Sonntag, 30. März 2014

Stoffspielerei im März: Bänder


Heute gibt es bei mir als Stoffspielerei nur ein paar Kleinigkeiten. Karen hatte letzten Monat "Bänder" als Oberthema vorgeschlagen, und daher schaute ich mal in die Schachtel, in der ich Bänderreste und Kleinkram sammele, die noch verbastelt werden können.  


Die Zackenlitze mit selbstgemachten Bommeln war in vor-Blog-Zeiten einmal die Umrandung eines Kissenbezugs, aber die wollte ich eigentlich gar nicht finden.


Ich wollte ausprobieren, ob sich einfache weiße gewebte Baumwollbänder mit der Nähmaschine besticken lassen. Das schmalere Band ist sogenanntes "Haushaltsband", das normalerweise als Aufhänger für Handtücher und Geschirrtücher verwendet wird, das breitere ist  Köperband, beides gibt es abgepackt im Kurzwarenregal.


Die Maschine (ich probierte allerdings nur eine von mehreren aus...) transportiert solche schmalen Bänder anders als größere Stücke und es ist relativ schwierig, das Band in der Spur zu halten. Die Bänder verziehen sich auch ziemlich stark, obwohl sie an sich sehr fest gewebt sind. Dichtere Zickzackstiche, wie ich mir das ursprünglich vorgestellt hatte, ergeben gar kein schönes Ergebnis, dazu müsste man die Bänder vor dem Nähen wohl mit Vlies stabilisieren.

Aber ich hatte ja noch ein paar Webkanten in petto. Interessante Webkanten mit fransigem Abschluss oder andersfarbigen eingewebten Fäden schneide ich ab und hebe sie auf, um ab und zu Bänderrosetten daraus zu machen, die ich in der Mitte mit Glitzerkram besticke.


Solche Stoffrosetten stecke ich manchmal als Brosche an, aber man kann sie natürlich überall einsetzen, wo etwas Dekoratives gebraucht wird: auf eine Geschenkverpackung kleben, auf eine Tasche nähen, an den Weihnachtsbaum hängen. 


Die Bastelei an sich ist einfach und vielleicht auch etwas, das man mit Kindern machen kann: Entlang der Kante des Bandes mit doppeltem Faden und mit kleinen Vorstichen auf-ab-auf-ab entlangnähen, das Band mit dem Faden vorsichtig zusammenziehen und den Faden verknoten. Glitzer könnte auch aufgeklebt werden, oder man nimmt Filz oder kleine Knöpfe für die Mitte.

Die Bänderspielereien werden heute von Karen gesammelt.  Danke! Beim nächsten Termin, diesmal erst am 25 Mai, sammelt Griselda, über ihren Inspirationsvorschlag Alabama Chanin wird sie demnächst noch in ihrem Blog schreiben.    

Samstag, 29. März 2014

Finland has it all (Named - Dakota Shawl Collar Dress)

Seitdem ich dieses Kleid habe, habe ich einen Ohrwurm: Monty Pythons Finland-Song. Seitdem Anfang der Woche meine Textkenntnisse auf youtube auffrischte, summe ich das Lied vor mich hin. Ursprünglich wollte ich die Schnittbesprechung schon am Mittwoch fertig haben, kam aber nicht zum Schreiben und kann nun nicht mehr länger warten - ich muss das jetzt posten, damit dieser Ohrwurm weggeht.

Warum Finnland, wenn das Kleid Dakota heißt? Das Schnittmuster stammt von named clothing aus Finnland, einer kleinen, letztes Jahr frisch gegründeten Schnittmusterfirma, deren geradlinigen Schnitte mir gleich ziemlich gut gefielen. Allerdings bin ich ja überhaupt nicht unternehmungslustig, was den Kauf teurer Indie-Schnittmuster angeht, und Bunte Kleiders Erfahrung mit einem Pulloverschnitt von named war auch nicht so ermutigend. Das Dakota-Kleid reizte mich aber doch. Aber ist ein Kleid, das so konzipiert ist, dass immer ein Oberteil darunter getragen werden muss, in der Praxis wirklich so eine gute Idee? Ihr kennt mich: ich verbrachte viel Zeit mit Nachdenken.


Als dann kurze Zeit später zwei Bloggerinnen einen Dakota-Sew-along veranstalteten und dabei ein Inspirationspost mit verschiedenen Stoffen erschien und die beiden named-Designerinnen einige Abwandlungsmöglichkeiten des Schnitts.zeigten, war ich weichgeklopft: Ich brauchte diesen Schnitt, hatte mich aber noch so weit im Griff, dasss ich den Sale Anfang des Jahres abwarten konnte.


