Mittwoch, 29. Juni 2011

Me-made Mittwoch*: Grün-weiß

Lieber spät als gar nicht: Heute ein Me-made-Mittwoch bei 30°, das Wetter fährt Achterbahn diesen Sommer (morgen sind 19° angekündigt). Ich trage ein Oberteil vom letzten Jahr - 110 aus Burda 4/2009, hier besprochen, und einen schon uralten Leinen-Batist-Rock nach eigenem Schnitt, bzw. weniger hochtrabend: Um einen vorhandenen Rock herumgemalt, aus Leinenrest zugeschnitten, und mit Häkelborte und Volant aus einem Batistrest verlängert.

Einen weißen Rock zu tragen ist übrigens weniger mutig, als einige Kommentatorinnen vor einigen Wochen vermuteten: Ich stelle die immer so zusammen, dass man alle Materialien und damit auch den kompletten Rock bei 60° waschen kann - und wenn nötig, kommt er eben mit den Geschirrtüchern in die Maschine. So habe ich schon komplette Grillpartys von meinen Röcken entfernen können, und das ist ja im Sommer eine gute Sache.

*) Beim Me-made Mittwoch geht es darum, Selbstgemachtes anzuziehen und dies zu dokumentieren. Die Teilnehmerinnen von heute sind hier, und organisiert hat das ganze Catherine.

Montag, 27. Juni 2011

Nähgeheimnisse: Paspeln herstellen

Beim Nähen gilt: viele Wege führen zum Ziel, und Tricks und Kniffe kann man nie genug kennen. Daher die "Nähgeheimnisse", in denen ich anhand meiner laufenden Nähprojekte solche Tricks dokumentiere, die nicht unbedingt in jedem Nähbuch stehen, die für mich aber hilfreich, einleuchtend, Zeit sparend oder sonstwie nützlich sind - und ich hoffe für euch auch.


Das Problem:
Paspeln, also in der Naht zwischengefaßte Zierstreifen aus kontrastierendem Stoff sehen ungeheuer schick aus, es gibt sie aber meistens nur in wenigen Farben und Qualitäten fertig zu kaufen. Die Erkenntnis, dass man gar nicht auf das Ladenangebot angewiesen ist, war für mich ein echtes Aha-Erlebnis - warum nur hatte mir das nie jemand früher erzählt?.

Die Lösung:
Wir machen unsere Paspeln selbst. Sie können aus nahezu jedem Stoff und in verschiedenen Stärken leicht angefertigt werden, wenn man den Reißverschlussfuß der Maschine zur Hilfe nimmt.


Wir brauchen:
Schrägband, gekauft oder selbstgemacht – für eine dünne Paspel wie hier beschrieben etwa 2,5 bis 3cm breit, bei einer dickeren Paspeleinlage entprechend breiter
Schnur als Paspeleinlage – zarte, weiche Paspeln für Kleidung fülle ich mit dem typischen Topflappengarn aus Baumwolle („Schulgarn“, siehe Foto), bisweilen kann man im Kurzwarenhandel spezielle Paspelschnur als Einlage kaufen. Es gehen aber auch dünne Kordeln bzw. Seile vom Meter (Kurzwaren oder Baumarkt), oder auch Wäscheleine, falls eine kräftige Paspel gebraucht wird.
Reißverschlussfüßchen
Garn, Nähmaschine


1. Schrägband bügeln
Schrägband in gewünschter Länge abschneiden, der Länge nach Kante auf Kante falten und den Bruch leicht einbügeln. Damit muss man sich nicht lange aufhalten, einen scharf gebügelten Knick braucht man nicht, aber er hilft, die Schrägbandkanten beim Nähen später genauer aufeinander zu legen.


2. Paspelschnur einlegen und nähen
Die Paspelfüllung am Bruch einlegen, Reißverschlussfuß an die Maschine und mit großen Stichen eng an der Füllung entlang nähen (große Stiche deshalb, weil sie nichts halten müssen und sich im Falle des Falles leichter trennen lassen). Der Reißverschlussfuß hat auf der Unterseite eine Ausbuchtung, mit der er automatisch im richtigen Abstand von den Reißverschlusszähnchen geführt wird. Beim Paspelnähen läuft er genau so an der Wulst der Paspel entlang – fast wie von selbst.


