Freitag, 26. April 2013

Das perfekte Grün

Zu der grünen Strickjacke von vorgestern hier noch ein paar Herstellungsdetails, ehe ich sie selbst vergesse. Es soll nämlich noch weitere Jacken, ähnlich wie diese in Zukunft geben - wenn ich denn schönes und einigermaßen erschwingliches Garn finde.


Mit dem Grün war das nämlich so: Seitdem mein gekaufter grüner Lieblingspulli zu kaputt zum Anziehen war - also seit ungefähr drei Jahren -  war ich auf der Suche nach einem angemessenen Ersatz. Ist euch auch schon aufgefallen, wie selten schöne grüne Kleidungsstücke oder Materialien, also Stoffe und Wolle sind? Oder war das nur in meiner Ecke der Welt so? In den Geschäften gab es bei den Kaufklamotten nach meiner Beobachtung nur zwei Grüntöne: ein ganz schrilles, giftiges Grün, oder ein helles, gelbliches Grün. Bei Strickwolle fand ich Limettengrün von blass bis schrill, außerdem moosiges Graubraungrün und möglicherweise Khaki. Ich wollte aber richtiges Grün, Tannengrün oder Grasgrün, Smaragdgrün oder meinetwegen Avocadogrün.    

Als ich zufällig bei Woolworth (!) grüne Sockenwolle entdeckte, musste ich zugreifen. Die Sockenwolle hat die übliche Zusammensetzung 75% Wolle, 25% Acryl. Ich finde solche Sockenwolle generell nur mit Einschränkungen für Kleidungsstücke geeignet, eigentlich ist sie mir zu kratzig. Da ich die Jacke aber selbst berechnen wollte und nicht sicher war, ob das alles klappt, kam mir das günstige Material gerade recht.


Der Schnitt der Jacke richtet sich nach dem Swing Cardigan von Drops (97-18). Die Abnahmen für die Armlöcher  und die Ärmelzunahmen strickte ich genauso wie in dieser Anleitung, die Maschenanzahl für den Anschlag von Vorder- und Rückenteil und Ärmel rechnete ich mir anhand meiner Maschenprobe aus. Für den Ausschnitt machte ich mir einen Papierschnitt in Anlehnung an ein vorhandenes Oberteil.

Man kann die Ausschnittabnahmen auch berechnen, da ich aber keine Strickanleitung verfassen wollte, strickte ich einfach die Vorderteile bis zum Beginn des Ausschnitts hoch, nahm dann beide Vorderteile nebeneinander auf eine Nadel und strickte sie parallel weiter. Wieviele Maschen in jeder zweiten Reihe abzuketten waren, stellte ich dann immer durch Auflegen des Gestrickten auf den Papierschnitt fest. Wahrscheinlich nicht besonders professionell so, aber ich behaupte mal: das Ergebnis gibt mir (zumindest für dieses Mal) Recht. Wie mans richtig macht und sich jedes beliebige Strickmodell in jedem Garn und jeder Größe ausrechnet, hatte Couturette vor kurzem erklärt, hier: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4 und bei Tichiro gibt es ein super-ausführliches Paper zum Herunterladen, hier, darin wird wirklich alles bedacht.    



/  2 Maschen rechts zusammen stricken
\  1 Masche wie zum Linksstricken abheben, 1 Masche rechts, die abgehobene Masche darüberziehen
o Umschlag

Das einfache Lochmuster stammt aus einem Handarbeitsheft der 50er Jahre, der Rapport geht über 10 Maschen und 11 Reihen.

Verstrickt habe ich knapp 350g Sockenwolle mit Nadelstärke 3, die Knöpfe sind alt, aus Glas, und aus meinem Vorrat. Mit dem Ergebnis und der Passform bin ich sehr zufrieden - die Jacke ist genau so geworden, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Die Grenzen des Selbermachens liegen also, was das Umsetzen eigener Vorstellungen betrifft, vor allem in der Verfügbarkeit des Materials. Für das nächste Strickprojekt meiner Träume hätte ich zum Beispiel gerne dunkelrote Wolle - aber ein Rot, das weder ins Bräunliche, noch ins Rostrote, noch ins Violette geht. Ich sehe diese Farbe reifer Schattenmorellen quasi vor mir. Da diese Farbe aber seit Jahren nicht mehr Mode war, wird die Suche womöglich ähnlich lange dauern, wie die Suche nach dem perfekten Grün.