Nach ein paar Tagen Probetragen bereue ich den teuersten Schnittmusterkauf meines Lebens kein bisschen. Das Kleid ist wahnsinnig bequem und ich kann die Arme ungehindert bewegen, bei einem Webstoffkleid mit langen, schmalen Ärmeln keine Selbstverständlichkeit. Ich mag den Kragen, ich mag den abgerundeten Saum, es hat für mich genau die richtige Länge und sogar Taschen, die ungenutzt zwar erheblich besser aussehen als mit einem Taschentuchknödel, aber dennoch: für alle Fälle hat es Taschen. Und auch meine Befürchtungen, mir ein SEK, ein Sozialistisches Einheitskleid zu nähen, erwiesen sich als unbegründet. Aus einem etwas dünneren und weicheren Stoff wäre es sicher noch schöner, aber ich wollte für den ersten Versuch nicht gleich den allerschönsten Wollstoff aus dem Lager anschneiden.  


Das Schnittmuster besteht aus 15 Seiten, man klebt sich daraus einen Schnittmusterbogen zusammen, auf dem der Übersichtlichkeit halber jeweils zwei benachbarte Größen aufgedruckt sind, also 34 und 36 gemeinsam, 38 und 40 und so weiter. Man muss sich vor dem Drucken also erst einmal entscheiden, welche beiden Größen man ausdrucken möchte, und nach dem Drucken und Kleben müssen die Teile auch noch abkopiert werden, aber für meinen Geschmack war das schnell erledigt. Lieber drucke und klebe ich einmal 15 Seiten und kopiere dann noch, als eine Fläche größer als mein Wohnzimmer aus DinA4-Blättern zusammenzukleben, wie das bei anderen Downloadschnitten oft nötig ist.  

Die Schnittteile enthalten bereits 1 cm Nahtzugabe, was mit meiner Nähroutine überhaupt nicht zusammenpasst: ich verwende normalerweise 1,5 cm, bei einem ungetesteten Schnitt an den kritischen Stellen auch mehr. Dieses Mal gab ich nach Augenmaß zur Nahtzugabe noch eine Nahtzugabe zu, was zu beunruhigenden Unsicherheiten in Bezug auf die Heilige Nahtlinie führte. Vor dem nächsten Mal werde ich die Nahtzugaben einfach rundherum von den Schnittteilen abschneiden.

(Übrigens bringt named die Sommerkollektion nun zusätzlich auch als gedrucktes Papierschnittmuster heraus, ohne Nahtzugaben. In Deutschland werden die Schnittmuster von named bei Santa Lucia Patterns erhältlich sein - hier im Blog könnt ihr meiner Ex-Nachbarin Constance Bescheid sagen, welche Schnitte euch interessieren würden.)


Aber zurück zur Nahtlinie: ich hatte den Eindruck, dass ich einen technisch sehr gut konstruierten Schnitt vor mir habe. Die Teile passten alle zusammen, an den Rockteilen ist eine breite, leicht ausgestellte Saumzugabe bereits angezeichnet, an der Armkugel helfen drei Passzeichen beim Einsetzen. Das Nähen war überhaupt kein Problem, ich verwendete eine ältere Version der Anleitung ohne Bilder und konnte damit sogar meinen ersten Ärmelschlitz mit Schlitzbeleg seit ca. 15 Jahren nähen, ohne irgendwo nachschlagen zu müssen. Inzwischen hat named die Anleitungen noch einmal verbessert und mit Schemazeichnungen ergänzt, und außerdem gibt es ja noch den Sew-along, in dem der ganze Prozess Schritt für Schritt vorgeführt wird.    


Die Größentabelle scheint mir sehr realistisch, keine Schmeichelgrößen, und, besonders positiv: die Schultern waren mir nicht meilenweit zu breit. Einige figurbedingte Änderungen habe ich gemacht, denn mir war bei den Dakota-Bildern im Netz aufgefallen, dass Trägerinnen mit größerer Oberweite die Tendenz haben, aus dem Oberteil ein bißchen herauszuplatzen. Der Kragen rutscht dann nach außen und bildet kein gleichmäßiges V mehr. Außerdem hatte ich Panik, das Oberteil könnte insgesamt zu eng werden, denn bei dem doch etwas kratzigen Wollstoff muss ich das Kleid über einem langärmeligen Oberteil tragen.

