Dienstag, 6. November 2012

Fast eine Trachtenstrickjacke (Drops 123-9)

Ist es das Wetter, die Jahreszeit, sind es die Stricktreffen - ich bin im Strickrausch. Von meinem letzten größeren Strickprojekt vor dem aktuellen Rausch, der Weihnachtsgeschenkstrickjacke, hatte ich noch fast 100g Drops Nepal (Mischung aus Alpaca und Wolle) übrig und suchte mir eine Anleitung für dieses Garn. Fündig wurde ich bei Drops 123-9, einer Strickjacke, bei der die Abnahmen für die Taille in das Zopfmuster integriert sind. Dank Nadelstärke 6 und einem logisch aufgebauten Muster strickte sich das ganz flott.    


Die Garnbeschaffung stellte eine größere Hürde dar - noch nie war ich so unfähig, den Wollverbrauch richtig einzuschätzen. Ursprünglich wollte ich die restliche Wolle bei Dolle Wolle in Neukölln kaufen. Der Laden hatte die Zusammenarbeit mit Drops aber schon wieder eingestellt, als ich da endlich hinfuhr. Wie man hört sind die Konditionen ruinös, die Drops den kleinen Händlern bietet. Dolle Wolle hatte noch 300g Nepal in meiner Farbe da, die kaufte ich.

Gleichzeitig ergab sich die Gelegenheit, bei einer Garnbestellung von Wiebke mitzubestellen. Freitag orderte ich weitere 150g Nepal, voll-komm-en davon überzeugt, die Menge werde reichen. Aber dicke! Wahrscheinlich würde sogar noch ein Knäuel übrig bleiben!

Montag, nach Rückenteil, Vorderteil und Ärmel 1 wusste ich: nie und nimmer. Dienstag war die Wolle da, Mittwoch brachte Wiebke sie mir mit, und noch hoffte ich: ich strickte Ärmel 1 noch einmal, mit reduzierter Maschenzahl, da mir Größe M sowieso etwas weit erschien. Auch der beige Saum (Rest Drops Alaska) ging einerseits auf das Konto des Wollesparens, andererseits auf die Schwierigkeit zurück, zu diesem Rot passende Knöpfe zu finden. Mit einem andersfarbigen Akzent erweiterten sich die Möglichkeiten.

Es nützte aber alles nichts, oder fast nichts. Am Ende der Wolle hatte ich, wie schon gezeigt, diesen Stand bei Ärmel 2:

4 cm Armkugel standen der Vollendung entgegen! Glücklicherweise eilte Leserin A. aus Regensburg zur Rettung herbei: sie hatte noch Nepal in der richtigen Farbe, und da ich keine 10 Gramm verbrauchte, kann sie aus dem Rest ihr Projekt sicher immer noch stricken. (Das Internet machts möglich: wir schmälern die Gewinne norwegischer Garnmultis, die kleinen Einzelhändlern das Fell über die Ohren ziehen, indem wir uns Wollknäule teilen. Fehlt nur noch eine Garnknäuel-Teil-Börse, so ähnlich wie die Mitfahrzentrale. Garnsharing statt carsharing.)

Bei den Knöpfen entschied ich mich für Metallknöpfe, die wie antiquierte Münzen aussehen - wobei mir eine andere Idee auch noch im Kopf herumschwirrt: Erinnert ihr euch an die Mode der späten Achtziger, ein Sammelsurium unterschiedlicher Knöpfe an Blusen und Jacken zu nähen? Das gab es dann sogar in der Konfektion. Ich würde mich nicht wundern, wenn Madonna damals irgendwie ihre Hand im Spiel gehabt hätte, wie bei fast jeder Mode der Spätachtziger und Frühneunziger. Kam dieses modische Detail nicht in ihrem großartigen Film "Susan... verzweifelt gesucht" von 1985 vor, über den die Zibebe neulich gebloggt hatte und der auch für mich Stil- und Lebensratgeber war? Weiß jemand Genaueres?