Donnerstag, 25. April 2013

Woche 16

 

Eine in jeder Hinsicht unproduktive Woche. Am Mittwoch war ich zu einem kurzen Termin  in Leipzig, was jedes Mal dazu führt, dass ich für den Rest der Woche nicht mehr richtig in den Tritt finde. Um möglichst günstig zu fahren, bin ich an solchen Tagen 14 Stunden außer Haus, um den Tag möglichst gut auszunutzen, bin ich die ganze Zeit in der Bibliothek - und am Donnerstag bin ich dann so erledigt, dass ich zu nichts mehr zu gebrauchen bin. Das geht so nicht!

1. Bepflanzt: Die neue Baumscheibensaison ist hiermit eröffnet. Man sagt ja, gärtnern bedeute, trotz Rückschlägen nicht aufzugeben - für die Guerillagärtnerin gilt das umso mehr. Die Stockrosen haben jedenfalls den endlosen Winter überlebt - 1:0 für mich!  

2. Aussortiert: Das Wollmantel-Projekt vom November 2011 stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Noch nie hatte ich solches Pech beim Stoffkauf - und es war, Ironie des Schicksals, keiner der 3€/Meter-Billigstoffe vom Markt, sondern ein Stoff aus dem Standardsortiment für 10€/Meter.  Der Mantel kam jetzt weg, sonst - ich kenne mich doch - ziehe ich das räudige Ding doch nochmal an, wenn es weiter an der Garderobe hängt.

3. Besucht: Die Comicinvasion, auf der sich kleine und kleinste Comicverlage präsentierten - weitaus interessanter als die "große" Berliner Comicbörse, wo es für meinen Geschmack zu viele Händler alter Digedag-Hefte gibt.

4. Gefunden: Paste-up, Karl-Kunger-Straße, Alt-Treptow.

Und noch mehr Ausstellungstipps: Schaut mal, Primavera besuchte die Schuh-Ausstellung in Leipzig, auf die ich vor zwei Wochen hingewiesen hatte, und brachte Fotos ihrer Lieblingsstücke mit - sieht doch spannend aus: Hufschuhe und Heidischuhe.

  • Im Textilmuseum Krefeld läuft bis zum 29. September die Ausstellung "Der Kinder bunte Kleider" über Kinderkleidung der letzten 200 Jahre (ein Tipp von Bele). Aber Achtung: ausgerechnet am Pfingstwochenende und vom 20. 7. bis zum 5. 8. hat das Museum geschlossen!

Mittwoch, 24. April 2013

Me-Made-Mittwoch am 24. April 2013

Alles im Blick? Ich bin heute MMM-Gastgeberin, folgt mir doch ins Me-made-Mittwoch-Blog.

Und falls ihr fürchtet, ihr hättet Catherine - Cat und Kascha - aus den Augen verloren: Ihr findet sie jetzt hier: http://allures-und-couture.blogspot.de/.

Samstag, 20. April 2013

Ich mag ihn nicht mehr

Den Mantel. Den Frühlingsmantel. Das wetterfeste Herzstück meiner Frühjahrsgarderobe. Wenn man Dinge "über" haben kann, sich an etwas überessen zum Beispiel, dann habe ich mich an diesem Mantel wohl übernäht. Ich dachte schon fünf- bis zehnmal, er wäre fast fertig - nur noch dieser Abend, dann kann ich ihn anziehen! Irrtum, es bleiben immer noch eine Menge Frickelarbeiten, und die Liste wird nicht kürzer, egal, wie viel ich an so einem Abend schon erledigen konnte. Merkwürdig, oder? Die ganze Arbeit versickert einfach irgendwohin. Ich frage mich, ob hier eine Raum-Zeit-Anomalie vorliegt, das Frühlingsmantel-Paradox, denn aus meiner näheren Umgebung weiß ich von einem anderen Frühlingsmantel, der auch beharrlich in einem unfertigen Zustand verharrt, der anscheinend in keinem Verhältnis zum investierten Aufwand steht.