Ich kopierte das Oberteil daher in Größe 40 und machte zusätzlich eine Oberweitenerweiterung um 1 cm wie in dieser Anleitung, wobei ich die zusätzliche Weite in einem kleinen waagerechten Brustabnäher unterbrachte (Bild 5 der verlinkten Anleitung). In der Taille und dem unteren Teil ging ich auf Größe 38 über. Das führte letztlich dazu, dass ich nachträglich einen Reißverschluss ins Rückenteil einbauen musste, mit desaströsen Folgen für die Innenverarbeitung. Das hätte ich wirklich vorher wissen können, denn die Empfehlung lautet: Nachmessen, ob man ohne Verschluss hineinkommt, wenn ein nicht-elastischer Stoff verwendet wird. Die Taille des Kleides soll zwar locker sitzen - aber doch nicht so locker, als dass es bei meinen Proportionen nicht auf ein langwieriges Hineinwurschteln hinausläuft. Die vordere Mittelnaht hätte die Belastung auch nicht lange mitgemacht.

Ich würde außerdem empfehlen, die Ärmelweite am Oberarm nachzumessen, wenn ihr schon wisst, dass euch Ärmel ab und zu zu eng sind: die Dakota-Ärmel sind wirklich schmal, das Armloch ist klein. Anders als bei Burda musste ich das Oberteil nicht verlängern - named geht von 172 cm Körpergröße aus, die ich zwar nur mit Absätzen erreiche, aber die grundsätzlichen Proportionen scheinen für mich einfach zu stimmen.

Ich plane weitere Dakota-Versionen und überlege, ob es bei den vielen Rockschnittteilen eigentlich Wahnsinn wäre, eine Karoversion zu versuchen - das würde so gut zu Finnland passen - ihr wisst schon, Holzfällerkaro - The larch! The fir! The mighty scots pine!

Dienstag, 25. März 2014

Wochenrückblick: Heimisch in Neukölln, ein Kulturcafé mit sozialem Anspruch, Netzwerk Mode und die ersten Ostermärkte


Dass sich der Norden Neuköllns mittlerweile ziemlich herausgemacht hat, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben, es stand ja schon oft genug in der Zeitung. Auch südlich, in den kleinen Straßen um den Richardplatz herum, die mit Kopfsteinpflaster und putzigen Häusern aus dem 18. Jahrhundert an die dörfliche Vergangenheit Rixdorfs erinnern, entstanden in der letzten Zeit einige nette Cafés. Die Verbindung zwischen Norden und Süden bildet die Karl-Marx-Straße, eine Vorhölle des Autoverkehrs und Straßenschlucht des Wahnsinns, besonders am Freitag Nachmittag, wenn zwischen dem Rathaus Neukölln und dem Richardplatz gar nichts mehr geht. Aber auch hier keimt zwischen Dönerbuden und Handyläden neuerdings hippes Unternehmertum.

Die Galerie im Saalbau Neukölln (Karl-Marx-Straße 141) ist Ort für kleine Ausstellungen, zur Zeit und noch bis zum 6. April für Heimisch, ein Projekt der Schweizer Künstlerin Barbara Caveng in dem kleinen Ort Blankensee-Pampow in der Nähe der polnischen Grenze. Die Kunstgemeinde im doppelten Wortsinn, die erst 2004 durch die Eingemeindung Pampows in Blankensee entstanden war und so weder ein gemeinsames Zentrum noch eine gemeinsame Identität besaß, wurde durch die gemeinsamen Aktivitäten der Bewohner in dem Kunstprojekt zu einem Zuhause. Die Nähgruppe, die  aus alten Stoffen, "in denen sich Geschichte und die Geschichten der Menschen abgelagert haben", Taschen für den Verkauf im Kunstkiosk und Sonnenschirme herstellte, trifft sich bis heute regelmäßig. Die Idee der Sonnenschirme, die im Dorf identitätsstiftende Treffpunkte der Bewohner markieren, greift die Ausstellung auf, indem in einer offenen Nähwerkstatt weitere Schirme aus gepsendeten Materialien aus Neukölln gestaltet werden können - am Mittwoch, 26. März und am 2. April jeweils von 12.00 bis 19.00 Uhr unter fachkundiger Anleitung.  


Nur ein paar Schritte weiter nördlich, in der Ganghoferstraße neben dem Stadtbad Neukölln, eröffete im Februar ein waschechtes Hipstercafe, Umgangssprache: amerikanisch. Aber ich will nicht lästern, denn hinter dem Prachtwerk steht eine Gruppe von zehn Ehrenamtlichen und ein interessantes Konzept, denn hier füllt sich niemand die Taschen: der erwirtschaftete Gewinn des Cafés wird an Hilfsprojekte gespendet. Die beindruckend großen und vor allem hohen Räume sind locker möbliert und vermitteln trotzdem nicht dem Eindruck einer Bahnhofshalle, der Kaffee von Five Elephant schmeckt anderswo zwar kräftiger (vielleicht muss sich das Personal an der Espressomaschine erst einarbeiten?), aber das machen die Damen hinter dem Tresen durch Freundlichkeit wett.

