Donnerstag, 16. April 2015

Vom Hobby zum Business und wieder zurück: By Hand London zieht die Reißleine


Ob alle in den letzten zwei, drei Jahren gegründeten Indie-Schnittmusterfirmen auf Dauer bestehen können, darüber hatten wir an dieser Stelle ja schon öfter diskutiert. Das Angebot an Schnitten von kleinen Designern war gerade in den letzten Monaten schier unübersehbar geworden, und es war zu erwarten, dass sich das Geschäft nicht für alle lohnen würde.

Nun hat es als erstes By Hand London getroffen, die am Mittwoch letzter Woche in einem Blogpost ankündigten, ihr Geschäft signifikant zu verkleinern. Seit der Gründung von zweieinhalb Jahren hatte die Firma der drei Frauen aus London einen rasanten Höhenflug hingelegt. Ihr erster Schnitt, das Elisalex dress mit Tulpenrock, war damals neu und ungewöhnlich und wurde erfolgreich, nicht zuletzt Dank hinreißender Realisationen bekannter Nähbloggerinnen - ich sage nur: Dolly Clacketts Hummerkleid. Das Anna dress war wohl das beliebsteste Schnittmuster des Sommers 2013, nach der Frequenz zu urteilen, in der es in den Nähblogs nicht nur der englischsprachigen Welt auftauchte. Die aufwendigen Schnittmusterverpackungen, die Inszenierung als beste-Freundinnen-Firma, die ironischen Katzenbilder im Blog - By Hand London verströmte lässigen Londonglamour. Wie jede erfolgreiche Firma verkauften sie nicht nur ein Produkt, sondern ein Lebensgefühl. 

Vor einem Jahr sammelte By Hand schließlich per Crowdfunding das Startkapital für einen Stoffdruckservice ähnlich Spoonflower  - und mit dieser Erweiterung des Geschäftsfelds übernahmen sich die Gründerinnen. So lese ich es zumindest aus ihrem Blogartikel heraus: der Digitaldrucker erforderte neue, größere Geschäftsräume, die Programmierung der Webseite zum Hochladen und Bearbeiten eigener Stoffdesigns war sehr aufwendig, sich mit der Druckmaschine vertraut zu machen, erforderte mehr Zeit und mehr Material für Probedrucke als gedacht, während zugleich die laufenden Kosten stiegen und der Verkauf der Schnittmuster zurückging. Die bittere Bilanz: das Kapital ist verbraucht, die drei By-Hand-Frauen suchen sich nun wieder Jobs in ihren ehemaligen Berufen und betreiben das Schnittmustergeschäft mit pdf-Schnitten nur noch nach Feierabend. By Hand London ist damit zwar nicht ganz verschwunden, aber doch auf den Status eines ambitionierten Freizeitprojekts zurückgestutzt.

Sehr schade, dass es nicht geklappt hat! By Hand war eine der größeren Firmen unter den vielen neuen kleinen, und ich hatte angenommen, dass ihre große Fangemeinde das Geschäft über die nächsten Jahre bringen würde. Für mich funktionierten die vielen ärmellosen Kleiderschnitte nicht, die By Hand London im letzten Jahr herausbrachte, ich hätte mir Kleider mit Ärmeln, Röcke, Oberteile oder auch mal einen tollen Mantel oder eine Jacke gewünscht. Aber ich kann die Nachfrage nach Schnittmustern für Partykleider im Vergleich zu anderen Kleidungsstücken überhaupt nicht einschätzen - gut möglich, dass  By Hand sich auf Kleider spezialisiert hatte, weil sie sich einfach am besten verkauften. Dass Stoffdruck-on-demand ein schwieriges Geschäft ist, das sich nicht mal eben als zweites Standbein aufbauen lässt, hätte man vielleicht vorher wissen können. Aber im Nachhinein ist es immer leicht, schlau zu sein.

Was meint ihr, ist By Hand London nur der Anfang, werden wir 2015 als das Jahr der Indie-Schnittmusterfirmenpleiten in Erinnerung behalten? Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, was Todd Gibson von oliver+s über die Entwicklung im Verhältnis von pdf-Schnitten zu Papierschnittmustern schreibt. Seine Prognose: Einzelschnitte aus Papier wird es in 20 Jahren nicht mehr geben, und anscheinend sind es weniger die Druckkosten, als die Kosten für Lagerung und Vertrieb, die das Geschäft mit den Papierschnitten schwierig machen. 