Die Liste noch nötiger Arbeiten sieht so aus (und, hallo Paradox, ich werde sie scharf im Auge behalten, dass sich da keine weiteren Punkte draufschummeln):

- Vorderteilbelege und Saum verstürzen
- Saum zuende annähen
- Nähte an der Kellerfalte bis unten schließen, Nahtzugaben abschrägen und trotzdem die Nahteinfassung drumfrickeln
- Gürtelschlaufen zuschneiden, verstürzen, annähen
- Aufhänger zuschneiden bzw. ein passendes Band suchen und den Aufnäher in die schon geschlossene Naht zwischen Kragensteg und Beleg frickeln
- Ärmellänge festlegen, Ärmelsäume und Futtersäume nähen
- Ärmelriegel wie von der Anleitung gewünscht mit einem großen Kreuzstich dekorativ befestigen
- Blenden an den Tascheneingriffen irgendwie (wie?) unsichtbar festnähen
- endlich die vermaledeite Einfassung der Taschen-Nahtzugaben innen hinfrickeln, über das Problem hatte ich hier schon einmal geklagt. Es wird nicht so gut aussehen wie es könnte, und auch das ärgert mich
- Gürtel zuschneiden, verstärken, verstürzen, absteppen
- Druckknöpfe ganzganz ordentlich annähen - soll von außen dekorativ und wahnsinnig gekonnt aussehen
- Mantelfutter am unteren Rand der Armlöcher mit einem kleinen Riegel befestigen
- die ganze Chose nochmal sorgfältig bügeln

Sieht diese Liste danach aus, als könnte man sie an einem Nachmittag oder Abend bequem abarbeiten? Nein, oder? Das ist zwar einerseits entmutigend, aber andererseits verfalle ich dann wenigstens nicht der irrigen Annahme, der Mantel sei morgen fertig und bin dann auch nicht enttäuscht, wenn das nicht eintritt.

Wobei ich der Fertigstellung des Mantels sowieso nicht mehr so sehr entgegen fiebere - ich möchte vor allem, dass er einfach weg ist. Wie ich schon sagte, ich mag ihn nicht mehr so sehr. Die trübe Farbe - Gutwillige nennen sie "klassisch". Diese Kellerfalte im Rückenteil, die nach dem ersten Anziehen wahrscheinlich ein zerknittertes Stoffgewurschtel sein wird. Ich kann ja schließlich kein Reisebügeleisen bei mir tragen, um die Falte hin und wieder aufzubügeln. (Allerdings wäre das lustig - und in Cafés, wo viele Leute mit Laptops sitzen, gibt es auch genügend Steckdosen. Die Blicke möchte ich sehen, wenn ich da ein kleines Bügeleisen und eine Bügelunterlage heraushole. Wo ist eigentlich das orange Kinderbügeleisen hingekommen, das ich einmal hatte?)

Hätte ich nicht lieber einen farbigeren Mantel nähen sollen? Oder einen schwarzen Mantel? (Nur über den Parka bin ich drüber weg.) Ich bin in dem gleichen Zustand, in den ich manchmal beim Essen im Restaurant gerate, wenn ich meine Bestellung als Fehlentscheidung ansehe und lieber das auf dem Teller hätte, was mein Gegenüber oder jemand am Nebentisch gerade serviert bekommt. Deswegen kann ich einen ganzen Abend unzufrieden sein! Ich muss mich gerade selbst an das erinnern, was ich anderen immer predige: dass man so einen Mantel auf jeden Fall ein paar Jahre anzieht und dass es nicht nötig ist, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, ob es sich nun um den absoluten, für alle denkbaren und undenkbaren Gelegenheiten passenden Supertraummantel handelt. Neuer Mantel, neues Glück oder so. Stoff für einen schwarzen Mantel hätte ich sogar im Vorrat, ein Nylongewebe mit Metallanteil, das sich interessant knautscht. Während ich diesen Mantel fertignähe, könnte ich ja schon mal von dem nächsten Mantel träumen, den ich mir machen werde... Wie beim Fußball: Nach dem Mantel ist vor dem Mantel (und wichtig ist aufm Platz!).

Ergänzung: Heute um 23.30 Uhr bin ich schon ein kleines Stück weiter - ich streiche jetzt immer alles durch, was erledigt ist. 