Nebenan im gleichen Haus wird bald auch noch ein Laden für fair gehandelte Produkte enstehen, ein Eine-Welt-Laden in schick, nehme ich an. Während wir mit dem Kaffee am Fenster saßen, schleppten zwei Vollbartträger Balken und Regale. (Und man bekommt selbstverständlich einen ganzen Keks zum Kaffee, ich bin nur eine schlechte Foodbloggerin und hatte schon halb aufgegessen, ehe ich an das Foto dachte. Der Spruch "Gier frisst Hirn" - hier passt er!)     


Nemona, das Netzwerk Mode und Nähen Neukölln, bringt seit 2011 Modedesigner mit Produktionsbetrieben und Schnittdienstleistern zusammen, organisiert aber auch Veranstaltungen, auf denen Neuköllner Modedesigner gemeinsam auftreten. Schon zum zweiten Mal und noch bis zum 5. April gibt es nun im Karstadt am Herrmannplatz einen Pop-Up-Shop, in dem Kleidung kleiner Neuköllner Labels anprobiert und gekauft werden kann. Die hauchzarten Merino-Mohair-Strickpullover von anyonion aus der Bürknerstraße lösen bei mir zum Beispiel schon seit Jahren große Begeisterung aus - irgendwann möchte ich sowas auch haben, nur wie könnte ich mich jemals für eine Farbe entscheiden? Aber auch bedruckte T-Shirts, die für jeden Internetredakteur unverzichtbaren Kapuzenpullis (z. B. von JR Sewing mit der Aufschrift "Is mir egal, ich lass das jetzt so!"), Gürtel und Taschen gibt es. 

Ja, und zu meiner Überraschung naht im Veranstaltungskalender schon die Osterzeit, und das bedeutet: Märkte. Mir kommt das ja etwas früh vor - stampften wir vor einem Jahr um diese Zeit nicht noch durch den Schnee? Und überhaupt: Ostermärkte drei Wochen vor Ostern? Ist das normal? - aber egal: wenigstens der Ostermarkt im Museum für Europäische Kulturen am nächsten Wochenende findet ja im Museumsfoyer statt. Kälter und damit anstrengender könnte der Ostermarkt in der Zitadelle Spandau werden, für den Nilya schon seit Wochen wie eine Verrückte näht. Ich hoffe die Arbeit lohnt sich!

Donnerstag, 20. März 2014

Strickprotokoll: die schwarze Strickjacke mit Schleifenmuster


Vor ein paar Mittwochen hatte ich die schwarze Strickjacke ja schon gezeigt, hatte aber bisher keine Zeit, noch ein paar Zeilen zu den technischen Details zu schreiben und hole das jetzt nach. Die Schlampenstrickmethode bringt leider mit sich, dass so gut wie keine archivierbaren Aufzeichnungen vorliegen und jedes Strickstück prinzipiell nicht reproduzierbar ist. Umso wichtiger ist es, bald nach der Fertigstellung ein paar Details zu notieren, denn mit solchen Zetteln:   


... mit solchen Zetteln lässt sich kurze Zeit später nichts mehr anfangen. Bei dieser Jacke gelangte die Schlampenstrickmethode außerdem an ihre Grenzen, denn das Garn, Baby Merino von Drops, legt doch noch um einiges zu, wenn man es wäscht. Die Jacke ist daher ein bißchen weiter und länger geworden, als ich mir das ursprünglich ausgerechnet hatte. 


Der Schnitt war wieder der bewährte Schnitt des Swing Cardigans von drops, ich brauchte ca. 400g Baby Merino in schwarz, verstrickt mit Nadelstärke 3, das Designvorbild war diese Strickjacke von Monika. Das Strickmuster mit den kleinen Noppen fand ich in Brigitte Stricken, Band 2, es nennt sich Schleifenmuster. Normalerweise werden die Umschläge unverschränkt abgestrickt, ich fand aber die entstehenden Löcher bei meinem Garn zu dominant. Die tollen Knöpfe mit Sternen sind von Lotti - es sind Hosenknöpfe aus dem Fundus ihres Opas, eines Herrenschneiders. 


abgewandeltes Schleifenmuster


(Maschenzahl durch 10 teilbar + an jeder Seite eine Randmasche)

1. R.: rechts
2. R.: links
3. R.: rechts
4. R.: links
5. R.: rechts
6. R.: Randmasche *1 M. links, 1 Umschlag, 4 M. links zusammenstricken, die 4 M. aber nicht von der Nadel gleiten lassen, sondern noch einmal rechts zusammenstricken, 1 Umschlag, 5 M. links* Randmasche (von * - * wiederholen)
7. R.: rechts, die Umschläge rechts verschränkt abstricken
8. R.: links
9. R.: rechts
10. R.: links
11. R.: rechts
12. R.: Randmasche * 6 M. links, 1 Umschlag, 4 M. links zusammenstricken, aber nicht von der Nadel gleiten lassen, sondern noch einmal rechts zusammenstricken, 1 Umschlag * Randmasche (von * - * wiederholen)
13. R.: rechts, die Umschläge rechts verschränkt abstricken

Die 2. bis 13. Reihe wiederholen.

