Samstag, 7. Mai 2016

Prada-Sewalong: Mit Leinenpatchwork zum Finale


Wird Bastelei erst durch ein berühmtes Label geadelt? Oder was ist der Unterschied zu dem, was ich selber basteln kann? Das ging mir durch den Kopf, als ich den Rock aus schwarzen Leinenresten nach Vorbild eines Rocks von Prada (hier) zusammensetzte. Wie Frau Vau richtig anmerkte, ist bei Patchworkkleidung der Grat zwischen "Wow" und "Lumpensack" recht schmal, und bei so einer Konstruktion wie hier, bei der die Nähte sichtbar nach außen gelegt sind, gilt das ganz besonders. Wie die Detailfotos zweier anderer Röcke aus dieser Kollektion zeigen (hatte ich hier beim Zwischenstand gepostet), sind die Stoffe dachziegelartig, links auf rechts zusammengesetzt und die offenen Kanten einfach mit Zickzackstich umkantelt. So wie es Hobbyschneiderinnen ohne Overlock auf der ganzen Welt machen. 


Und genauso habe ich es auch gehalten: Die Längskanten der Einzelteile gezackelt - sie liegen im Fadenlauf und würden sich sonst vollkommen auflösen. Die unteren Kanten  liegen im schrägen Fadenlauf, fransen daher weniger, und bekamen nur eine einfache schwarze Steppnaht zur Sicherung, die man kaum sieht. Zusammengenäht wurde alles mit dickem weißem Absteppgarn als Oberfaden.


Der Rock hat viel mehr Reste verschlungen, als ich erwartet hatte, daher musste ich unterschiedliche Leinenqualitäten verwenden und ganz zum Schluss beim Nähkränzchen sogar noch ein abgeschnittenes Hosenbein von Suschna - Textile Geschichten erschnorren (Danke nochmal dafür, es fügt sich wunderbar ein). Das finde ich letztlich sogar sinnvoller, als die Einzelteile aus frisch gekauftem Stoff auszuschneiden und dann mühsam zusammenzusetzen, wie es beim Prada-Original vermutlich gemacht wurde. Aber wenn ich diesen Rock trage, wird sich sicherlich sowieso niemand an die Prada-Frühjahrskollektion 2015 erinnert fühlen, sondern der ganze Kontext wird eher für die merkwürdige Bastelei einer Hobbyschneiderin sprechen - aber das ist mir herzlich schnuppe. Das Nähen war bis jetzt ein schönes Experiment, ich fand es interessant, mich mal genauer mit Prada zu beschäftigen. Das geplante Oberteil ist leider noch nicht über den Zuschnitt hinausgekommen, da ich den Schnitt aus Burda 4/2016 unbedingt ausprobieren möchte, wird das aber auf jeden Fall genäht.

Die Ergebnisse des gemeinsamen, von Prada inspirierten Nähens sind hier verlinkt - manche haben ganze Kollektionen genäht, und kaum eine kam ohne Schlangenlederimitat aus. An der Stelle klafft ja eine Lücke in meinen Stoffvorräten, ich glaube, ich muss mein Verhältnis zu diesem Material überdenken.

18 Kommentare:

  1. Der Rock gefällt mir sehr gut, würde ihn gerne mal angezogen sehen! Ich habe auch einige Leinestücke gesammelt, aber meine bisherigen Versuche sahen mehr so nach Lumpensack aus.......Und Schlangenlederimititat mag ich gar nicht, Prada hin oder her.....
    Herzliche Grüße
    Sabine

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich schaue mal, dass ich Tragefotos bekommen, das ist im Moment schwierig. Über Patchworkkleidung denke ich schon ewig nach und sammele schon lange bei Pinterest Ideen, aber die Umsetzung finde ich auch schwierig. Wollstoffe könnt eich mir so verarbeitet auch vorstellen, aber dann hört meine Vorstellunsgkraft auch schon auf.