Donnerstag, 18. April 2013

Woche 15


1. Ein Wochenende der Textilausstellungen! Technical Textiles, eine Ausstellung, die zeigte, was mit gehackten Strickmaschinen alles möglich ist, besuchte ich am Samstag. Da Samstag Workshop-Tag war, konnte ich zwischen lauter Workshop-TeilnehmerInnen nur einen knappen Blick auf die Stücke werfen, und am Rande bekam ich noch mit, wie das Einweben von Garn oder auch Draht beim Strickprozess auf einer Brother-Strickmaschine funktioniert. Schade, dass ich Donnerstag und Freitag Nachmittag keine Zeit hatte, so gewann  ich nur einen groben Eindruck. Mit Strickmaschinen kann man offensichtlich eine Menge anfangen, an das die Hersteller nicht im Traum gedacht haben.    

2. + 3. Ist das Kitsch? Ist das Kunst? Egal, das Mochimochi Land von Anna Hrachovec trifft mitten ins Herz. Kleine gestrickte Knubbelwesen bevölkern bunt umwickelte Äste, umarmen sich, streicheln Schnecken, pflücken Äpfel, stapeln Eicheln, tanzen, hängen als Fledermäuse kopfunter oder sitzen paarweise beisammen. Eine eigene kleine wollige Welt, die sofort die Laune hebt. Bei Anna Hrachovec gibt es im Webshop sogar Strickanleitungen für viele ihrer putzigen Wesen. Ich war am Sonntag hin und weg von so viel Niedlichkeit.   

4. + 5. Die Feltmistresses von Louise Evans fand ich vor allem wegen ihrer handwerklichen Qualität  beeindruckend - beispielsweise hat jede der Figuren kleine Finger- und Zehennägel, die mit winzigen Stichen von Hand appliziert wurden. Louise Edwards ist gelernte Hutmacherin und Modedesigerin und arbeitete jahrelang im Couturebereich - und das sieht man.

6. Nach den Ausstellungstipps von letzter Woche noch ein weitere Empfehlung: Im Münchner Stadtmuseum läuft noch bis zum 15. September eine Schau über die Mode der 1970er Jahre. Eine Leserin hatte sie bereits besucht: "Die Ausstellung ist überschaubar, was die Größe betrifft, deckt aber von der gequilteten pinken Abendrobe bis zur Teenagermode alles ab, was das Herz begehrt." Danke für den Hinweis, liebe Unbekannte!

7. Und noch ein Nähtechniktipp: Lucia befasste sich in einem Beitrag mit den Abnähern, unseren mehr oder weniger dreieckigen Freunden, die dafür sorgen, dass wir nicht immer nur Säcke tragen müssen - sehr lesenswert und informativ. 

Montag, 15. April 2013

Himmelfahrtskommando II: Der Plan

Nein, ich bin noch nicht von der Fahne gegangen, auch wenn mein Beitrag etwas später erscheint. Glücklicherweise war ja bis heute nur theoretisches Nähen nötig - und mehr ist in der vergangenen Woche auch nicht passiert. Gestern war hier der erste wirkliche Frühlingstag, daher fiel das geplante Schnittmuster-Kopieren aus. Ich fühlte mich wie ein kleines Nagetier, das nach dem langen, langen Winterschlaf zum ersten Mal wieder ans Tageslicht kommt, blinzelt, die rosa zitternde Nase in den Wind hält  und ganz überwältigt und überfordert von all dem ist, was es da draußen sieht und hört und riecht. Ist es wieder zurück in seinem Bau, wirft es sich nur noch erschöpft aufs Sofa, legt die durchgetretenen Pfoten hoch und versucht die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Auf jeden Fall setzt es sich nicht mit Schnittmusterbögen auseinander.

Aber gut geplant ist halb genäht, das wissen auch unsere Sew-along-Organisatorinnen Steffi und Alex und gaben für die Marschroute einen Fragekatalog vor, dem ich mich heute widme. Ich habe vor, das Kleid Nummer 108 aus Burda 6/2008 zu nähen. 

