Freitag, 28. März 2008

Das (hoffentlich) letzte Stück des Winters

Oberteil Burda 8/2006, Nr. 113

Irgendein seltsamer Mechanismus koppelt meine Nähtätigkeit an Wetter und Jahreszeit. Sollte es demnächst doch mal Frühling werden, dann kommt irgendwann ein Tag, an dem ein Schalter in meinem Kopf umgelegt wird und der es mir physisch unmöglich macht, fortan noch ein Winterteil zu nähen. Leinen statt Wolle, und das geht dann bis September, bis sich der Jahreszeitenschalter wieder in die andere Richtung umlegt.

Das Osterwetter dieses Jahr war daher genau richtig, um endlich einen schon gut abgelagerten kuscheligen schwarzen Wollstrickstoff anzuschneiden (leider mussten dabei auch ein paar Teppichfransen dran glauben).

Aus der Schnittkritik drüben bei pattern review wusste ich schon, dass man mit dem Schnitt 113 aus Burda 8/2006 nicht viel falsch machen kann. Außerdem merkte ich Dank der Fotos dort rechtzeitig, dass der Wickelpullover Dreiviertelärmel hat und konnte sie gleich um 15 cm verlängern. Pullover mit kurzen Ärmeln halte ich nämlich für genauso sinnvoll wie schulterfreie Regenjacken. Ansonsten habe ich mich an die Anleitung gehalten, die Säume allerdings mit der Hand genäht. Nur die Kragenansatznaht gefällt mir so noch nicht: Laut Anleitung wird sie nur versäubert. Ich werde noch ein breites Samtband oder etwas ähnliches von innen dagegen steppen.

Das Ergebnis gefällt mir, es ähnelt einer Wickelstrickjacke, aber ohne die wickeljackentypischen Nachteile wie Verrutschen und Auseinanderwickeln. Da ich den Pullover von vorneherein als ein Teil zum "Drüberziehen" angesehen habe, macht es auch nichts, dass der Ausschnitt so tief ist. Aber die Rezensentinnen bei pattern review haben schon Recht: Mehr als eines braucht man eigentlich nicht davon im Kleiderschrank.

Freitag, 21. März 2008

Pfauenmusterschal alias Chevron Scarf







Beim Handarbeiten gibt es ja auch Moden. Das Schreckliche und gleichzeitig das Gute an den ganzen schönen Handarbeitsblogs ist, dass man auch noch davon erfährt. Und dann will ich das womöglich auch!

Mit großer Mühe habe ich mich davon überzeugen können, dass ich beispielsweise eine Häkeldecke aus Secksecken auf gar keinen Fall gebrauchen kann. Aber kaum hatte ich den Wunsch nach einer schönen bunten Decke erfolgreich unterdrückt, entdeckte ich die Chevron Scarfs, und da erlahmte mein Widerstand irgendwann.

Dass ich die Welt nun mit noch einem - meinem - Schal behellige rechtfertige ich damit, dass es für den Chevron Scarf anscheinend keine deutsche Anleitung gibt und ich mir meinen Schal selbst ausgeknobelt habe. Das Grundmuster ist das altbekannte Pfauenmuster (hier weiter unten, erste Variante), aber mit zwei Abwandlungen.

Ich habe 38 Maschen für zwei Musterrapporte plus zwei Randmaschen angeschlagen und erst einige Reihen kraus rechts gestrickt. Die erste und die zweite Musterreihe verwenden ein grün-braun-blau gemustertes Sockengarn von Kaffe Fassett. Die erste Reihe habe ich nach Anleitung gestrickt - also immer dreimal zwei Maschen rechts zusammenstricken, sechsmal ein Umschlag/eine Masche rechts, dann wieder dreimal zwei Maschen rechts zusammenstricken, alles wiederholen. In der zweiten Reihe werden alle Maschen links gestrickt, allerdings habe ich die Umschläge links verschränkt abgestrickt, so dass keine Löcher entstehen. Für die dritte und vierte Musterreihe habe ich jeweils ein rot-pink gemustertes Sockengarn verwendet und die dritte Reihe rechts, die vierte Musterreihe immer links gestrickt.

Der Schal wird dadurch ganz glatt, rollt sich aber auch leicht ein und muss auf jeden Fall gut gespannt und gedämpft werden. Beim nächsten Mal würde ich die vierte Reihe probehalber rechts stricken, das könnte auch gut aussehen - mit einer kleinen Rippe auf der Vorderseite - und der Schal hätte eventuell nicht mehr diese unschöne Tendenz zur Kordel. Aber ob es überhaupt ein nächstes Mal geben wird? Vermutlich habe ich dann schon wieder etwas ganz anderes entdeckt.



Schal im PfauenmusterHier das Material: Regia Color Farbe 5440 (Rottöne) und Regia Design Line von Kaffe Fassett, Farbe 4254 (Grüntöne)

Donnerstag, 20. März 2008

Irgendwann ist es dann auch mal gut...