Eine nicht realisierte Idee: Unterschiedliche Knöpfe. Oder soll ich doch noch?
Das Verstricken unterschiedlicher Garnpartien war übrigens kein Problem. Erstmal müssen die Partien bei Drops riesig sein, denn die Wolle aus dem Laden hier in Berlin hatte die gleiche Partienummer wie die mit Wiebke bestellte Wolle. Zweitens kenne ich, Stricktreffen sei Dank, jetzt einen Trick, wie man Farbunterschiede ausgleicht: Man strickt in einem Übergangsbereich abwechselnd zwei Reihen mit dem alten Knäuel, zwei Reihen mit dem neuen.

Jetzt müsste ich nur noch eine Faustformel wissen, wie man den Garnverbrauch abschätzen kann. Wie macht ihr das? Könnt ihr sagen, wieviel ihr insgesamt brauchen werdet, wenn ihr z. B. das Rückenteil gestrickt habt?     


Strickmuster: Drops 123-9
Material: Drops Nepal, tiefrot (3608), ca. 600g + Rest Drops Alaska, beige
Nadelstärke 6

29 Kommentare:

  1. Ach ist die schön!!!! Ich kann dich verstehen, denn ich in auch im Strick Rausch! :)) meine nächsten Projekte stehen auch schon bereit, ich muss auch nur noch wolle besorgen. Ich wollte ursprünglich im Internet bestellen, allerdings bin ich mir dieses mal auch eher unsicher und werd in den wollladen meines Vertrauens in München fahen. Die können mich gut beraten und legen immer wolle für eine bestimmte zeit zurück falls man mehr benötigt, dass ist ein toller Service. Garnverbrauch kann ich auch nicht abschätzen außer es steht in der Ableitung. Ansonsten frag ich immer im wollladen, die wissen schon was zu tun ist! Ich wünsch dir viel Spaß beim stricken! Lieben Grüße, Ka.Ho.

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  2. Oh, die ist aber wirklich schön geworden! Da hat sich der ganze Aufwand echt gelohnt. Ich stricke gerade an meiner allerersten Drops-Jacke und hoffe auch, dass ich mit meiner Wolle hinkomme. Mit Rot hatte ich erst überlegt, wusste aber nicht, ob man sich auf die Online-Farbkarte verlassen kann. Bei Dir sieht das toll aus - vielleicht versuch ich's ja doch mal.
    Viel Grüße
    Cornelia

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  3. Eine schöne Jacke! Das erinnert mich an eine Jacke, die ich mir im Studium genäht hatte, das war aber schon in den Neunzigern.
    Ich hatte mir eine trachtenjankerartige wolljacke aus grauem stoff genäht, mit Stehkragen und sehr schlicht, ungefüttert. Und mein damaliger Freund bekam auch eine... Der einzige hingucker waren die unterschiedlichen metalltrachtenknöpfe, die hab ich glaub ich sogar abgetrennt und aufgehoben. Die Jacke war mein absolutes Basic-lieblingsteil und irgendwann einfach durch. Schade eigentlich!
    Lg, Katharina

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    1. An solche trachtenjankerartigen Jacken mit verschiedenen Knöpfen erinnere ich mich auch - das war erst Anfang der Neunziger? Ich hätte geschworen, das war vor meinem Abi. Vielleicht gabs da auch noch regionale Unterschiede.

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  4. Ravelry ist da immmer recht hilfreich. Meistens tragen die Strickerinenn den Garnverbrauch in den diversen Projekten ein.
    Und die Jacke ist toll geworden!
    Grüßle
    Tanja

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    1. Ravelry ist aber auch oft total widersprüchlich! Über die Angaben dort habe ich teilweise schon Stunden gebrütet - wenn dann die gestrickte Größe nicht dabei steht, oder das Gestrickte offensichtlich viel zu klein ist etc. Zum Teil rührt mein Mengenproblem aber auch einfach daher, dass ich den Angaben in der Anleitung nicht getraut habe - weil bei der Männerstrickjacke so viel übrig geblieben war, da dachte ich, die Mengenangaben bei drops wären immer so reichlich. Hätte ich einfach von Anfang an mit 600g geplant, wäre alles gut gewesen!