Mal sehen, ob mich beim Frühlingsjäckchen der Gruppendruck der MittwochsMasche zum Führen nachvollziehbarer Aufzeichnungen bringt. Ich fühle mich in der Runde, wenn alle ihre vorbildlich geführten Stricknotizbücher auspacken, nämlich ein bißchen wie der Loser in der Klasse, der bloß einen zerfledderten Collegeblock und eine Werbekugelschreiber vorweisen kann, während die Streber-Mädchen Schnellhefter und Textmarker in allen Farben des Regenbogens besitzen.

Nina druckt zum Beispiel die Strickanleitungen aus und klebt sie in ein A5-Notizbuch mit Spiralbindung, das man flach hinlegen kann. Lotti führt neuerdings ein Maschenproben- und Musterbuch, in das sie die gestrickten gewaschenen (!) Läppchen und eine Garnbanderole einklebt, hier konnte man das auf einem Foto schon sehen. S. strickte beim letzten Mal ein Lochmuster, das so kompliziert ist, dass sie dabei nicht sprechen konnte, und hatte sich nun auch ein Stricknotizbuch angeschafft, und wenn ich lese, wie akribisch Chrissy die Sache mit der Strickmaschine angeht, nehme ich an, dass sie ihre Unterlagen auch beim Handstricken sorgfältig führt, auch wenn mir das konkret noch nicht aufgefallen ist. Und ich als Strickschlampe dazwischen - und das, obwohl ich in anderen Lebensbereichen durchaus zum Herumstrebern neige (bis auf die Textmarker, sowas benutze ich nicht)... 

Donnerstag, 13. März 2014

Wochenrückblick: Textilkunst, neue Strickmuster, neue Entwicklungen im Schnittmustersektor und das Auge isst mit

 

Ein Ausflug in die Kulisse eines Lara-Croft-Adventures? Aber nein! Die Textilkunstausstellung von Katharina Krenkel über die Suschna vor ein paar Tagen schrieb, lässt sich gut mit einem Besuch in den Gewächshäusern verbinden (ganz oben). Unter Glas blühen die Kamelien, im Freien die Krokusse, und da das wunderbare Wetter noch ein paar Tage anhalten soll, ist der Botanische Garten in Dahlem gerade ein gutes Ausflugsziel und der Kaffee in der Gartencafeteria am Gewächshaus ist besser als man denkt.

Zwei Restaurantbesuche in der letzten Woche waren leider in punkto Inneneinrichtung viel interessanter als in punkto Essen. Im das erste Lokal gerieten wir nur zufällig, weil beim geschätzen Koreaner kein Platz mehr frei war. Es gab viel Eisbergsalat, viel Reisnudeln und ein paar lieblos gebratene Reste aus der Küche. Das zweite Restaurant bot vor allem viel zu gucken: ausgestopfte Tierköpfe, Ölschinken im Goldrahmen, afrikanische Masken und eine vollkommen konfuse Bedienung, die schon mal dem einen Pärchentisch die gerade servierten Teller wieder wegriss, um sie dem anderen Pärchentisch am anderen Ende des Raumes zu bringen.

Aufgewogen wurde das eingeschränkte kulinarische Vergnügen in beiden Fällen durch die sehr sehr nette Begleitung: am Wochenende waren nämlich große Nähnerd-Festspiele mit Bremer und Hamburger Beteiligung, die wir standesgemäß mit einem großen Nähkränzchen begingen. Ich fing das Dakota-Kleid von Named aus Finnland an (ganz unten). Was die  Passform betrifft, sieht es ganz gut aus, soweit sich das jetzt beurteilen lässt. Der blaugraue Wollstoff könnte aber an Volkspolizisten-Uniformen erinnern, wenn es ganz schlecht läuft. Oder an so eine Art maoistisches Reformkleid. Oder an eine sowjetische Politkommissarin, sprich: an Greta Garbo als Ninotschka, und zwar bevor sie in Paris die Mode entdeckt.

Selbermachlinks der Woche 


Die neuen Frühlingsstrickmuster von knitty.com sind da! Ich fiebere jeder neuen Ausgabe entgegen, dieses Mal jedoch gefällt mir gar nichts: Tücher stricke ich nicht, Pullunder trage ich nicht, Strickjacken gibt es aus unerfindlichen Gründen nicht - ich bin enttäuscht!