31 Kommentare:

  1. Just in time Produktion (Uralter Hut), Print / book on demand, nicht zuletzt E-Books, u.ä. alles schon akzeptiert am Markt und fast schon alte Hüte. Alle diese Maßnahmen verringern (auch) die Kapitalbildung; und alles hat Vor- und Nachteile für Käufer und auch die Gesellschaft. Ich kann nicht einschätzen welche Firmen als "Vollzeiternährung" funktionieren (müssen) aber weniger offen gibt es schon mehr solcher "Reduktionen". Trotz des Erfolgs von Tiramisu z.B. hat Cake Pattern länger nichts mehr herausgebracht. Es wird eine Marktkonzentration geben müssen - leider oder auch hoffentlich, damit zumindest einige davon vernünftig leben können.

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    1. Stimmt, auf sich verkleinernde Indie-Firmen wird man sonst nicht so unbedingt aufmerksam - bei Cake patterns kam noch ein Umzug und eine persönliche Krise dazu, so weit ich das mitbekommen habe, aber auch das steht möglicherweise im Zusammenhang damit, dass das Schnittmustergeschäft eben doch nicht so bombig läuft.

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  2. Bei Sewaholic erlebt man gerade das Gegenteil. Dieses Jahr gab es schon 3 neue Schnittmuster, letztens haben sie eine Angestellte ca. 20h für Customer Support u.a. gesucht und jetzt sucht Tasia Freelance Probenäher. Hoffentlich nimmt das nicht bald ein ähnliches Ende!
    Viele Grüße, Goldengelchen

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    1. Sewaholic erscheint mir ziemlich stabil. Immerhin vergrößern sie "nur" das Geschäft, was sie schon haben, und versuchen nicht noch, etwas ganz Neues anzufangen.

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  3. Ich finde es ja sehr schade, aber es ist ja leider fast logisch dass nicht alle unabhängigen Schnittmusterfirmen überleben können, so riesig ist der Markt einfach nicht und die Konkurrenz durch die bewährten Firmen und Zeitschriften zu groß. Letztere können außerdem ganz anders kalkulieren, und haben zusätzliche Werbeeinnahmen (wie Burda). Schade. Aber ich bin von den vielen Firmen auch überfordert und habe gar nicht die Zeit und auch nicht die Lust mich in viele kleine Firmenprofile hineinzulesen und ich bin vermutlich nicht die einzige der es so geht. Wer kann da schon den Überblick behalten? Außer dir, liebe Lucy :)
    Die Entscheidung mit den Stoffen von by hand war einfach ein Risiko. Es hätte ja auch gutgehen können, so ist das nun mal.
    Etwas entsetzt bin ich von der Aussage von Todd Gibson, da ich pdf-Schnitte nicht mag. Aber es ist ja eigentlich völlig absehbar - vor allem bei Firmen ohne begleitende Zeitschrift (mit Werbung...) sind die Kosten fürs Drucken, Lagern und Versenden einfach zu hoch und lassen sich auch schwerlich senken. Pdfs sparen den Schnittmusterfirmen viele Kosten, den das Papier bezahlt ja auch der Kunde und Versand gibt es keinen. Tja. Vielleicht gut, dass ich so viele Schnittmuster besitze, dass ich mir eigentlich nie mehr eins kaufen müsste ;) haha, als wäre das ein Argument...

    Es wäre trotzdem zu wünschen, wie mema oben schon sagt, dass ein paar Indie-Firmen auch wirklich von ihren Entwürfen leben können, auch Vollzeit. Die Konkurrenz tut den Großen ganz gut.



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    1. Ja, ich denke auch, dass durch die Konkurrenz auch bei den Großen einiges in Bewegung geraten ist. Auch durch die Konkurrenz bei Nähzeitschriften. Mal abgesehen davon, dass die Indie-Designer Stile bedienen, die bei Burda und den "Big 4" einfach nicht vertreten sind.