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  5. Viele verschiedene Knöpfe waren definitiv ein Riesentrend in den Achtzigern! Ich kann mich erinnern, dass ich diesen Trend damals an einem meiner cremeweißen Benetton-Strickjäckchen umgesetzt habe. Das Ganze habe ich dann natürlich mit der Knopfleiste hinten am Rücken getragen. Und dazu ein Haarband um den Kopf gewuschelt. Komischerweise muss ich bei diesem Trend nicht an Madonna, sondern an Bananarama denken. Memories!

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    1. Hach, Benetton-Szrickjacken! Knöpfe auf dem Rücken wie Madonna! Bananarama! Ich schwelge mal mit.

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  6. Wunderschön!!! Ich freu mich, die mal in echt zu sehen!

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  7. Was für ein schönes Rot !! Die sieht angezogen bestimmt richtig toll aus :-)

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  8. Mir ist es schon ein paar mal so gegangen, dass ich ganz unterschiedlich schwere Knäuel hatte, obwohl 50g auf allen Stand. Das ging einmal soweit, dass mir ein Knäuel mal für ein ganzes Rückenteil langte, das andere nur gut für ein vorderes Jackenteil. Ich würde also das Rückenteil wiegen. Für das Vorderteil brauchst Du genauso viel wie für das Rückenteil und für beide Ärmel je nach Schnitt i.d.R. (laut meiner Mutter) nochmal so viel+ ein bisschen.
    Die Jacke gefällt mir sehr gut, viel besser als bei Drops.
    Ich habe meinen Janker aus den 90ern noch und ziehe ihn auch ab und an gerne an. Trachten sind zeitlos...
    Viele Grüße
    Julia

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    1. Das ist interessant - solche komplett ungleichen Knäuel hatte ich schon mal beim Sockenstricken - möglicherweise kommt das häufiger vor, als man denkt? Daher ist es ein guter Tipp, das Rückenteil zu wiegen und nicht die Knäuel zu zählen.

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  9. Mann oh mann, ist die Jacke schön!
    Rot und Zopfmuster ... klasse!

    Ich wäre ja auch gerade im Strickfieber, wenn ich nicht so langsam wäre und immer wieder mit Rückschlägen (sprich aufribbeln) zurechtkommen müßte .... uah!
    Wie lange hast Du denn für die Jacke gebraucht?

    Christel

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    1. Also angefangen hatte ich schon Ende Juli - aber dann war ich ja ständig mit Garnbeschaffung beschäftigt, da lag sie zwischendurch ein paar Wochen. Und den ersten Ärmel habe ich aufgeribbelt und noch einmal gestrickt. Bei der Lauflänge (75m) verstricke ich aber ohne weiteres ein Knäuel am Abend, sobald ich das Muster im Kopf habe. Theoretisch wär die Jacke also in 14 Tagen strickbar ;-)

      viele Grüße!

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  10. Die ist aber sehr , sehr schön geworden !! Klasse Idee , mit den Ärmelbündchen die Verbindung zu den silbrigen Knöpfen zu schaffen !Ach , und die Geschichte mit den verschiedenen Knöpfen erinnere ich auch noch sehr gut - hat mir damals gut gefallen und würde es auch heute noch ( aber nicht an Deiner Jacke ;) Die ist so wie sie ist supertoll , da brauchts keinen weiteren eye catcher ! )
    liebe Grüsse Dodo

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  11. Hallo Lucy,
    die Jacke ist sehr schön.
    Ich bin pro verschiedene Knöpfe!
    Mit den Mengenangaben bei Drops, ravelry und diversen Büchern kame ich bisher immer gut hin, bin aber auch noch nicht die Erfahrenste. Bei Deinem Modell steht doch auch ca. 600g (in Größe S), kommt doch also hin. Super, dass Du noch genug Garn zusammenbekommen hast. Den Tip mit dem Übergangsberich werde ich mir mal merken, Danke!
    Lieben Gruß

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    1. Ja, ich hätte einfach den Angaben bei Drops vertrauen sollen! Dass einmal bei einer Drops-Anleitung so viel übrig bleibt, heißt ja nicht, dass es immer so ist.

      viele Grüße!

