Freitag, 16. Mai 2014

Wochenrückblick: Abenteuer Brandenburg, abenteuerliche Wolle und japanisch nähen


Berlin bibberte unter den Eisheiligen, ich bibberte mit. Das waren Tage, an denen ich über die kuschelige Abwärme des Laptops sehr froh war! Aus Wärmebedürfnis begann ich außerdem, einen Schal aus Delight von Drops zu stricken - ein Strickvorhaben, das sofort zu einer doofen Idee werden wird, sobald die Temperaturen wieder über 20° steigen. Delight ahmt die Unregelmäßigkeiten von handgesponnener, handgefärbter Wolle nach und tut so, als wäre es ganz was Edles, es ist aber Socke und kommt aus der Fabrik. Als Knäuel finde ich die Farben wunderschön, und auch verstrickt gefällt mir das Garn bisher ganz gut. Farbverlaufsgarne finde ich sonst oft etwas zu unruhig und bunt, bei Delight ist der Farbverlauf sehr lang, das ergibt relativ klar definierte Streifen. Und nachdem V. bei der Mittwochsmasche den Schal mit einem Missoni-Vergleich adelte, bin ich ganz überzeugt, dass ich den Schal auch wirklich tragen werde.

Mit dem entzückenden gelb-schwarzen Vehikel vom dritten Bild, einem Schienenbus, der die eingleisige Strecke zwischen Pritzwalk und Meyenburg in Brandenburg befährt, unternahm eine Abordnung Berliner Nähnerds letzte Woche einen Ausflug ins Modemuseum nach Meyenburg. Über das Museum schreibe ich demnächst noch einmal ausführlich, ich kann euch aber schon jetzt verraten, dass unser Ausflug alles bot, was eine Reise interessant macht: Kultur, Unterhaltung, Abenteuer. Zum Schluss sogar ein Quentchen Drama, als wir auf dem Rückweg einem verzweifelten jungen Russen begegneten, der sich mit Nummernschildern unter dem Arm zu einem Autokauf nach Meyenburg aufgemacht hatte - nur dass der Verkäufer offenbar in einem der anderen beiden bundesdeutschen Meyenburgs auf ihn wartete und sich dieser Irrtum ausgerechnet zwei Minuten vor einem Gewitter mit Platzregen herausstellte.

Die Selbermach-Links der Woche:

Viele japanische Nähbücher sind inzwischen auch in deutscher oder wenigstens englischer Übersetzung  erhältlich. Für Catrin vom Stoffbüro ist das der Anlass, einen Sew-Along zum Nähen nach japanischen Schnitten anzubieten. Der Beginn war schon am letzten Montag, ich denke man kann jetzt aber noch problemlos einsteigen. Bis Ende Juni können gemeinsam eines oder mehrere Modelle genäht werden - das Programm findet ihr hier auf dem Tanoshii-Blog, auf dem sich außerdem jede Menge Buchvorstellungen, Schnittmusterkritiken und hilfreiche Hinweise zum Nähen mit Schnittmustern aus Japan finden. 

Strick-Graffiti sind ja nur manchmal Kunst, manchmal wirken sie auf mich eher wie Textilrestentsorgung im öffentlichen Raum. Eine wie ich finde ästhetisch ansprechende Aktion gab es im vergangenen Winter in Arosa in der Schweiz: Unter Leitung der 70jährigen Christine Schawalder strickten über sechzig Strickerinnen Bänke, Geländer, Tore, Hütten und sogar eine Gondel ein. Aus dem Strickwerk werden nun Taschen angefertigt und verkauft, der Erlös fließt in ein Schulprojekt in Sambia.

Seitdem ich an einem handgenähten Rock nach Alabama Chanin arbeite, bin ich natürlich immer auf der Suche nach fertigen Projekten im Netz. Umso toller, dass Wiebke beim Me made Mittwoch diese Woche eines entdeckte: eine schwarz-rosa Jacke von Antje - machen statt kaufen, die sich früher schon eine grün-schwarze Jacke gemacht hatte. Toll! Und da Antjes Blog noch ziemlich neu ist und außerdem unter dem Motto "schönes Leben ohne Shoppen" steht, empfehle ich euch das einfach mal.

2 Kommentare:

  1. "Textilentsorgung im öffentlichen Raum." Was so frisch und kreativ angefangen hat empfinde ich jetzt auch so. Irgendwann ist auch mal gut, oder?
    Vor allem der Schmuddelfaktor: Ich finde das so häßlich, wenn die gestrickten Fetzen angegraut und kaputt in der Öffentlichkeit hängen.

    (Und dann kommen so Links wie deiner und man merkt, dass es etwas konzeptioneller auch noch in Schön geht. Und die Schweizer achten sicher drauf, dass das entfernt wird, wenn die Halbwertszeit überschritten ist.)

    Und Brandenburg
    https://www.youtube.com/watch?v=kdwKbiMyvu0
    Kennst du das?
    Aber auf deinen Bericht bin ich gespannt.

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    Antworten
    1. Ja, genau so sehe ich das auch. Bei dem Schweizer Projekt wird jetzt, nach ein paar Monaten, bevor es verschmuddelt ist, alles wieder abgebaut und es werden Taschen aus dem Gestrickten genäht, die zugunsten einer Schule in Sambia verkauft werden.

      Das Lied kennt man natürlich - als Wahlberliner muss man bei der Zeile "Halleluja Berliiiiin! Alle wollen dort hiiiin!" ganz laut mitsingen.

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