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  4. Ich finde es total schade, dass By Hand London die Reißleine ziehen mussten, denn irgendwie sind 3 Mädels für mich besonders "Indie" - die Gestaltung der Schnittmuster und der Verpackung, die freche Sprache im Blog usw ist einfach was ganz anderes, als Burda und die amerikanischen Big4 bieten können.
    Für mich persönlich ist das Interesse der Nähgemeinde an gedruckten Schnitten, besonders der Unabhängigen, und auch die Bereitschaft, dafür ein bisschen mehr Geld auszugeben ja auch nicht ganz unwichtig, insofern kann ich nur hoffen, dass Todd Gibson sich täuscht.
    Grüße
    Constance

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    1. Ich denke auch, dass By Hand und viele andere Indie-Firmen es eigentlich ganz richtig gemacht haben: schön verpackte Papierschnitte mit einem ausführlichen Anleitungsheft, so dass man sieht, wofür man jetzt gerade ca. 15€ hingelegt hat. (Mal zum Vergleich: Papierschnitte von Burda kosten auch um die 10, Vogue kostet in D im Laden ca. 18€ - und dafür bekommt man fuddeliges Seidenpapier und die Anleitung unpraktisch auf einen Riesenbogen billigen Papiers gedruckt). Also die meisten Indie-Schnitte haben neben der Aura einfach auch eine hochwertigere Ausstattung. Und die 3 By-Hand-Gründerinnen haben, so schien es z.B. in ihrem Blog, den Traum jeder Selbermacherin gelebt, ich glaube die 3 hat man als Kunde mit noch mehr Anteilnahme verfolgt, als andere Schnittmacherinnen.

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  5. Pink Chalk hat im letzten Jahr auch sein komplettes Sortiment abverkauft und hat jetzt nur noch pdf-Dateien im Shop. Vom Vollsortimenter mit einigen Angestellten zurück zur one-woman-show.
    Ich vermute, Kathy Mack schläft jetzt besser.
    Andere Schnittdesignerinnen wie Kibadoo hier in Deutschland erweitern dagegen das Sortiment um Papierschnitte, die dann in Läden zu haben sind.

    Es gibt da wohl kein richtig oder falsch, ich habe allerdings mit großem Interesse den Artikel von Todd Gibson gelesen. Vielen Dank für´s Verlinken!

    Als unabhängige Schnittentwicklerin sollte man wohl viele Standbeine haben. Ich selbst mache
    Schnitte die mir am Herzen liegen, verkaufe etwas ausgefallenes Material und ein paar Einzelstücke und gebe Kurse. So ergänzen und befruchten sich die einzelnen Bereiche.
    Für mich ist das OK, ich will aber auch nicht größer werden oder irgendwelche Kooperatinen eingehen.

    Achja: Auch bei den Schnittmusteruzeitungen ist ja Bewegung im Markt.
    Da tut sich richtig was und ich bin gespannt, welche Konzepte sich durchsetzen.
    Nur Tante Burda bleibt, wetten?

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    1. Da wette ich nicht dagegen. In anderen Ländern, wo mittlerweile das Hauptgeschäft von Burda gemacht wird, haben sie ja auch recht wenig Konkurrenz. (Wobei das was wir hier machen, Indie-Schnitte aus USA oder Neuseeland oder sonstwoher bestellen oder bei Santa-Lucia-Patterns kaufen, das wird nie zur Massenbewegung werden. Das ist vom Umsatz her vermutlich noch nicht einmal ein Promille dessen, was Burda bei uns erwirtschaftet, also auch keine echte Konkurrenz für die Platzhirsche.)

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  6. Na, hoffen wir mal nicht, dass noch mehr Firmen verschwinden oder sich signifikant verkleinern müssen - denn das heißt früher oder später, dass sie weg sind. Schnittmuster nehmen viel Zeit in Anspruch, und wenn dabei nicht entsprechend "was rumkommt", dann kann man früher oder später den Verlust an Zeit (für andere Dinge, Schlaf, soziale Kontakte etc.) eben nicht mehr rechtfertigen.
    Mich wundert immernoch, dass unglaublich viele Hobbyschneiderinnen auch überhaupt nicht bereit sind, Geld für ein Schnittmuster zu bezahlen. Oder es dann zu teuer finden etc. etc.
    Ich glaube, das ist ein großer Knackpunkt (zumindest hierzulande), dass man tatsächlich den Wert seiner Arbeit rechtfertigen muss. Aber das Thema wäre jetzt bodenlos ;)

    Liebe Grüße
    Katrin

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  7. Daß die Hersteller lieber pdfs verkaufen wollen, weil es für sie billiger ist, ist klar. Aber ich denke mal, das haben wir als Kunden tatsächlich mit in der Hand, so lange wir Schnitte auf Papier kaufen und ggf. Schnitte als pdf dann nicht kaufen... wird es auch Papierschnitte geben.