      Löschen
  2. Ja, es ist ein schmaler Grat zwischen Lumpensack und Designerstück. Wenn du am Kurfürstendamm (Mir als Nichtberliner fällt nichts Anderes ein.) mit deinem Röckchen auf und ab schlenderst, wirst du garantiert scannende Blicke von Prada-bekennenden Ladies (oder anderen Designer-Ladies) erhaschen. Diese Damen erkennen sofort die Key-Elemente und versuchen den Rock der passenden Kollektion zuzuordnen. Denn dein Rock sieht toll und einzigartig aus.
    Wenn du jedoch - was weiß ich wo - lang spazieren gehst, kann es natürlich sein, dass dir jemand einen Euro zusteckt, damit du dir etwas Anständiges zum Anziehen kaufen kannst.
    Wie gesagt, der Grat ist schmal.
    LG Martina
    PS: Ich finde den Rock große Klasse!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Der Eindruck hängt sicher auch von den Schuhen ab - leider fehlt es mir da auch an Prada. Aber das macht nichts, ich habe den Rock schon getragen und hatte den Eindruck, dass niemand in meiner Umgebung irgendetwas Ungewöhnliches registriert hat.

      Löschen
  3. Ich find ihn cool (und habe sonst gerne mal Probleme mit textilem Gestückel...). Und bin auch gespannt auf Tragefotos.
    LG, Bele

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke. Ich hoffe das wird an diesem Wochenende was mit den Fotos.

      Löschen
  4. Sehr schön ist der Rock!
    LG Karin

    AntwortenLöschen
  5. Der Rock schaut toll aus und finde nicht, dass er wie ein Sack aussieht, so wie er hier hängt. Ich wünsche dir viel Freude beim Tragen und du weißt ja, dass dein Rock nach Prada genäht wurde...
    LG Stefi

    AntwortenLöschen
  6. Ich finde den Rock sehr schön. - Und die mit dieser Technik eröffneten Möglichkeiten im Upcycling-Universum. Bin sehr gespannt auf Tragefotos.
    Liebe Grüße,
    Ella

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Stimmt, die Möglichkeiten! Mit weißem Leinen könnte ich mir sowas in der Richtung auch noch vorstellen. Oder mit Wollstoffen. Aber alle anderen Materialien driften in meiner Vorstellung leicht in Richtung "Lumpensack" ab.

      Löschen
  7. Boa, das ist ein tolle Idee***lg barbara

    AntwortenLöschen
  8. Ich bin ja ewig hintendran mit nachlesen... also, ich finde der Rock sieht sehr schön aus, auch gar nicht nach 80er Jahre Nähexperiment oder -bastelei. Ich denke, es kommt auch ganz stark darauf an, was du dazu trägst. Zeig doch irgendwann mal angezogen! Das sieht immer ganz anders aus.
    Liebe Grüße! frifris

    AntwortenLöschen
  9. Der Rock erinnert mich an koreanische Patchworks, die Stoffe Ton in Ton zusammensetzen. Ich finde ihn sehr schön geworden, aber von mir aus darf man das "Bastelei"-Element auch gerne sehen. LG mila

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Pojagi! Das war tatsächlich vor Urzeiten mal meine erste Idee, wegen der ich Leinenreste gesammelt hatte. Handgenäht natürlich. Das finde ich auch immer noch reizvoll. Wer weiß, wenn wieder Reste da sind...

      Löschen
  10. Leider leider habe ich es verpasst mir den Rock genauer anzusehen. Ich saß zu weit weg.
    Denn der ist richtig schön. Könnte ich irgendwie irgendwann auch mal planen.
    Wie gut dass es abgeschnittene Hosenbeine gibt.
    lg monika

    AntwortenLöschen

Vielen Dank für deinen Kommentar!
Mit Abschicken des Kommentars erklärst du dich einverstanden, dass deine Angaben zu Name, Email, ggf. Homepage und die Nachricht selber gespeichert werden. Kommentare können auch anonym verfasst werden. Blogspot erfasst außerdem die IP-Adresse sowie Datum und Uhrzeit des Kommentars.
Der Kommentar kann jederzeit wieder gelöscht werden oder du kannst ihn durch mich entfernen lassen.
Mit dem Absenden deines Kommentars bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und sie akzeptierst.
Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, wenn sie Werbung oder Links zu Spam-Seiten u. ä. enthalten.