kraft von Vliesofix, also eventuell bald gar nicht mehr - aber mittlerweile ist mit das völlig egal, manche Projekte muss man einfach abschließen.
Den Schnitt an sich würde ich sogar noch einmal nähen - zum Beispiel aus einem einfarbigen Stoff. Geblümt bzw. berankt finde ich mich etwas zu niedlich. Oder verjüngt, ungefähr so wie 2006. Hach.