Sonntag, 28. September 2014

Stoffspielerei im September: Zeigt her eure Nähfüße - der Säumerfuß

Was mich betrifft könnte das Motto der Stoffspielerei im September auch lauten: Der Nähfuß - das unbekannte Wesen, denn ich habe bei allen meinen Nähmaschinen bisher immer nur drei Nähfüße genutzt: den Standardnähfuß, den Reißverschlussfuß und den Knopflochfuß. Aber in den mitgelieferten Zubehörkästchen liegen ja noch andere Füße mit mir unbekanntem Zweck. Griseldas Aufgabenstellung - unbekannte Nähfüße benutzen und herausfinden, was man damit machen kann oder Lieblingsnähfüße vorstellen - zwingt mich daher mit sanftem Druck, mich überhaupt mal diesen Maschinenteilen zu beschäftigen.

Ich muss aber gleich beichten, dass ich den interessantesten Nähfuß noch nicht ausprobieren konnte, da die Kabel der Gritzner von 1957 derartig mürbe sind, dass ich sie erst austauschen muss, was ich wusste, aber verdrängt hatte. Sobald die Maschine gefahrlos benutzt werden kann, werde ich mich mit dem Applikationsfuß und dem Lochstickereiapparat beschäftigen.

Aber an Nähmaschinen ist hier ja kein Mangel. Deshalb wandte ich mich meiner Hauptnähmaschine zu, einem mechanischen No-Name-Modell ("Royal 2116") von 1990, dessen Bauweise den Singer-Maschinen aus der gleichen Zeit ähnelt. Die Maschine war damals nicht teuer, was bedeutet, dass nicht viel Zubehör dabei ist: Neben Standard-, Knopfloch- und Reißverschlussfuß gibt es nur einen Säumerfuß (auch Rollsaumfuß genannt) und einen Blindsaumfuß. Mit dem Blindsaumfuß (rechts) beschäftigte ich mich nicht, denn unsichtbare Säume habe ich wahrscheinlch schneller und besser mit der Hand genäht, als dieser Fuß auch nur richtig eingestellt ist.


Der Fuß für schmale Säume könnte eine große Arbeitserleichterung sein, wenn's denn funktioniert. Normalerweise nähe ich schmale Säume in zwei Touren: Saum einmal umbügeln, knapp am Bruch entlangsteppen, Stoff entlang der Steppnaht knapp abschneiden, die Kante noch einmal einschlagen, bügeln und noch einmal durchsteppen.


Mit dem Säumerfuß soll das mit einer einzigen Naht gehen - die Stoffkante läuft in eine kleine Schnecke hinein, wird dadurch zweifach umgeschlagen und anschließend festgesteppt. Am Nahtanfang schlägt man am besten den Saum zweifach ein, näht den Anfang fest und benutzt diesen Anfangsfaden, um die eingefaltete Stoffkante in die Schnecke einzuziehen.

Bei den ersten Versuchen mit dünnem Baumwollstoff sah das regelmäßig so aus:


Nach einem guten Anfang hatte der Stoff eine Tendenz, beim Nähen nach links abzuhauen, dann stimmte der Abstand nicht mehr und die Kante wurde nur noch einfach eingeschlagen. Ich las dann bei The sewing loft nach - die Seite hatte Griselda vor zwei Wochen verlinkt, und da stand: erst bügeln.  


Ich bügelte also den Saum erst zweifach schmal um, sicherte den Anfang, fädelte ihn in den Fuß ein und siehe da: der schmale Saum näht sich so völlig problemlos in Nullkommanix, nicht nur erheblich schneller als mit der Zwei-Naht-Methode, sondern auch viel schöner.

Fazit: Fuß bezwungen, viel gelernt, Näherin überzeugt - ich könnte jetzt kilometerweise Dinge schmal säumen. Prima.

Griselda hat sich auch den Rollsaumfuß vorgenommen, schreibt noch eine Menge erhellende Dinge mehr (z. B. wie man Ecken verarbeitet) und sammelt außerdem die anderen Beiträge zur Stoffspielerei. Vor allem vielen Dank für die Idee - ohne diesen Anstoß hätte ich die Füße nie zur Hand genommen.

10 Kommentare:

  1. Das geht mir genau so! Bisher kenne ich auch nur die oben genannten drei geläufigen Füßchen! Der schmale Saum sieht nach dem Bügeln super aus. Ich geh mal gucken, ob ich auch so etwas im Zubehörkasten meiner Nähmaschine finde...
    Liebe Grüße,
    Elke

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  2. Du wirst nach 10 m dieser Naht auch nicht mehr bügeln müssen, ich schwör!
    Das hast du mit deinen paar Jahren Näherfahrung im Blick und in den Fingerspitzen.
    Das stelle ich mir gerade für Tellerröcke ganz toll vor, probiere das doch bei Gelegenheit mal aus!

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    1. Wahrscheinlich hast du recht, dass mit mehr Übung das Bügeln gar nicht mehr nötig ist. Bei leichten Stoffen ist es aber selbst mit Bügeln eine große Erleichterung, denn mit der 2-Naht-Mthode bekommt man die Säume nicht so schmal hin.

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  3. Ich nutze den Schmalsaumfuß sehr oft. Dabei bügle ich nur die ersten cm vor und nähe sie so. Wenn Du alles erst bügeln müsst, hast Du ja noch sehr viel Arbeit. Nach etwas Übung geht es auch so ganz gut. Für den Abstand muss man Erfahrung bekommen, in welchem Abstand man den Stoff führt. Dann klappt es ganz gut! Falls einmal etwas rausrutscht, mache ich das kleine Stück auf und nähe nach. Die Nadelposition korrigiere ich immer etwas nach Links. Liebe Grüße, SaSa

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    1. Danke! Nadelposition links werde ich auch nochmal ausprobieren, bei nicht ganz so dünnen Stoffen geht das bestimmt besser.

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  4. Ich bin begeistert. Den Fuß habe ich in doppelter Ausführung, also für 2 verschiedene Saumbreiten für meine alte Pfaff. Mehrere Versuche und verschiedene Anleitungen waren erfolglos. Das mit dem Bügeln stand übrigens nirgends. Jetzt habe ich Hoffnung, dass ich das doch noch mal hinkriege. Dann kann ich endlich Rüschen nähen und Tücher säumen.
    Danke fürs rausfinden.
    LG,
    Claudia

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  5. Dein Praxistest ist Ansporn, diesen Fuß auch endlich mal auszuprobieren.
    Der gebügelte Saum sieht sehr gut aus.
    LG Ute

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  6. Ok, also außer Griseldas Tipps auch noch Bügeln. Und der Rollsaumfuß, über dessen Namen ich mich schon immer gewundert hatte, weil er ja gar keine Rollsäume macht, heißt auch Schmalsaumfuß, noch etwas gelernt.

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  7. Jajaja, das kleine Ding, welches mich regelmæssig zum Wahnsinn bringt :)
    Ein toller Tip und wie immer stimmt die alte Næherinnenregel: Gut gebuegelt ist halbgenæht.
    Ich habe dieses kleine Biest im Sommer bezwingen muessen, als es galt zig Meter Tischdeckensæume
    fuer einen groesseren historischen Gastronomiebetrieb ("Holmen Gård" Gjerstad, falls jemand in der Næhe sein sollte) zu næhen.
    Danke fuer die tolle Vorstellung, die erspart sicher vielen "Sæumerinnen" Auftrennen als Zweithobby.
    kjære hilsen!! katja

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    1. Ohja, für solche Saumarbeiten ist dieser Fuß bestimmt Gold wert. Selbst mit Bügeln.

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