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  12. Hallo Lucy,
    die Buendchen in Grau gefallen mir ganz besonders gut. Ich bin auch fuer die Option der unterschiedlichen Knoepfe. Besonders, da sie sich so aehnlich sehen und doch anders sind. Ich finde die Idee genial, dass man das auf die Ferne und bei oberflaechlichem Blick nicht merkt, sondern erst, wenn man sich die Jacke genauer ansieht.
    Viele Gruesse,
    Kathrin

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  13. Schööön! Ich bin echt neidisch auf so eine Jacke! Wieso bin ich so strickphobisch? Mir kommt häkeln leichter vorn....ABER Strickmuster sind viel schöner (bei Kleidung auf jeden Fall)...
    Oh...das muss ich noch erwähnen. Gestern kam dein Buch bei mir an. Herzlichen Glückwunsch nochmal! Und nun trau ich mich mit den vielen Fotos auch an den Hosenreißverschluss bei einem Burdarock (der liegt hier schon länger rum, ich scheckte die Anleitung einfach nicht)!!
    LG Hendrike

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    1. Oh, dann hoffe ich, dass es jetzt klappt (sonst können wir das Thema beim Blogtreffen vertiefen).

      viele Grüße!

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  14. Die Jacke ist superschön geworden! Ich würd auch die verschiedenen Knöpfe lieber für ein anderes Projekt nehmen. Auch wenn sie schön sind, ich könnte mir vorstellen, daß sie cooler wirken, wenn das Teil, das sie verzieren eher schlichter ist. Die Jacke ist auch ohne viel brimborium perfekt!
    LG Lotti

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  15. Tolle Jacke! Manchmal werde ich da fast ein bisschen wehmütig, dass ich so gar nicht mehr zum Stricken komme... aber man kann ja bekanntlich nicht alles machen :-)

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  16. sehr schone gelungene Jacke!
    eine (grobe) Faustformel für den Verbrauch ist 2/3 Vorder- und Rückenteil(e), 1/3 Ärmel. Das ändert sich natürlich in dem Moment, wo man Kräusel, Falten und andere Garn- verschlingende Ideen einbaut. Deshalb stricke ich möglichst immer Nahtlos von oben nach unten, da kann ich in Ärmel- oder Jacken-länge variieren oder andere Farben einbauen.
    LG Birgit

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  17. Die Jacke ist Klasse! und der farbliche Akzent an den Ärmeln gefällt mir richtig gut. Wie oben schon gesagt, brauchen Vorder- und Rückenteil ungefähr 60-70% der Garnmenge. Wenn das Garn knapp ist, zähle ich bei der Maschenprobe nicht nur Maschen und Reihen, sondern wiege die Probe auch bzw. trenne sie wieder auf und schaue, wie viele Meter ich verbraucht habe. Da muss man dann zwar ganz schön rechnen - aber besser als am Ende ohne Ärmel dazustehen ist das allemal.
    Glückwunsch zum Buch! Das kann ja nur gut sein.
    Herzliche Grüße,
    Malou

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  18. Danke, das sind ja gute Tipps. Ich hab' den Verbrauch für die Ärmel unter- und die "Ersparnis" durch den Ausschnitt im Vorderteil überschätzt.

    viele Grüße!

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  19. Die Jacke ist schön geworden!
    Und nachträglich herzlichen Glückwunsch zu deinem Nähbuch!
    Und vielen Dank für die hilfreiche Anleitung für selbstgemachte Schulterpolster!

    viele Grüße, doju

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  20. Sehr schön geworden trotz Hindernislauf.Ich finde die Lauflänge auch Hilfreich bei einer Maschenpobe, denn es sit auch sehr verschieden wie man strickt trotz gleicher nadeldicke. Das kann bei großen Stücken schon etwas ausmachen.
    Ich würde die Knopffrage daran festmachen wozu Du es am meisten tragen möchtest. Zu vielfarbigen Röcken finde ich "bunte" Knöpfe fast zu viel, aber zu Jeans wieder total Klasse.
    Rote Zopfgrüße Karen, die auch im strickmarathon ist

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  21. wunderwunderschön! Und wieso "fast" eine Trachtenjacke?

    liebe Grüße von Ellen

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    1. Naja, sie ist als Zopfmusterjacke nach norwegischer Anleitung gestartet - und nun ist Alpenland dabei herausgekommen, das hatte mich etwas überrascht.

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