3. Fertig
Immer passende Paspeln – jederzeit.
Zum Einnähen nimmt man am besten auch das Reißverschlussfüßchen, und wenn es scharf um die Ecke oder in die Rundung gehen soll, schneidet man die Paspel-Nahtzugabe leicht ein.


Meistens nähe ich die Paspel erst auf einem Schnitteil an - das ist einfach, denn man sieht ja, was man tut. Dann stecke ich das zweite Schnitteil rechts auf rechts entlang der Paspel fest. Wenn man das Teil mit der festgenähten Paspel an der Maschine nach oben legt, sieht man diese Fixiernaht und kann sich für die zweite Naht (diese mit normaler Stichlänge, denn sie soll ja etwas aushalten) danach richten.

Hilfreiche Ergänzungen aus den Kommentaren:

Von Griselda stammt die Idee, Paspeln mit Jerseystreifen zu füllen, sie schrieb:
"Wenn man eine richtig voluminöse und weiche Paspel haben will, kann man auch Singlejersey im waagerechten Maschenlauf in schmale Streifen schneiden, das rollt sich bei Zug auch schön auf."

Gaby probierte die Anleitung gleich bei einem Shirt aus - und hier kam von Julia der Hinweis auf die Jersey-Paspel: dabei wird in der Naht ein quer zum Maschenlauf geschnittener Streifen Jersey mitgefasst, der sich schön einrollt und sich im Gegensatz zu der verstärkten Paspel auch mitdehnen kann. Eine Anleitung dazu gibt es hier.

Donnerstag, 23. Juni 2011

Neulich in der Refashion-Sprechstunde...

So weit ist es nun also gekommen: meine Umgebung hat meine Ader für Kleider-Umarbeitungen entdeckt (Schuld war, glaube ich, die gestreifte Bluse aus einem Herrenhemd), und stellt mir ihre halbtoten Lieblingsstücke vor. Zum Beispiel eine zarte Bluse mit böser Verletzung am oberen Ärmel. Ob man da wohl noch etwas machen könne?


Als Kleiderchirurgin muss man sehr behutsam vorgehen: eine Lieblingsbluse ist wie ein geliebtes Haustier, ein Familienmitglied, da schneidet man nicht einfach so hinein. Ich schlug spontan einen Einsatz aus weißem Stickereistoff oder Häkelspitze vor, aber in dem Moment, als ich das Wort „Spitze“ aussprach merkte ich – nein, C. würde auf gar keinen Fall zulassen, dass ich Spitze (Igitt! Spitze!) an ihr altes Lieblingsstück nähte. Ich werde also meinen Fundus sichten, C. ein paar Stoffvorschläge unterbreiten und abwarten, ob sie mich operieren lässt. Ich hoffe es, denn von meinem eigenen Refashion-Stapel brauche ich gerade eine Pause. Ergebnisse dann am 1. Juli hier bei Neues Leben für alte Kleider.

Bis dahin noch zwei Links zu interessanten Kleiderverwandlungsseiten: Das Sekundär-Schick-Projekt ist ein noch ganz neues Blog - die Modedesignerinnen Sigrid und Katalin bieten in Berlin regelmäßig Arbeitstreffen zum Um- und Andersnähen an und zeigen im Blog einige Projektbeispiele.

Schon sehr lange Zeit verfolge ich Rose Chiffon, den Link fand ich damals über Ellen. Rose Chiffon macht meist nicht viele (französische) Worte, verwendet aber bis zum letzten Knopf ausschließlich recycelte Materialien, deren Herkunft sie genau angibt - und ich staune, was in Frankreich alles in den Müll wandert.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Me-made Mittwoch*: Hosentag


Heute eine Premiere zum Me-made Mittwoch: eine Hose! Da ich normalerweise Röcke trage, wurde diese unglaubliche Tatsache auch schon von meinen Schreibtischnachbarinnen kommentiert. Sollte ich in Jeans aufkreuzen, werde ich vermutlich gefragt, wer ich bin und was ich hier mache.