By hand London, die schicke Schnittmusterfirma aus der britischen Hauptstadt, erweitert ihr Portfolio: am Mittwoch zeigten die drei Inhaberinnen ihren ersten selbst entworfenen Stoff, der nun im Onlineshop erhältlich ist, aber das ist noch nicht alles. Die drei Frauen stellen sich eine Webseite vor, über die jeder Stoffe on demand digital bedrucken lassen und eigene Musterentwürfe verwirklichen kann. Also im Grunde das, was Spoonflower schon anbietet, aber mit einer Benutzeroberfläche, die sich auch ohne Grafikkenntnisse intuitiv bedienen lässt, wenn ich die Beschreibung im Film zur Kickstarter-Kampagne richtig verstanden habe. Nun muss zunächst einmal Geld für Programmierung und Digitaldruckmaschinen eingesammelt werden, damit die Idee verwirklicht werden kann.

Was sagt ihr? Haltet ihr die Idee für erfolgversprechend? Ich finde sie aus zwei Gründen interessant: einmal ist es natürlich sehr reizvoll, Kleider aus absolut einzigartigen Stoffen nähen zu können. Schon oft habe ich von Stoff in einer ganz bestimmten Farbe und mit einem ganz bestimmten Muster geträumt, und solche Träume kennen wohl alle Selbernäherinnen. Wenn sich solche Wünsche tatsächlich unkompliziert verwirklichen ließen!

Auf der anderen Seite finde ich es klug von den By-hand-London-Frauen, sich nicht allein auf das Schnittmustergeschäft zu verlassen. In den letzten Monaten ist mit dem DIY-Boom Zahl der Indie-Schnittmusterfirmen geradezu explodiert, und ich bin nicht sicher, ob sich das Marktvolumen im gleichen Ausmaß vergrößert hat. Also ob jetzt wirklich so viel mehr Menschen so viel mehr Schnittmuster kaufen, oder ob der Kuchen nicht vielmehr unter immer mehr Anbietern verteilt wird.

Und was macht so eine kleine Firma, wenn ein neues Schnittmuster nicht so gut ankommt, wie man sich das gedacht hat? Wenn die alten Schnittmuster unmodern werden und überhaupt jede Selbermacherin auf dem Planeten, die sich dafür prinzipiell interessiert, schon eins gekauft oder ausgeliehen hat? Burda und die amerikanischen "Big 4", die großen Anbieter, bringen zwei Mal im Jahr eine vollkommen neue Kollektion heraus, das können die Kleinen nicht leisten.

Die logische Konsequenz wäre, a) noch etwas anderes als Schnittmuster zu verkaufen, was By hand London nun mit dem Stoffdruck anstrebt. Oder b) dafür zu sorgen, dass noch mehr Menschen als früher die eigenen Schnittmuster kaufen können, eine Strategie, die Colette Patterns mit der relativ neuen Männer-Schnittmusterlinie Walden verfolgt und mit der Ankündigung von dieser Woche, die geplanten Schnitte für Jersey auch in großen Größen anzubieten und auf lange Sicht auch die älteren Schnitte für diese Größen zu gradieren. Spannend, oder? Was meint ihr, wohin die Entwicklung geht?

Donnerstag, 6. März 2014

From a far away place: Finale


Hier ist es nun, das koreanisch inspirierte Ensemble mit einem heftig aufgehellten Foto - aber bei den letzten Nähten wurde die Zeit dann doch etwas knapp und auf besseres Wetter zum Fotografieren konnte ich nun nicht auch noch warten.

Worum ging es? Die Aufgabe lautete, eines oder mehrere zusammenpassende Kleidungsstücke anzufertigen, die sich an der Bekleidungssilhouette einer nicht-europäischen Kultur orientieren. Ich wollte meine Faszination für Korea umsetzen, fand ein Schnittschema für eine koreanische Jacke des 16. Jahrhunderts und nähte zwei Probeteile, bis ich mich beim dritten an die endgültige Jackenform annäherte.


Die Jacke, die ein ganzes Stück oberhalb der Taille endet,  besteht aus dunkel moosgrünem Wollstoff, gefüttert mit dünnem Volumenvlies und geblümtem Baumwollstoff, alle drei Lagen wurden in senkrechten Linien durchgesteppt.