1. Was ist zu tun, um das Ziel zu erreichen? Anfangen. Erfahrungsgemäß ergibt sich der Rest von allein (naja, bis auf die 10 Knopflöcher - die wären ein Grund, das Kleid bis Himmelfahrt 2014 abhängen zu lassen.).

2. Muss der Schnitt noch geändert werden? Vermutlich sind keine grundlegenden Änderungen nötig. Das Kleid scheint aber insgesamt enger zu sein, als man sich das so vorstellt - einige Schnittrezensentinnen bei Pattern review verzichteten auf das Gummiband. Wenn mehrere Leute unabhängig voneinander an der gleichen Stelle den vorgezeichneten Weg verlassen, macht mich das misstrauisch - dann stimmt möglicherweise das Kartenmaterial nicht. Also, notieren: Schnitt sorgfältig ausmesssen (vor allem untenrum). Außerdem möchte ich Taschen in die Seitennaht einbauen. Frau muss sie ja nicht ständig benutzen, aber eine Tasche oder zwei haben noch nie geschadet.


3. Muss noch etwas besorgt werden? Nein, ich habe sogar passende Knöpfe.

4. Welche Arbeitsschritte sind nötig? Schnitt herauskopieren, Taschenbeutel zeichnen, zuschneiden, Einlage aufbügeln, nähen, also nichts, was vom üblichen Verfahren abweicht.

5. Wie viel Zeit hab ich realistisch gesehen? Wenig. Die Nähzeit geht im Moment von der wichtigen auf-dem-Sofa-liegen-und-an-die-Decke-starren-Zeit ab und von der draußen-sein-und-sich-über-den-Frühling-wundern-Zeit. Da das Nähprojekt aber nicht sonderlich kompliziert ist, bin ich ganz optimistisch, das Ziel in kleinen Schritten zu erreichen - jeden Tag ein bißchen.

6. Welche Probleme könnten auftreten? Der Stoff hat eine eingebaute Falle: Das Muster läuft nicht nur in eine Richtung, es ist auch quer zum Fadenlauf gedruckt. Schnittauflagepläne sind daher obsolet. Und eine Pagode mitten auf dem Po wäre auch nicht so günstig.

7. Wo sind die Abkürzungen? "Abkürzungen sind Umwege", sagt mein Schwiegervater immer, und nach dieser fränkischen Weisheit werde ich mich richten.

Alle Planungen sammelt diese Woche Steffi. 

Freitag, 12. April 2013

Woche 14


1. Kein Rückblick, sondern vor allem Ausblicke und Ankündigungen, Tipps, Empfehlungen, denn handarbeitstechnisch passiert hier derzeit immer noch nicht allzu viel. Aber zur Zeit kann man sich in einer ganzen Menge Modeausstellungen vergnügen, das ist ja auch nicht schlecht, oder? Also:
  • Seit Donnerstag läuft in der Kunstbibliothek im Kulturforum am Potsdamer Platz eine Modeschmuckausstellung: Luxury for Fashion zeigt bis zum 6. Oktober fast 300 Schmuckstücke aus den 1950er bis 1990er Jahren, begleitet von Modefotografien, die den Stil der jeweiligen Zeit illustrieren.
  • Im Grassimuseum in Leipzig ist noch bis 29. September Experimentelles Schuhdesign aus aller Welt zu sehen - im Ankündigungstext stolperte ich gerade über "Schuhe aus Elefantendung" - äh ja, aber Schuhobjekte von Künstlern wie Keith Haring oder der Architektin Zaha Hadid gibt es auch.
Und außerdem:

Parallel zum Pictoplasma-Festival laufen in Berlin noch bis zum Sonntag zahlreiche Ausstellungen in Läden und kleinen Galerien, viele mit textilem Bezug - zum Beispiel Feltmistresses in der Torstraße, genähte Figuren von Nina Braun in der Dieffenbachstraße und das gestrickte Mochimochiland von Anna Hrachovec in der Brunnenstraße. Ein eigenes kleines Mochimochimonster kann man am Samstag um 15.00 Uhr in der Platoon-Kunsthalle in der Schönhauser Allee mit Anna Hrachovec stricken - Nadelspiel und weiße Wolle mitbringen! Wer nicht kommen kann, lädt sich das Strickmuster hier herunter und strickt zuhause. Das gesamte Ausstellungsprogramm mit allen Orten findet sich hier.   