Die weite Hose aus Leinen – nach einem Tag etwas von ihrer Bestform entfernt – entstand schon vor längerer Zeit nach dem Schnitt einer gut passenden gekauften Hose, die ich auseinander nahm und abmalte, als ihre besten Zeiten vorbei waren. Diesen Schnitt habe ich schon mehrmals reproduziert, und könnte ich mich besser zum Hosennähen aufraffen, würde es noch einige Versionen aus Leinen und aus Wollstoff geben. Die Bluse ist die Origami-Bluse aus twinkle sews, hier schon einmal ohne Strickjacke gezeigt und hier im Detail vorgestellt. Beides zusammen ergibt ein Outfit, das nur unwesentlich mehr Form hat als mein Schlafanzug, durch Farbe, Material und den interessanten Schnitt der Bluse aber nicht so schlunzig wirkt, wie es in Wirklichkeit ist. Meine Strategie, wenn ich es sehr bequem haben, aber gleichzeitig nicht unangenehm auffallen möchte. Wobei, auffallend war es ja trotzdem: "Du trägst ja eine Hose?!?" - "Ähm ja, und?"

*) Am Me-made Mittwoch geht es darum, Selbstgemachtes zu tragen und dies zu dokumentieren Die Teilnehmerinnen von heute finden sich hier, organisiert wie immer von Catherine.

Montag, 20. Juni 2011

Das Lutterloh-Experiment

Die ganze Welt der Mode - Kleider, Röcke, Blusen, Hosen, Jacken, Mäntel - zum Nachnähen in einem einzigen Buch, klingt das nicht verlockend? So ein Gefühl des Näh-Schlaraffenlands überkommt einen, blättert man einen Schnittmusterband der Firma Lutterloh durch, zumal wenn es sich um eine Ausgabe älteren Datums handelt. Suschna besitzt so ein Buch, vermutlich aus den vierziger Jahren, als die 1935 gegründete Firma noch unter dem schönen Namen „Das Welt-Maß“ firmierte. Ein roter Band mit Goldprägung voll herrlicher Modezeichnungen, den sie hier in ihrem Blog vorstellte und aus dem sie zuletzt diesen Rock genäht hatte.

Der Versuchsaufbau: Schnittmusterkarte, Maßband, Papier

Das Lutterloh-System beruht (übrigens bis heute) auf einem einfachen Vergrößerungsverfahren: winzig kleine Schnittzeichnungen, etwa in Postkartengröße, werden durch das Anlegen eines Maßbandes in angegebener Richtung um ein bestimmtes Maß verlängert, die so ermittelten Punkte hernach verbunden, und schon hat man ein originalgroßes Schnittmuster nach den eigenen Körpermaßen, so zumindest das Versprechen.

Eines schönen Nachmittags trafen wir uns bei Suschna, um mit den Schnitten zu experimentieren. Das „Promenadenkleid“ Nummer 132, das ihr ziemlich viel geduldige Anpassungsarbeit abverlangte, hatte Suschna hier gezeigt. Denselben Schnitt nahm ich mir auch vor – mit Absicht einen schwierigen Fall, denn ich habe eine sehr ausgeprägte Brust-Taille-Differenz, die in dieser Schnittform, einer anliegenden Passe in der Taille mit angekräuseltem oberen Vorderteil, nur schwer unterzubringen ist.

Die Schnittvergrößerung per angelegtem Maßband, an der eigenen Ober- bzw. Hüftweite orientiert wie angegeben, ist grundsätzlich ein ziemlich fehleranfälliges Verfahren, das merkte ich, als ich aus Versehen einige Punkte doppelt ermittelte und auf einmal an einer ganz anderen Stelle herauskam.Kleine Abweichungen beim Anlegen an der Zeichnung führen leicht zu einer Differenz von mehreren Zentimetern. Belege müssen grundsätzlich selbst erstellt werden, für manche Abnäher gibt es nur eine ungefähre Markierung, eine Nähanleitung gibt es auch nicht – für Anfänger ist das nichts.

Sieht gar nicht so schlecht aus

Die erste Kleidversion erschien nahezu hoffnungslos: das Vorderteil in der Taille an jeder Seite vier bis fünf Zentimeter zu weit und außerdem an den Seitennähten viel länger als das Rückenteil. Oder sollte man für das untere Vorderteil etwa die Taillenweite als Richtwert zum Vergrößern nehmen? Das erschien logisch, auch wenn im Lutterloh-Vorwort immer nur von der Ober- bzw. der Hüftweite die Rede war.