Die Godets an den Seiten fütterte und steppte ich separat, nähte sie dann ein, schnitt die Nahtzugaben bis auf eine Lage Baumwollfutter stark zurück, klappte diese Futterlage über die Nahtzugaben und nähte sie per Hand fest. Vorne in die senkrechte Verschlussblende wollte ich zwei oder drei Druckknöpfe einschlagen - ich habe welche mit altmessingfarbenen Kappen, die prima passen würden - aber ich habe mich noch nicht getraut. Ich bin nicht sicher, ob die Druckknopf-Unterteile in dem wattierten Stoff halten würden, deshalb bin ich schon halb überzeugt, lieber welche anzunähen.

Am Kragen aus schwarzem Baumwollsatin schraubte ich nach dem dritten Probeteil noch ein bißchen herum. Bei den Probeteilen bestand der Kragen einfach aus einem geraden Stoffstreifen, der sich natürlich nciht so gut um den Hals herumlegt. Ich zeichnete mir daher leicht gerundete Kragenteile passend zum Ausschnitt und schnitt diese Teile außerdem im schrägen Fadenlauf zu. Die senkrechte Verschlussblende setzte ich auch separat an.

Die Jackenwattierung aus dem Fundus ist leider relativ steif, aber da ich eine größere Menge geschenkte Wattierung zuhause hatte, wollte ich nichts Neues kaufen. Durch die Zwickel unter den Armen ist die Bewegungsfreiheit trotzdem sehr gut. Vom Tragegefühl her liegt die Jacke zwischen Blazer und Strickjacke und ich bin selber gespannt, ob ich sie häufig anziehen werde.


Das Futter macht auf jeden Fall Spaß. Letztlich werde ich die Jacke sicher häufiger mit einem engen Rock anziehen, als mit dem silbrigen Jacquard-Tellerrock.


Wobei ich von dem Rock für sich, oder besser gesagt: mit anderen Kombinationspartnern sehr begeistert bin. Der eigenartige Stoff scheint gar kein Gewicht zu haben, er steht fast von selbst.


Nach dem Brenntest tippe ich auf Viskose oder Acetat - er verbrennt fast wie Papier - da man aber dauerhafte Falten hineinknautschen kann, könnte auch ein Metallanteil im Spiel sein. Auf der anderen Seite knittert der Stoff überhaupt nicht beim Sitzen bzw. Knitter hängen sich ganz schnell von selbst wieder aus. Kurz gesagt: ein Wundermaterial.   


Der Bund ist ebenfals aus schwarzem Baumwollsatin, gefüttert ist der Rock mit grünem Viskosefutter. Bei einem besser fallenden Stoff aus schwererem Material ist ein Futter bei einem Tellerrock nicht unbedingt nötig, wobei das luxuriöse Gefühl eines ganzen Tellers aus Futterstoff auch seinen Reiz hat.

Alles in allem finde ich die Proportionen gar nicht so weit von dem entfernt, was ich normalerweise anziehe. Da zwischen Jacke und Rock der breite Taillenbund des Rockes zu sehen ist, wird die wuchtige Form aufgebrochen, man ahnt, dass ich nicht säulenartig überall gleich dick bin. Ich finde die drei Teile (das gestreifte Shirt mit langen Ärmeln ist auch selbstgenäht) auch durchaus zusammen tragbar. Allerdings stelle ich mal wieder fest, dass mir hochgeschlossene Wickelausschnitte nicht besonders gefallen, mir ist das zu nonnenhaft-züchtig, zu brav. Woher diese Assoziation kommt - ansonsten laufe ich ja auch nicht unbedingt mit tiefen Ausschnitten herum - kann ich gar nicht sagen, allein, es ist so. Ich glaube, ich habe mir gerade unbeabsichtigt noch eine gemütliche, warme Hausjacke genäht.

Das gesamte Projekt hat mir jedenfalls sehr großen Spaß gemacht, ich habe viel gelernt und es war sehr interessant zu verfolgen, was sich bei den anderen Teilnehmerinnenn aus der Anregung von Mamamachtsachen entwickelt hat. In der Linksammlung der Ergebnisse verlinke ich mich jetzt noch schnell und überlege dann, ob ich die zweite Herausforderung auch annehmen soll.

Dienstag, 4. März 2014

Wochenrückblick: Sewing Bees überall und jede Menge neue Schnittmusterhefte

Nach dem Urlaub kommt die Erkältung und nach der Erkältung die Frühjahrsmüdigkeit, jedenfalls gab es hier schon länger keinen Wochenrückblick mehr. Ich nähte zuletzt ein bißchen trödelig am Nichts-für-Lemminge-Projekt herum, das jetzt aufs Fotografieren wartet. Von Wollstoffen und Wintersachen habe ich langsam genug, aber es gibt noch keine Frühlings- oder gar Sommernähpläne, die sich aufdrängen würden. Am Sonntag haben wir wieder Nähkränzchen, dann werde ich doch noch einmal Wolle nähen, aber als Zugeständnis an den Frühling wenigstens nichts Schwarzes oder Dunkelgraues.