Über Kunst-Stoffe in Pankow, einen Verein, der gebrauchte Materialien und Reste sammelt und an Künstler, Designer, Bastler weitervermittelt, hatte ich hier ja schon einmal geschrieben. Die Kunst-Stoffe haben nun eine zweite Filiale am Flughafen Tempelhof eröffnet. Außerdem entsteht in Berlin gerade ein zweites derartiges Projekt, die Material-Mafia - zur Zeit kann man Anfragen für bestimmte Materialien stellen bzw. es wird auf der Webseite gezeigt, was gerade zu haben ist, später soll es eine Webseite mit Material-Wiki geben, die Anbieter und Interessenten zusammenführt. 

Eine traurige Nachricht für Unterwäschenäherinnen: der Onlineshop Elingeria schließt, ab Sonntag bis Ende des Monats wird ausverkauft.

2. Schablonengraffiti in der Friedrichstraße.

Macht euch ein schönes Wochenende und viel Spaß bei euren textilen Aktivitäten!

Sonntag, 7. April 2013

Himmelfahrtskommando I: Der Auftrag


Auf den Sommer vorbereitet sein, wenn er kommt, und schon jetzt das Herzstück der Sommergarderobe nähen - das ist der  Grundgedanke des Himmelfahrtskommando-Sew-alongs, den sich Steffi und Alex ausgedacht haben.Vorausschauend nähen! Das ist nicht unbedingt meine Stärke, noch dazu habe ich im Moment wenig Nähzeit und, was schlimmer ist, wenig freie Denkkapazität für nähtechnische Fragestellungen und neige dann zum Blödsinnmachen, ihr wisst schon, Ärmel in Halsausschnitte einsetzen und andere lustige Fehlleistungen. Systematisches, geordnetes Vorgehen in einer motivierenden Runde ist für mich daher das beste Mittel, um in 20-Minuten-Zeitfenstern trotzdem zum Ziel zu kommen. Und um das Ziel geht es heute:  

Was ist das Ziel? Was will ich nähen? Welcher Schnitt? Welcher Stoff? Probeteil oder nicht? Entscheidungen, Entscheidungen.

Mein Ziel stand fest, seitdem ich vor ein paar Wochen einen, nein den Stoff mit dem absolut perfekten Blau fand, aber seht selbst:


Ein sattes, tiefes, weder grelles noch dunkelblaues Blau, wie ich es bisher noch nie gefunden hatte. Ich wusste nicht mal, dass es das gibt. Und dann das Muster! Eine Chinoiserie mit Pagoden, Schiffen, Pfauen, Brücken und natürlich Chinesen, gedruckt im Stil eines Toile-de-Jouy, eines französischen Baumwolldrucks aus dem 18. Jahrhundert. Vor meinem inneren Auge sah ich sofort ein Hemdblusenkleid vor mir, umso mehr als...


(zweite Sensation) ...ich bereits eine passende Strickjacke (Miette vom letzten Jahr) und zwei (!) Paar passende Schuhe besitze. Wenn es sich hier nicht um den künftigen "Mittelpunkt meines Kleideruniversums" handelt, wie Alex so treffend schrieb, dann weiß ich auch nicht.

Ich werde einen Kleiderschnitt nähen, der mir Anfang Februar bei Trena, The Slapdash Sewist auffiel. Apropos auffallen: Fällt euch an ihrem Post etwas auf? Na? - Genau: Trena steht mit dem Kleid in einem japanischen Garten vor einer Pagode. Ich gehe jetzt also optimistisch davon aus, dass der Kleiderschnitt (108 aus Burda 6/2008) und der Stoff vom Universum höchstselbst füreinander bestimmt worden sind und dass der Schnitt (5 Schnittteile! Gummizug!) einen Komplexitätsgrad aufweist, den ich momentan bewältigen kann. Das Zuschneiden könnte recht spannend werden, schließlich müssen die Pagoden gleichmäßig verteilt werden, aber über Probleme reden wir ja erst in der nächsten Woche.

Jetzt aber: Uhrenvergleich! unpassende Blitzkrieg-Witze für mich behalten und ab zu Alex und schauen, was die Mitstreiterinnen vorhaben.