Der Kragen ist der Schwachpunkt

Ausprobiert und – es passte viel besser. Die Weite stimmte jetzt und die Seitennähte hatten nahezu die gleiche Länge. Würde ich das Mittelteil füttern, die Ausschnittkanten noch etwas verürzen und Ärmel einnähen, wäre das ein tragbares Kleid. Im Moment tendiere ich aber dazu, es nicht fertigzunähen - einmal habe ich den Retrostoff nach der ganzen Änderei schon etwas über, zweitens ist und bleibt der Kragen der Schwachpunkt: Er ist nicht viel mehr als ein angeschnittenes Rechteck mit einem großen, dreieckigen Zipfel und sitzt daher äußerst bescheiden. Ein in der hinteren Mitte eingesetzter Keil brachte etwas Besserung, aber das grundlegende Problem, dass so ein krudes angeschnittenes Ding ohne Kragensteg sich natürlich nicht manierlich umlegt und unbequem sitzt, ließe sich nur mit einer Neukonstruktion lösen.

Und auf die habe ich derzeit keine Lust - meine Neugierde, ob das Lutterloh-System tatsächlich funktioniert, ist ja jetzt befriedigt. Fazit: Schwächen in den Details, aber grundsätzlich eine gute Passform. Wären alte Schnitte meine Passion, ich würde mich mit Lutterloh-Bänden aus verschiedenen Jahrzehnten eindecken. Retro-Expertin Cathérine nähte sich aus dem gleichen Buch übrigens dieses Kleid, Modell 157, und da ist noch viel mehr zu erwarten.

Im Ergebnis aber doch: naja

Abgesehen davon, dass das Ausprobieren Spaß gemacht hat, ist nichts so schlecht, als dass es nicht noch zu etwas gut wäre: mein Kleid hat innen einen wunderschön versäuberten Beleg - eine für mich neue Technik - und an der Teilungsnaht eine selbstgemachte Paspel. Wie beides gemacht wird, zeige ich demnächst, denn ich hatte mir schon vorher überlegt, eine kleine Blog-Serie mit dem hochtrabenden Namen „Nähgeheimnisse“ zu starten und solche kleinen Tricks und Kniffe zu verraten, die nicht in Büchern stehen.

Samstag, 11. Juni 2011

Quilten ohne Internet: Die Sonnenschein-Decke


Neulich hatte ich ja erwähnt, dass meine ersten Quiltversuche noch aus Zeiten stammen, in denen von Blogs noch nicht die Rede war, ja, die allerersten Versuche gehen auf Zeiten zurück, als das Internet für alle noch nicht mal am Horizont aufblitzte. Wie ich schon schrieb, weiß ich noch nicht recht, wo die Reise ins Quiltland nun für mich hingehen wird. Und dann gibt es auch noch Blogs wie True up, wo Tag für Tag neue Stoffkollektionen vorgestellt werden - in Salt Lake City war gerade Spring Quilt Market. Und alles wäre potentiell bestellbar! Und bei True Up gibt es jeden Freitag die Rubrik "Sale alert - international edition" mit einer Auflistung, welche Onlineshops gerade kostenlosen Versand oder andere Vergünstigungen anbieten. Das ist zu viel für mich! Zu viel Muster, zu viel Farbe, zu viel Stoff, zu viele Möglichkeiten.

Daher dachte ich, ich drehe die Sache mal um: frage mich nicht, wo ich hingehen werde, sondern schaue mir an, wo ich herkomme. Und erinnere mich daran, wie Quilten ohne Internet war, nur mit dem eigenen Kopf und der überschaubaren Bücherauswahl unserer Stadtbibliothek.


Los gehts mit der Sonnenschein-Decke. Sie entstand etwa 2002/2003, also schon zum Ende meiner ersten Quiltphase und geht auf eine Abbildung in Quilts von Dennis Duke und Deborah Harding zurück, einem atlasgroßen Prachtwälzer, in dem vor allem historische amerikanische Quilts mit kurzen Erläuterungen abgebildet sind. Die Decke von ca. 1880 in gedämpften Braun- und Blautönen, die Farbgruppen allerdings parallel zu den Kanten angeordnet, wurde dort als triangles oder thousand pyramides pieced quilt bezeichnet, Herkunft der Decke und des Musters unbekannt. Heute finde ich frappierend ähnliche Quilts wie meinen unter der Bezeichnung value quilts im Netz - "value", weil das Muster durch die unterschiedlichen Farbwerte der Stoffe hervortritt. Für mich wieder ein Beleg, dass sehr ähnliche Dinge völlig unabhängig voneinander entstehen können. Ein Tutorial von Sew Katie did vom März 2009, in dem die Blöcke wie bei mir ein auf der Spitze stehendes Quadrat bilden, wurde häufig nachgearbeitet, und auch Claudia von Machen und Tun hatte 2009 hier und hier mit einer ganz ähnlichen Anordnung experimentiert.