    Ich weiß nicht, ob heute mehr kleine Firmen eingehen als früher. Ich vermute mal, so viel anders war das nie.

    Nur wer im Prä-Internetzeitalter eine kleine Firma gestartet hat, hat das in der Regel eher lokal getan und ist gewachsen, wenn es ein Erfolg war. Andernfalls hat kaum jemand mitbekommen, daß da eine Firma entstanden und wieder gestorben ist.

    Und dann ist die Schwelle dafür, eine Firma zu gründen und Kunden zu finden durch das Internet zumindest scheinbar niedriger geworden. Werbung kostet nichts oder fast nichts, ich kann meine Ware ohne eine komplizierte Logistik international anbieten und wenn es ein Download ist, muß ich mich nicht mal Zoll herumschlagen. (Mit Umsatzsteuer in der EU hingegen jetzt schon...) Und per Crowdfunding kann man Geld bekommen, das die Bank nicht gegeben hätte. Und manchmal hat es halt auch gute Gründe, wenn die Bank kein Geld raus rückt...

    Andererseits... wenn man nicht ausprobiert, ob ein Konzept trägt und Geld verdient... wird man es nie wissen. Die natürliche Folge davon ist halt, daß Firmen wieder aufgeben. Das ist aus meiner Sicht der normale Gang der Dinge. Den wir vielleicht nur in Deutschland so nicht gewöhnt sind, weil man bei uns doch eher auf Nummer sicher spielt oder das zumindest lange getan hat,

    Manchmal hat es auch einen Grund, warum die großen Firmen etwas auf eine bestimmte Art tun... weil das die Art ist, auf die auch der Punkt mit dem Geld verdienen funktioniert.

    Ich habe bislang auch nur einen "Independend" Schnitt Zuhause. Bislang ungenäht... aber dermSchnittbogen alleine überzeugte mich nicht so. Der Preis schreckt mich weniger, aber da ich kein PayPal mag, klappt das mit der Bezahlung halt nicht. Und da meine Figur nicht so einfach ist, bevorzuge ich Firmen, die ich schon kenne, weil ich da auch schon weiß, wie ich ändern muß...

    LG,
    marion

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    1. Ja, letztendlich erfahren wir hier vom Zurückfahren des Angebots und den ganzen Gründen dafür nur so ausführlich, weil sich die By-Hand-Gründerinnen gegenüber ihren Crowdfunding-Investoren rechtfertigen müssen. Und das Geschäftsmodell Schnittmuster ist ohne das Internet eigentlich kaum umsetzbar, weil man in vor-Internet-Zeiten den Vertrieb nicht geregelt bekommen hätte. Wie hätte man früher Papierschnittmuster in die Läden bekommen? Man hätte Laden für Laden selber abklappern müssen. Oder selbst einen Stoffladen haben müssen, in dem man die Schnitte verkauft (so wie Schnittquelle). Aber das wäre alle in einem viel kleineren Maßstab gewesen. Nur: auch wenn das Internet Vertriebsmöglichkeiten bietet und damit die Möglichkeit, zu wachsen, ist so ein Geschäft doch nicht beliebig skalierbar. Wenn die Arbeit (z.B. um Versand und Kundenservice abzuwickeln) nicht mehr von einer Person bewältigt werden kann und jemand eingestellt werden müsste, dann muss man schon sehr viele Schnitte verkaufen, damit es sich noch lohnt. Und ich glaube, an der Stelle liegt der kritische Punkt, über den die meisten Indies wahrscheinlich nicht herauskommen werden.

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    2. Das mit dem Schhittverkauf in Stoffläden funktioniert allerdings heute noch wie eh und je: Du gehst mit deinen Schnitten auf eine Fachmesse.

      Das Problem ist auch das gleiche wie schon immer: du mußt Händler davon überzeugen, in ihrem Laden Platz für deine Schnitte zu machen und auch Geld bei dir zu lassen. (Oder selber mit Komissionsware in Vorleistung gehen.)

      Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob du mit reinem Internetverkauf wirklich weit kommst. Bestenfalls wenn man eine ganz besondere und einmalige Nische gefunden hat.

      Der Verkauf von Schnittmustern über einen Internet-Shop ist sehr zeitaufwendig, weil du in der Regel Schnitte einzeln versendest oder mal zwei und auch jede Zahlung eine Buchung ist, mit dem Aufwand der anfällt.

      Über den Handel zu verkaufen ist wesentlich komfortabler, weil du da gleich einen ganzen Packen Schnitte mit einem Versandvorgang los wirst und auch nur eine Buchung hast.

      (Wobei dieser Punkt möglicherweise vielen Indie-Schnittherstellern auch nicht so klar ist.)

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    3. Ja genau, das meinte ich mit "nicht skalierbar": man hätte bei Papierschnitten sehr bald den ganzen Tag nur mit dem Versand zu tun, wenn man mehr als nur ein paar Schnitte verkauft. In Stoffläden würde man sicher noch an ganz andere Kunden herankommen, als übers Internet, das sehe ich auch so - nur wieviele Läden bundesweit kämen denn dafür überhaupt in Frage? Die Stoffläden hier haben oft gar keine Schnittmuster oder nur Burda, oder ein Mini-Angebot an Indie-Schnittmustern (d.h. vielleicht so 15 Stück). Vielleicht sind Stoffläden woanders besser ausgestattet? Oder es versuchen nur wenige ernsthaft den Vertrieb über Stoffläden? Vielleicht müsste das einfach mal jemand probieren?

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  8. Byte Hand hat in dem Post sehr ehrlich und ausführlich die Entscheidung geschildert. Sie sind nicht pleite, weil sie ihre Papierschnitte nicht an die Frau gebracht haben. Im Gegenteil, sie benennen den Schnittverkauf als den Zweig ihres Geschäfts, der Geld eingebracht hat. Und sagen auch, dass sie sich am Ende mehr darum hätten kümmern müssen, genau diese Stärke zu nutzen und mehr und interessantere neue Schnitte hätten entwickeln müssen.
    Als Kauffrau sehe ich da schon eine Menge kritische Entscheidungen und auch risikofreudige Investitionen. Vielleicht ist es für mich, als Libhaberin von Indepant Schnitten, Wunschdenken, aber ich hoffe auf das Weiterbestehen von den vielen kreativen Indielabels.
    LG,
    Claudia

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    1. Ich hoffe das auch! Mir scheint, By Hand hat sich einfach mit der Stoffdrucksache verzettelt. Und ich bin gespannt, wenn sie jetzt ihre kreative Energie ganz in neue Schnittmuster stecken, was dabei herauskommt. Wenn man Schönes (mit Ärmeln!) ist, würde ich das auch als pdf kaufen.

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  9. Schade, wenn ein Geschäftsmodell nicht funktioniert - aber das ist ja völlig natürlich, es gibt jede Menge Existenzgründungen, die scheitern. Ich wünsche den Damen weiterhin alles Gute!

    Die Prognose mit den Papierschnitten halte ich für falsch - Herr Gibson schreibt ja auch über ein relativ junges Label, das mit Papierschnitten längst nicht so etabliert ist wie burda, butterick etc. Im Moment ist ja generell DIY sehr im Trend, und viele, die durch den Trend dazu aufspringen, greifen eher zu Download-Schnittmustern. Wie sehr es sich für Indie-Firmen lohnen wird, ist eine Sache, aber Papierschnittmuster etablierter Firmen wird es auch in 20, 30 Jahren noch geben.

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    1. Ich würde mir auch keine Prognose zutrauen, was Papierschnitte betrifft. Diese Zusammenkleberei von DinA4-Blättern ist definitiv nicht der Weisheit letzter Schluss. Da muss es doch noch etwas Besseres geben.