Freitag, 5. April 2013

Kein Bezirk ohne Wollgeschäft: Wolleria II in Tempelhof

Die weißen Flecke auf der Berliner Selbermach-Landkarte werden weniger: Selbst die DIY-Einöde Tempelhof hat nun ein Wollgeschäft, die Wolleria II in der Albrechtstraße/Ecke Tempelhofer Damm. Ich besuchte den Laden, als ich kürzlich Garn für die Stulpen der Büronachbarin suchte - aus meiner Richtung ist das Geschäft nämlich gut zu erreichen, vom nördlichen Ausgang der U6 Kaiserin-Augusta-Straße fällt man quasi hinein.

Die Wolleria II bietet vor allem eine große Auswahl an industriell hergestellter Strickwolle, Lana grossa, Lang, Regia, die üblichen Verdächtigen eben. Wirklich außergewöhnliche Materialien oder Wolle von kleinen Herstellern findet man dort eher nicht - dafür aber einen ganzen Raum voller Merinogarne, einen Raum mit Strumpfwolle, gleich im ersten Teil des Landes die aktuelle Saisonware, daneben Baumwolle, ein wenig Lacegarn, einige Effektgarne wie z. B. das Material für die beliebten Rüschenschals, und auch mit Strick- und Häkelnadeln (herkömmliche und KnitPro) ist die Wolleria II gut ausgestattet.  

Und warum "II"? Weil es weiter draußen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg, nämlich in Lichtenrade, bereits die Wolleria I gibt - am Berliner Stadtrand hat man eben schon immer gestrickt und gehäkelt, schon bevor es innerhalb des S-Bahn-Rings zum Trend ausgerufen wurde.

Wolleria II
Albrechtstraße 122
12099 Berlin

geöffnet: Mo-Fr 10-18.00 Uhr, Sa 10-14.00 Uhr

Haltestelle: Kaiserin-Augusta-Str. (U6)

Mittwoch, 3. April 2013

Woche 12+13

1. + 2.: Das Daruma ist ein japanischer Imbiss in der Uhlandstraße, nahe Hohenzollernplatz, über den Bescheidwisser sagen, er sei sehr authentisch japanisch. Ich kann das nicht beurteilen, aber der/die/das Shoyu-Ramen mit selbstgemachten Nudeln hat mir geschmeckt. Japanische Lebensmittel, ein paar Schreibwaren und Täschchen gibt es auch, und die Bento-Box des Daruma wurde sogar schon von Suschna gestickt.

3. + 4.: Osterausflug Richtung Süden - dort wird der Osterschmuck gleich von der Frauen-Union übernommen. Am Weinberg bei Ipsheim zeigten sich sogar schon erste Frühlingsanzeichen.

5. Selbermacher geklickt: ich mag Posts, die an ein Problem oder an ein Nähthema systematisch herangehen. Mema beschäftigt sich mit engen Röcken - hier dokumentiert sie Passform, Stoffe, Saumweite, verschiedene Bundverarbeitung und Futter, im zweiten Teil wird es um den Rockgrundschnitt gehen.

6. Stricken elektronisch: über twitter (ich glaube @FrauCrafteln retweetete es) wurde ich auf eine Veranstaltung Ende nächster Woche aufmerksam: Technical textiles ist eine Ausstellung internationaler Textilkünstlerinnen und -Künstler, die Textilien und Digitales zusammenbringen. Die Informationen auf der Webseite sind bislang noch äußerst spärlich, folgt man aber den Links zu den Blogs der Ausstellenden wird klar, dass es zum Beispiel darum geht, dreidimensionale Strickstoffe herzustellen, Strickmuster zu programmieren und Strickmaschinen zu hacken - das erinnert mich an Trikoton, die Strickmaschine, die gesprochene Worte in Strickmuster übersetzt und über die ich im März 2008 schrieb. Vom 11. bis 13. 4. findet die Ausstellung in den Räumen des Electronic + Textile Instituts (vielverspechender Untertitel: "der Kaschmir Hacker Space") im Wedding statt, am 13. laufen zusätzlich Workshops und Talks mit den teilnehmenden Künstlerinnen. Ich werde berichten!