Freitag, 30. November 2012

Bitte melde dich!



"Bitte melde dich" ist eine neue Aktion aus dem Hause crafteln, die gerne von Euch kopiert werden darf.

In loser Reihenfolge, aber immer freitags, werde ich hier Stoffe einstellen, die mein Seelenheil und meine Lagerkapazitäten belasten, weil sie sich wie ein Fehlkauf anfühlen. Entweder habt ihr eine tolle Idee für mich, was ich mit diesem Stoff machen könnte, oder ihr schreit laut "hier" und nennt mir eure Idee, was ihr damit machen wollt. Je nach Stoff, bezahlt ihr entweder nur die Versandkosten oder aber einen kleinen Beitrag auf den wir uns einigen.

Ich bestätige hier wahrscheinlich nur den mir wahrscheinlich schon vorauseilenden Ruf als Streberin, wenn ich offenbare, dass dieser Strickstoff mein einziger echter Fehlkauf ist. Für alles andere im Vorrat besteht noch Hoffnung - oder handelt es sich dabei um einen Fall von Verdrängung? Aber auch ein einzelner ungeliebter Stoff ist ein Stoff zu viel, vergessen wir nicht: hinter jedem Stoff steckt ein Schicksal, eine Geschichte von Wünschen und Sehnsüchten. Lassen wir also den Stoff selbst zu Wort kommen:

Frage: Lieber Stoff, du möchtest an „Bitte melde dich“, dem Partnervermittlungsprogramm für ungeliebte Stoffe teilnehmen. Stell' dich bitte kurz vor und erzähle uns, wie du in Lucys Stofflager gelangt bist.

Stoff: Ich bin ein leichter Strickstoff aus Viskose-und-irgendwas, 1m lang, 1,40 breit. Ich stamme vom Holländischen Stoffmarkt, der an einem kalten, nieseligen Tag im November 2006 zu ersten und einzigen Mal in Leipzig gastierte. An diesem Tag lag ich lange auf dem Stoffstand herum, bis in den späten Nachmittag. Lucy hatte mich bei ihrer ersten Runde schon gesehen und befühlt und kam später noch einmal vorbei, um mich zu kaufen. 

Frage: Sie nahm dich also mit nach Hause. Wie ging es dann weiter?

Stoff: Ich wurde in eine Kiste gepackt. In der ersten Zeit nahm sie mich noch öfter heraus, um mich zu betrachten. Eine Weile lag ich sogar auf einem Burda-Heft, aus mir sollte ein leichtes Sommeroberteil mit V-Ausschnitt und kurzen Ärmeln werden. Aber daraus wurde nichts. Ich lag immer weiter unten in dieser Kiste, jahrelang.

Frage: Wie war das für dich? Wie hast du die Situation erlebt?

Stoff: Nicht so schön. Man will ja auch mal raus, mal unter Leute, was erleben. Am schlimmsten war eigentlich, dass ich nach ein paar Jahren jede Hoffnung verloren hatte. (Stoff fängt an zu weinen, schluchzt:) Ich hätte so gern noch einmal eine Chance, das ist doch unmenschlich, sowas! 

Also liebe Leserinnen und Leser, wer gibt diesem Strickstoff eine neue Chance? Ich verschicke ihn gegen Porto. Bitte melde dich!

Weitere einsame Stoff-Herzen in der Stoffpartnervermittlung bei Meike!

Donnerstag, 29. November 2012

Stop the Net Grab - Finger weg vom Netz. Petition für ein freies Internet

Wer soll zukünftig die Kontrolle über das Internet ausüben? Einzelne Staaten jeweils auf ihrem Territorium? Großkonzerne mit wirtschaftlichen Interessen? Und wer bezahlt künftig die Kosten für die Datenübertragung? Dies sind nur einige der Fragen, die bei einer Konferenz der Internationalen Fernmeldeunion (ITU), einer Sonderorganisation der UNO, vom 3. bis zum 14. Dezember in Dubai verhandelt werden.

Uns Internetnutzerinnen geht die Konferenz eine Menge an, denn sie wird möglicherweise bestimmen, wie wir uns in Zukunft im Netz bewegen können. In den Medien wird über diese Konferenz und ihre Implikationen bisher nur wenig berichtet, weil das Thema komplex ist und viele der geplanten Regelungen bisher nur inoffiziell bekannt geworden sind.

Die Kurzfassung: Die Internationale Fernmeldeunion (ITU) ist eine Sonderorganisation der UNO, die in internationalen Verträgen die weltweite Telekommunikation regelt und zum Beispiel Vorwahlnummern vergibt, die Abrechnungsmodalitäten bei grenzüberschreitenden Ferngesprächen bestimmt und ähnliches. Mitglieder der ITU sind vor allem Delegierte der Mitgliedsstaaten und Vertreter von Telekommunikationsfirmen.

Der jüngste der internationalen Verträge über Kommunikationsdienste datiert von 1988. Wie man sich denken kann, spielte das Internet in diesem Vertrag noch keine Rolle. Bei der ITU-Konferenz Anfang Dezember soll nun das Vertragswerk überarbeitet werden, und anscheinend ist auch eine Regulierung des Internets geplant. Die Vorschläge und Dokumente, die von den Konferenzteilnehmern diskutiert werden sollen, wurden in intransparenten Abstimmungsprozessen erarbeitet und erst vor kurzem der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, wie heise.de berichtet hat. Es kristallisiert sich heraus, dass Staaten wie Russland und China, die den Internetzugang ihrer Bürger ohnehin schon stark einschränken, darauf hinarbeiten, diese Zensur- und Kontrollmechanismen in den internationalen Verträgen zu verankern und damit zu legitimieren. Die Überwachung der Internetkommunikation und die inhaltliche Kontrolle des Internets wäre dann in anderen Ländern ebenso möglich.