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  10. Deinen Artikel habe ich mit Interesse gelesen. Auch mein IndieLabel (b-patterns) gibt's erst seit einem Jahr und bis es sich für mich lohnt, muß ich wohl noch sehr fleissig und geduldig sein, was aber wohl auch völlig normal ist, wenn man sich selbstständig macht. Geduldig alleine schon, weil man als One-Woman-Show ja alles alleine machen muß, von der Idee-Schnitt-Ebook-Entwicklung, Marketing, Onlineshop-Kundenbetreuung, Materialeinkauf, Fotos, Blog usw. und das braucht alles seine Zeit, da stauen sich die Ideen, aber man kann trotzdem nur alle paar Monate einen Schnitt samt Anleitung entwickeln. Die Schnittheftentwickler haben ja ein ganzen Herr von Mitarbeitern und in einer Ausgabe sind dann eben auf einen Schlag etliche Schnitte - das ist eine ganz andere Liga, damit kann und sollte man sich nie messen - schon gar nicht, was den Preis eines Schnittes betrifft.
    Ich hoffe einfach durch kontinuierliche Qualität und hoffentlich Modelle, die gefallen zu überzeugen. Und dann ist da natürlich noch die entsprechende Vernetzung - da muß ich wohl noch Überzeugungsarbeit leisten. Ich bleib dran. GLG, Ingrid


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    1. Wie oben schon jemand sagte: Die Schnittmusterhefte habe ja außerdem noch Einnahmen durch die Werbung im Heft. Der Heftverkaufspreis muss die Sache nicht tragen, daher können die ganz anders kalkulieren.

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  11. Ein Punkt, auf den hier noch nicht eingegangen ist, ist der Zeitfaktor. Heutzutage will man alles sofort und gleich. Mit Downloadschnitten ist dies kein Problem, denn ich muss nicht in einen Laden fahren oder auf meine Bestellung warten.

    Mich ärgert bei diesen "Indie-Schnitten" sehr oft, die fehlende Passform. Bei Blusen oder Shirts werden oft kastenförmige Gebilde ohne jegliche Abnäher angeboten oder der empfohlene Stoff ist aus gestricktem Material. Ich persönlich mag dies nicht, weil meine Figur mit diesen Schnitten nicht kompatibel ist. (Klar, ich weiß - mein Problem!)
    --Eins möchte ich noch klarstellen: Es gibt durchaus lohnende und gut konstruierte "Indie-Schnitte"--

    Fakt ist jedoch, dass sich die Mode -mehr oder weniger- wiederholt. Auch das Rad kann man nicht neu erfinden und ein Rock bleibt ein Rock, auch wenn er zwei statt einer Kellerfalte besitzt. Die "Indie-Schnitte" bieten einen zusätzlichen Anreiz - zeigen neue Variationen, aber ob das Bestand haben wird...

    LG Martina

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    1. Ja, gerade in letzter Zeit hat noch jede Nähbloggerin in USA und GB einen Schnitt für ein kastenförmiges Oberteil mit überschnittenen Schultern rausgebracht, zumindest drängt sich dieser Eindruck auf. Da versuchen auch viele, vom derzeitigen Nähboom zu profitieren, und denke nicht, dass alle auf Dauer weitermachen werden.

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  12. …weil´s mir Spaß macht, hatte ich noch vergessen :)

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  13. Also ich besitze nicht viele Indieschnitte. Nur von Sewaholic habe ich einige daheim, sonst keine.
    Warum? Erstens sind sie mir meist zu teuer - wenn ich 10€ für einen Schnitt bezahlen soll, was ich grundsätzlich gerne bereit bin, dann möchte ich aber auch mehr haben, als ein unförmiges, kastenförmiges Shirt ohne Abnäher oder sonst etwas. Zweitens bin ich mit der Passform immer etwas skeptisch. Bei Burda und Big 4 weiß ich mittlerweile, was ich wo ändern muss, damit es mir passt. Bei neuen Schnittmusterfirmen bin ich immer erstmal wahnsinnig skeptisch, ob es mir auch passt.

    Im Übrigen fürchte ich, dass sich die meisten Indie-Schnittmusterfirmen nicht auf Dauer halten werden. Gerade ist halt DIY in, aber der Kundenkreis ist wohl jetzt schon nicht riesig. Und irgendwann wird der DIY-Trend vorbei sein und dann die Nachfrage sinken.