Von solchen rationellen Nähweisen wie im Tutorial hatte ich natürlich keine Ahnung: ich schnitt mir mit einer Pappschablone Dreiecke mit einer Kantenlänge von 7cm plus Nahtzugaben zurecht und nähte sie von der Mitte ausgehend zusammen, rechnete mir aus, wieviele Dreiecke aus welchen Farbgruppen ich für die nächste Runde brauchen würde, schnitt zu, nähte zusammen, und das so lange, bis mir die Decke allmählich groß genug erschien. Nach 2, 20m auf 1, 60m oder 1320 Dreiecken war das der Fall.


Die Stoffe stammten alle aus meinem damals schon recht großen Restebestand: Ikea aus den Neunzigern, Sofakissenbezüge von meinen Eltern aus den Siebzigern und Achtzigern, Reste von Blusen von mir, von einem Kleid meiner Mutter, Reste von vorangegangenen Quiltprojekten, bestimmt an die 70 verschiedene Stoffe. Und warum Sonnenschein-Decke? Weil die Mitte - gelb-rosa-pink-orange, wie außergewöhnlich kam mir diese Farbzusammenstellung damals vor! - wie ein Sonnenstrahl aus der Mitte hervorleuchtet.

Damit wünsche ich euch noch ein schönes sonniges Pfingstwochenenende, bis nächste Woche!

Freitag, 10. Juni 2011

7. Textile Art Berlin am 18./19. Juni

Foto: Nicole Schult-Marsen, www.zeitstil.com
Auch dieses Jahr will ich nicht versäumen, auf die Textile Art hinzuweisen, die große Textilkunstschau, die am Wochenende vom 18./19. Juni wieder in der Carl-von-Ossietzky-Oberschule am Südstern stattfinden wird.

Die Textile Art ist eine Mischung aus Textilkunstausstellung – zu erwarten sind dieses Mal unter anderem Patchwork aus Ungarn zum Thema "Die Stadt" und eine Einzelausstellung der litauischen Stickkünstlerin Inga Liksaite - und einer Verkaufsmesse für textiles Kunsthandwerk, aber auch für außergewöhnliche Materialien. Daneben gibt es Workshops der ausstellenden Künstlerinnen, einen Materialflohmarkt und am Samstag Abend eine Modenschau. Auch wenn die Veranstaltung erfahrungsgemäß einige Schwächen hat – die teilweise sehr improvisierte Präsentation in den Klassenzimmern, fehlende Beschilderungen und das von den Veranstaltern ausgeprochene absolute Fotografierverbot gehören dazu – so bietet sie doch die seltene Gelegenheit, eine sehr große Bandbreite textiler Kunst und textilen Kunsthandwerks und fast alle nur denkbaren Techniken und Herangehensweisen einmal an einem Ort zu erleben, von filigranen Schmuckstücken aus Perlen und Fäden bis hin zu raumgreifenden textilen Objekten. Und ich freue mich wie jedes Jahr darauf, eine Menge Ideen mitzunehmen - im Kopf und im Notizbuch.

Textilkunstmesse Textile Art
Samstag, 18. 6. 2011, 10-18.00 Uhr, Sonntag, 19. 6. 2011, 10-17.00 Uhr

in der Carl-von-Ossietzky-Oberschule, Blücherstr. 46/47, 10961 Berlin

Haltestelle Südstern (U7)

Eintritt: Ein Tag 9 €, beide Tage 15 €

Mittwoch, 8. Juni 2011

Me-made Mittwoch*: Hitze


Wenn es draußen heiß ist, ist es Dank deckenhoher Fabrikfenster nach Südost in der Büroetage noch viel heißer. Das erste, was dran glauben muss, sind immer die Schuhe: vom Gang tönt schon seit Wochen das Schlappen, Floppen und Schlurren diverser paßformunsensibler Fußbekleidungen auf dem Weg zur und von der Kaffeeküche, und auch ich wechsele jetzt am Schreibtisch in Flipflops.