Gobelintasche: Bestickt aber noch nicht genäht

Man sollte ja immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Beim Besticken meiner Gobelintasche war es gar nicht so leicht, überhaupt einen Zeitpunkt zum Aufhören zu finden - die schwarzen Flecken im Muster wurden einfach nicht weniger. Da noch! Da! und da! und dahinten - ach ja, und an der Stelle könnte ich auch noch...
Am Montag nach dem Radiokrimi habe ich dann ein ernstes Wörtchen mit mir geredet und mich zum Aufhören gezwungen. Am kommenden Wochenende wird sie fertiggenäht. Ob das Ergebnis mir so überhaupt gefällt, schließlich trage ich sonst wesentlich Schlichteres, die Frage schiebe ich erstmal beiseite. Eine so bunte Tasche habe ich bisher noch nicht und es wird sich herausstellen, ob mir sowas gerade noch gefehlt hat.

Dienstag, 11. März 2008

Die Sprache des Strickens

An diesem Tag antwortete die Strickmaschine leider nicht

Anfang Februar konnte man ja beim wedding2dress-Festival in der Brunnenstraße unter anderem eine Strickmaschine bewundern, die mit einer Einsprechmöglichkeit versehen ist und die Tonhöhen und -folgen der menschlichen Stimme in ein Strickmuster übersetzt. Reihen kleiner Vierecke in verschiedenen Gruppierungen bilden ein abstraktes Muster auf einem einfarbigen, rechts gestrickten Untergrund. Da die so entstehenden Teile wegen der Spannfäden auf der Rückseite nicht tragbar wären, lassen die Designerinnen zur Zeit Pullover und Schals als Jacquardgestrick, also mit zwei rechten Seiten, in Apolda produzieren. Demnächst soll es möglich sein, eigene Botschaften einzusprechen und in gewünschter Farbe und Form über die Webseite zu bestellen.

Eine schöne Idee, die mir seit der Designausstellung im Kopf herumgeht. Da die Übersetzung durch die Software auf einem sehr abstrakten Niveau stattfindet, sind die entstehenden Kleidungsstücke nicht lesbar - höchstens vom BND. Sollte man also so ein Teil mit persönlicher Botschaft verschenken wollen, müsste man dem Beschenkten die Botschaft mitteilen. Aber was für Möglichkeiten sich da auftun! Auf dem Heimweg phantasierten mein Liebster und ich von einer gestrickten Bibel oder von Thomas Manns Zauberberg als gestrickte Wolldecken für eine ganze Kurklinik.

In der heimischen Umsetzung dieser Idee - Stoff durch Sprache gemustert - fiel mir der digitale Schal bei Knitty ein, der ja nicht nur, wie in der Anleitung vorgeschlagen, eine zufällige Zifferfolge von Nullen und Einsen tragen müsste, sondern durchaus auch eine Bedeutung transportieren könnte. Überhaupt sollen ja schon die traditionellen irischen Strickmuster der Aran-Inseln - Zöpfe, Noppen, Waben, Rauten, Gittermuster - symbolische Bedeutungen besitzen, so dass das Gestrick zugleich gute Wünsche für den Träger ausdrückt. Die Strickmuster fungieren hier als ein Code - ein mehr oder minder willkürlich ausgewähltes Zeichen steht für eine bestimmte Bedeutung, die nur derjenige entschlüsseln kann, der den Code kennt.



Einen grundsätzlich anderen Umgang mit Sprache als Muster konnte ich unlängst in Sevilla bewundern. Im maurischen Palast sind arabische Kalligraphien in die Ornamentik der Wände und Decken eingearbeitet. Ob das noch jemand lesen kann ist zu bezweifeln, die Grundlage dieser verschlungenen Muster (auf dem Foto in den blaugrundigen Rändern) bildet aber die arabische Schrift, die durch Größenverschiebung, Übertreibung und Verzerrung zum Ornament wird.

Auch die lateinische Schrift hat ja durchaus dekoratives Potential - das ich aber weniger bei den üblichen T-Shirts mit Aufdruck sehe, egal ob da nun Yale University oder irgendeine sinnfreie pseudoenglische Botschaft steht. Über Schrift auf Stoff habe ich schon zu meinen zurückliegenden Patchworkzeiten nachgedacht und damals an gestickte Schreibschrift wie bei einem alten Brief gedacht. Jetzt könnte ich mir für Kleidung ein Ton-in-Ton bedrucktes Futter mit dekorativer Druckschrift vorstellen, mit hoffentlich herzerwärmenden Wünschen für die kalte Jahreszeit. Oder vielleicht einfach mit der Aufforderung "Nicht frieren!"

Montag, 10. März 2008

Mit Speck fängt man Mäuse...

Stoffmustersendung der Wollweberei Nietzelund mit Stoffmustern Menschen wie mich

Manche Läden machen einfach alles richtig - zum Beispiel die Wollweberei Nietzel. Sie schicken mir auch nach dem Umzug weiterhin unangefordert den Stoffmusterkatalog, und das, obwohl ich die letzten Male gar nichts bestellt habe. Aber ich könnte ja dieses Mal... Das denkt vermutlich auch Firma Nietzel, und zu Recht.

Fast bin ich erleichtert, dass sehr viele Stoffe gar nicht meinem Geschmack entsprechen: Kunstfasern, große Muster, Raubtierdrucke, Glitzer, Beigetöne... Aber es gibt auch günstige Näheinlagen, Futterstoffe, Neva Viscon und seit neuestem auch Venezia. Und schon wegen der schönen Überraschung - zweimal im Jahr einen Karton voller Stoffmuster - mag ich den Laden. Außerdem habe ich schon mal einige Stoffe aus dem Katalog später bei Karstadt in Leipzig gesehen - natürlich viel teurer.