    Ich finde PDF-Schnitte übrigens toll. Man kann sich das Muster kaufen, wenn man es wirklich braucht und druckt es sich einfach aus (okay, wir haben einen Laserdrucker, wo die Druckkosten marginal sind). Gerade bei den US-Schnitten finde ich es super praktisch, da dort meist die Versandkosten höher sind, als der Schnitt selbst.
    Bei Sewaholic habe ich auch erst angefangen einzukaufen, als sie pdf-Schnitte angeboten haben.

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    1. Ja, gute Frage, ob und wann der DIY-Boom wieder vorbeigeht. Oder ist es nur eine Frage des "wann" und nicht des "ob"? Ehrlich gesagt kann ich mir ja gar nicht vorstellen, dass sich das Rad wieder zurückdreht.Können wir noch einmal zu so einem naiven, labelbesessenen Kleidungskonsum wie in den 80ern, 90ern und 2000ern zurück? (Wobei "wir" ja eigentlich schon völlig falsch formuliert ist: das bezieht sich lediglich auf eine kleine Schicht von Menschen in der westlichen Welt, die a) nennenswert verfügbares Einkommen für Konsum haben und b) die sich schon mal mit Nachhaltigkeit und den Bedingungen der Textilproduktion auseinandergesetzt haben. Also das Bionade-Biedermeier, grob gesagt. Das bezieht sich nicht auf Menschen, die es sich nicht aussuchen können, wo sie kaufen, nicht auf die wachsenden wohlhabenden Mittelschichten in Ländern wie Indien oder China, nicht auf die Millionärsgattin aus Dubai.)

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  14. In dem Beitrag haben sie genau beschrieben, was mit dem Druckservice sie mehr gekostet hat als erwartet und wie sie den zeitlichen Bedarf unterschätzt haben. Ich habe auch von anderen Kickstarter-finanzierten Projekten gelesen, die genau damit ein Problem hatten.
    Man unterschätzt den Bedarf, da man überzeugen möchte und nicht als gierig dastehen will. Ein Projekt, dass ich im Kopf habe, hatte die Versandkosten für die Kickstarter-Geldgeber-Geschenke total falsch eingeschätzt. Es gibt recht viele Geber mit kleinen Beträgen, die dann aber auch mal in Neuseeland sitzen. Kickstarter selbst kostet eine Gebühr.
    Ob man diese Fehlbeträge aus anderen Quellen oder durch Zeit stemmen kann, ist dann die Frage.

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    1. Ja, man fragt sich schon, wie das alles hätte gehen sollen. Hatten die drei das Schnittmustergeschäft wirklich so im Griff, dass sie so viel freie Wochenarbeitszeit hatten, um die Stoffdruckpläne zu stemmen und gleichzeitig neue Schnitte zu entwickeln, sich um Vertreib, Kundenservice und Werbung zu kümmern? Ich kann mir vorstellen, dass sie schon mit den Schnitten und dem Drumherum zeitlich ziemlich ausgelastet waren. Dann setzt man die Kickstarter-Summe möglichst niedrig an, klar (ein interessanter Aspekt, Danke!), dann kosten die Geschenke und es kostet vor allem Arbeitszeit, das alles zu organisieren. Nicht nur der Versand der Dankeschöns, auch die Kampagne selbst (Film, Unterstützer etc.) ist wahnsinnig aufwendig. Und daneben noch das reguläre Geschäft am Laufen halten.

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  15. Vielen Dank für den Link zu dem Beitrag von Todd Gibson, der ist wirklich interessant. Ich bin gespannt auf die Entwicklung bei den Print Pattern. Ich selber kaufe zu 99% Papierschnitte, das zusammenkleben der E-Pattern ist für mich so nervtötend, zeitaufwändig und lästig, dass ich solche Schnittmuster nicht kauft bzw. nur unter großem innerem Protest wie den Jenna Cardi. Ich hoffe auf eine Entwicklung bei der uns die Schnittmusterfirmen anbieten, dass der Schnitt in einer lokalen Druckerei ausgedruckt wird und die den Print an uns versendet und nicht mehr ein Versand aus USA o.ä. mit Zoll und allem drum und dran nötig wird. LG Kuestensocke

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    1. Das ist ne tolle Idee! Wenn ich einen Schnitt kaufe, wird der Kauf an einen Poltterservice weitergeleitet, ohne dass ich mich um etwas kümmern muss, und der schickt mir den Schnitt dann in Papierform zu. Das wärs!

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