Luftige Röcke sind auf jeden Fall eine gute Idee, hier der Schirmrock aus Burda Easy Fashion Frühjahr/Sommer 2009. Im Grunde ein aus-alt-mach-anders-Projekt, denn die Godeteinsätze bestehen aus ganz verschiedenen blau gestreiften Hemden, der weiße Stoff war die Aussteuerbettwäsche meiner Mutter. Viel mehr lässt sich der Hitze nicht entgegensetzen, und auch die Technik zeigt erste Ausfallerscheinungen: Der Etagenkühlschrank hat anscheinend den Dienst quittiert, und seit gestern tropft der Wasserhahn. Disziplinlosigkeit allerorten.

*) Beim Me-made Mittwoch geht es darum, selbstgemachte Sachen anzuziehen und dies zu dokumentieren. Die heutigen Teilnehmerinnen finden sich hier, und organisiert wird das ganze von Cat-und-Kascha.

Sonntag, 5. Juni 2011

Neues Leben für alte Kleider im Mai - und noch eine Hemdenverwandlung

Kam euch der Mai auch so lang vor? Tatsächlich sind seit dem letzten Mal Neues Leben für alte Kleider fünf Wochen vergangen, daher nochmal zur Erinnerung, worum es hier geht: Im Januar stellte ich fest, dass der, was sage ich die Stapel mit Sachen, die ich umändern oder zu etwas anderem weiterverarbeite wollte, fast so groß waren wie mein Stofflager. Daher gehe ich seither Monat für Monat ein Teil an, poste das Ergebnis jeweils am ersten Sonntag im Monat, und jeder ist herzlich eingeladen, mitzumachen – denn so einen „da-mach-ich-bestimmt-nochmal-was-draus“-Stapel haben ja viele Leute.

Für mich ist die Aktion schon jetzt ein echter Gewinn: ohne den Druck, jeden Monat etwas Vorzeigbares zu produzieren, wäre keines der bisherigen Refashionprojekte zustande gekommen, dazu kenne ich meinen Schweinehund gut genug. Und die Ergebnisse werden tatsächlich genutzt – die Taschenverschönerung vom März war sogar so erfolgreich, dass ich selbst die Tasche genau ein Mal ausführen durfte, sie ist fast ständig unterwegs, aber eben nicht mit mir.

Aber genug geredet, hier die Links zu euren Projekten im Mai:

Wenn aus einem Teil gleich zwei oder mehr neue Sachen entstehen, dann handelt es sich um einen modischen Pullover aus den Achtzigern. Katha konnte aus so einem Ungetüm nicht nur eine niedliche Strickjacke fürs Kind gewinnen, sondern auch eine tolle Weste für sich: mit angestricktem Bündchen und angestricktem Schalkragen.

Monika/Wollixundstoffix nähte den neuen Taschenschnitt von Machwerk aus einem Vorhang und stellte für den Taschenboden einen Quiltstoff her.

Eine Tasche entstand schon vor längerer Zeit bei Suschna: Ein Sommerkleid mit Erinnerungswert wurde zur mädchenhaften Beuteltasche mit Seilhenkeln, Anleitung inklusive.

Tirabarba verarbeitete altes Leinen und ein handgearbeitetes Deckchen aus der Familienschatzkiste zu einem edlen Kissenbezug.

Seemownay recycelte eine Menge Erwachsenenshirts fürs Kind: Säume und Bündchen lassen sich weiterverwenden, mit großformatigen Applikationen wirds interessant, Beispiele hier, hier, hier oder hier.

Danyeela machte ein Hemd aus dem Secondhandladen wieder tragbar: andere Ärmel, anderer Kragen, und aus aus einem etwas konturlosen Teil wird eine asiatische Bluse mit Charakter.

Und, beim Me-made Mittwoch gefunden: Brigifts Kleid aus einem großen Männerhemd.

Hemd ist auch gleich mein Stichwort: Mein Projekt im Mai war wie schon im letzten Monat eine Hemdenverwandlung. Diesmal kein resozialisiertes Braunhemd, sondern ein dunkelgraues Architekten- oder Kreativenhemd aus reiner Baumwolle mit durchgewetztem Kragen.


Wie ein Oberhemd aussieht, setze ich als bekannt voraus und zeige euch diesmal kein vorher-Foto, sondern wie ich die Teile für meine neue Bluse aus dem aufgetrennten Hemd zugeschnitten habe. Die Knopfleiste samt Knöpfen und den Saum konnte ich so weiter nutzen und sparte mir eine Menge Näharbeit, zumal ja die Knopflöcher einer Haushaltsmaschine nie so gut werden, wie die in der Konfektion gearbeiteten. Dass ich so eine Herrenknopfleiste an der Bluse habe, die Knopflöcher also auf der linken Körperseite sind, macht mir gar nichts – man könnte die Vorderteile natürlich auch über Kopf zuschneiden, falls die Länge reicht.