Am Sonntag bummelten wir an der Spree entlang durch Mitte. Auch wir Hauptstadtbewohner kennen längst nicht jede kleine Straße, durch manche Gegenden fährt man immer nur schnell durch ohne anzuhalten, oder man unterquert sie mit der U-Bahn. An der Friedrichsgracht hinter dem Auswärtigen Amt war ich zum Beispiel noch nie, und dass es dort die älteste Brücke Berlins, eine kleine Klappbrücke von 1798 gibt, wusste ich auch nicht. Das Gesicht an einem Anbau des ehemaligen DDR-Bauministeriums ist Teil eines Kunstprojekts des französischen Street-Art-Künstlers JR, der letztes Jahr anlässlich einer Ausstellung hier in der Stadt einige Gebäude so tapezierte. Den Ursprungszustand und die anderen Bilder der Reihe sieht man hier, die Webseite von JR mit Bildern aller seiner Kunstprojekte findet sich hier.  

Selbermachlinks der Woche


Mit dem Frühling erscheint traditionell auch eine Flut der Schnittmusterhefte: Die Vorschau auf das Burdastyle-Aprilheft verheißt einige schöne Kleider, aber auch Overalls und mit Overalls geht es auch in der Vorschau auf die Frühjahrs-Easy-Fashion weiter. Während mir im Märzheft fast nichts gefiel, scheintHeft 4/2014 trot Overalls wieder ergiebig zu werden. Außerdem ist schon seit einer Woche die Frühjahrsausgabe Simplicity-Meine Nähmode zu haben. Dark and sweet hat großartigerweise wieder die Simplicity-Schnittmuster herausgesucht, die das Heft enthält.

Auch eine zweite Ausgabe der Meine Boutique - Italienischer Stil sichtete ich letzte Woche am Kiosk. Es handelt sich um eine deutsche Übersetzung der italienischen La mia boutique , diesmal anscheinend der Januar-Ausgabe voller Mäntel und Steppjacken. Das begeisterte mich so wenig, das ich das Heft im Laden ließ - online finden sich leider überhaupt keine Bilder, nur das Titelbild der italienischen Ausgabe.

Großartiges Vergnügen im passiven Nähen bot in den letzten zwei Wochen die neue Staffel des Great British Sewing Bee (Folge 1 hier, Folge 2 hier bei youtube). Habt ihr schon eine Favoritin? Ich tippe ja, dass Heather zum Schluss das Rennen macht - ihre Verzweiflung im Teaser zu Folge 3 ("This is going to be a complete disaster. I want to drown in a bucket of gin.") ist bestimmt nur dazu da, um diese Fährte zu zerstreuen. Obwohl, so übermäßig offensichtlich wie in der ersten Staffel, als die spätere Gewinnerin Ann allen anderen haushoch überlegen war, so offensichtlich ist es ja diesmal nicht. Aber ist es nicht komisch, dass die Kandidatinnen entweder einfallsreich oder gute Schnittmuster- Umsetzerinnen sind? Tamara, Cerina und Lynda sehe ich deshalb auch ziemlich weit vorne, Chinelo hat zwar bei weitem die originellsten Ideen, aber keine Erfahrung im Nähen nach Schnittmuster, und das ist es nun einmal, worum es im Wettbewerb geht. In ihrem neu gestarteten Blog zeigt sie, wie das schulterfreie Schleifenoberteil aus der zweiten Folge gemacht wird, indem die Körpermaße auf ein Hemd übertragen werden. Spannend! (Eine Übersicht der Kandidatinnen mit Links zu ihren Blogs oder Websiten hier.)

Eine französische Version der Sendung wird übrigens gerade aufgezeichnet, für eine amerikanische Pilotsendung wird gecastet. Ich wage mir nicht vorzustellen, was das deutsche Fernsehen aus dem Format machen würde, womöglich mit der unvermeidlichen Heidi Klum als Moderatorin. Oder Verona Pooth, die hat doch gerade nichts zu tun? Sie entwarf 2006 ein Dirndl für Burda, wurde in Heft 9/2006 an einer Nähmaschine sitzend abgebildet und könnte damit schon als Expertin durchgehen.

Aber auch ohne Sewing Bee im Fernsehen mehren sich bei uns die Angebote für Stoffe und Zubehör, nur dass in erster Linie die Kissenbezugs- und Kindersachennäherin angesprochen werden soll. So auch bei der Stoffmesse Hamburg am vorletzten Wochenende, wie Katarina resümierte. Wir Nähnerds sind eben doch eine Minderheit.