Der Stoff war an zwei Stellen, wo die Brusttasche aufgenäht war, schon etwas lädiert. Um das zu verdecken, nähte ich neben den Knopfleisten vier schmale Biesen mit türkisem Garn und setzte im Schulterbereich ein halbmondförmiges Stück auf – das sieht jetzt so aus, als solle das so sein.



Die Abnäher wandelte ich ebenfalls in Biesen in abgestufter Länge um – und in der Mitte des Rückenteils wiederholen sich die türkisen Biesen noch einmal. Dass der Kragensteg innen aus einem anderen Hemdenrest besteht, ist einer Panne geschuldet. Eigentlich dachte ich, die Kragenstegteile auch zugeschnitten zu haben – auf dem Schnittfoto oben ist das Teil ja auch noch dabei – aber muss ich sie wohl verschusselt oder als Müll weggeworfen haben. Als es an den Kragen gehen sollte, waren sie jedenfalls nicht mehr da, und der Stoff reichte nur noch für einen Steg. Daher kam der hellblaue Kontraststoff ins Spiel – und der gefällt mir jetzt sogar besser, als mir ein einfarbiger Kragen gefallen hätte.


Schnittgrundlage für die Bluse war 116 aus Burda 5/2007, eine ganz einfache kurzärmelige Bluse mit Brust- und Taillenabnähern, die sich gerade deshalb gut für Abwandlungen eignet.

Das nächste Mal Neues Leben für alte Kleider am 3. Juli 1. Juli – just an diesem Wochenende kann ich voraussichtlich nicht ins Internet, daher dieses Mal die Sammlung schon am Freitag!

Mittwoch, 1. Juni 2011

Me-made Mittwoch*: Mohnblumenrot


Manche Mittwochsteilnehmerinnen schaffen es ja, sich von einer Woche auf die andere etwas Neues zu nähen – ich gehöre definitiv nicht dazu. Der rote Rock nach Schnitt 4 aus Burda Easy Fashion Frühjahr/Sommer 2009 ist schon eine Weile fertig, allein, das Wetter war nicht nach Anziehen. Lustigerwiese zeigte die Honigbärenbiene den gleichen Rockschnitt am Montag - aber bienentypisch gelb gemustert.


Mein Rock ist aus Baumwolleinen von Stoff&Stil, Farbe 4300 - Rot I, ein Material, das wenig knittert und die richtige Festigkeit hat für so ein umfangreiches Unterfangen, eben ein Stoff "mit Stand", wie es bei Burdas immer heißt.

Von dem Schnittmuster bin ich geradezu begeistert: Durch die schräg eingelegten Falten hat der Rock eine moderne Anmutung, obwohl die Grundform ganz klar in die 50er Jahre reicht. Noch dazu braucht man relativ wenig Stoff für so einen voluminösen Rock: 1,70m genügen, und dabei ist der Saumumschlag bei mir gut 20cm breit und der Rock um 8cm verlängert - wenn schon Fifties-Look, dann mit der richtigen Rocklänge! Die untere Rockkante ist gerade und daher leicht zu verarbeiten, das Schnittmuster wäre also auch ideal für Bordürendrucke. Kurzum: ich überlege, ob ich ihn mir noch einmal in blau, grün und schwarz nähe, denn so ein raschelnder, rauschender Rock ist im Sommer unschlagbar, allein schon durch die erfrischenden Luftverwirbelungen, die man damit erzeugt.


Zum Nachschlagen die harten Fakten zum Rock:

Schnitt: Burda Easy Fashion Frühjahr/Sommer 2009, Rock 4 - wirklich anfängergeeignet
Material: 1, 70m Baumwolleinen von Stoff&Stil, Farbe 4300 - Rot I
Änderungen: Rock um 8 cm verlängert, breiter Saumaufschlag, damit der Rock die ausgestellte Form hält


*) Am Me-made-Mittwoch geht es darum, selbstgemachte Sachen zu tragen und dies zu dokumentieren. Die Teilnehmerinnen von heute finden sich hier, und organisiert wird das ganze von Catherine.