Zweitens hat eine Reihe europäischer Telekommunikationsfirmen den Vorschlag eingebracht, die Sender von Daten sollten für die Datenübertragung in Form von Durchleitungsgebühren bezahlen. Dies würde eine Abkehr vom bisher verfochtenen Prinzip der Netzneutralität bedeuten, der Gleichbehandlung der Daten im Netz (ein anderes komplexes Thema). Im Klartext, sehr verkürzt: Wer viel zahlt, dessen Daten werden schneller übertragen, wer wenig zahlt oder nichts zahlen kann, muss sich hinten anstellen. Einem Großkonzern wie Google würde das wenig ausmachen, er müsste halt einen kleinen Teil seines satten Gewinns dafür ausgeben, dass die Daten schnell zum Nutzer gelangen. Inhaber einer privaten Webseite, unabhängige Blogger, kleine Nichtregierungsorganisationen könnten sich dies aber nicht ohne weiteres leisten und würden auf diese Weise vom Internet ausgeschlossen werden.

Wie es aussieht, haben sich seltsame Allianzen herausgebildet: eine Reihe mehr oder weniger diktatorisch regierter Staaten im Verein mit Telekommunikationsanbietern auf der einen Seite, die diese Regelungen befürworten, und die EU, die USA und Firmen wie Google auf der anderen Seite, die diese Regelungen ablehnen. Auch wenn ich Google nicht gerade uneingeschränkt für "die Guten" halte, denke ich, dass sie dieses Mal auf der richtigen Seite stehen.

Der Internationale Gewerkschaftsbund hat eine Petition für die Freiheit des Netzes organisiert, die ich unterschrieben habe. Bitte informiert euch, unterzeichnet und gebt der Link zur Petition weiter, denn die Zukunft des Internets geht uns Bloggerinnen und Blogleserinnen ganz besonders an, und es ist bitter nötig, dass eine öffentliche Debatte darüber geführt wird.

Weitere Informationsquellen:

Die Berliner Zeitung veröffentlichte gestern einen Artikel zum Thema: Krieg um das neue Internet   

Auf der Webseite des DGB, der als Mitglied des Internationalen Gewerkschaftsbundes die Aktion unterstützt, werden die geplanten Änderungen und die Folgen zusammengefasst: FAQ Internetregulierung

Auf Englisch eine Zusammenfassung bei Transparency international: The dawn of the virtual Big Brother?

Heise online hat eine Sonderseite zur Internationalen Telekommunikationskonferenz

Und die Petition (zur Zeit 21 408 Unterstützer!) findet sich hier bei change.org: Petition Finger weg vom Netz


Mittwoch, 28. November 2012

Das Nähkontor: Knöpfe, Borten, Retrostoffe in Prenzlauer Berg


Im Wochenrückblick hatte ich vor zwei Tagen ja schon ansatzweise vom Nähkontor in der Bötzowstraße geschwärmt, zu dessen Eröffnung das Kreuzberger Nähkränzchen am Samstag eine Betriebsausflug unternahm. Schon nach einer oberflächlichen Sichtung des Sortiments waren Catherine, Wiebke und ich uns einig: wäre dieser Laden in Kreuzberg und damit in unserer Nähe, es wäre unser Ruin. So eine große Auswahl an Knöpfen, so schöne Retroborten und -Stoffe und so ein stilvolles Geschäft kann man nämlich lange suchen.


Nina und ihre Geschäftspartnerin Elke übernahmen Möbel und Warenbestand eines alt eingesessenen Kurzwarenladens in Konstanz. Einige von euch werden sich vielleicht daran erinnern: Über dieses Geschäft, das es mehr als ein halbes Jahrhundert gegeben hatte, sendete der Bayerische Rundfunk vor etwa zwei Jahren einen kurzen Bericht, als die Besitzerin aus Altersgründen aufhören musste. Herz und Seele des Kurzwarenhandels sind nun nach Berlin transplantiert worden - in einen luftigen Eckladen mit Fünfzigerjahre-blaugrauen Wänden.


Dekorative Borten aus den letzten Jahrzehnten und eine Riesenauswahl an wirklich wunderbaren Knöpfen und dekorativen Gürtelschnallen teilen sich nun die Regale mit Kurzwaren eher praktischer Art wie Schräg- und Gummibändern, Bündchen und Reißverschlüssen und Einlagen. Ergänzt werden die alten Stoffe und Borten von neuer Ware, Stoffstandards wie guten Futterstoffen, Feincord und Jersey in verschiedenen Farben, aber auch einigen Jersey- und Baumwolldrucken.    


Sehr angenehm finde ich, dass das Stoffangebot nicht in erster Linie auf zu benähende Kinder ausgerichtet ist, wie in vielen anderen Läden. Nein, hier bekommt man alles, um ernsthaft für Erwachsene zu nähen. Besonders interessant dürfte das Nähkontor für die Retronäherinnen unter uns sein: sucht ihr zu dem Sommerkleidschnitt aus den 50ern oder dem Jackie-Kennedy-Jäckchen aus den Sechzigern den passenden Originalknopf, findet ihr ihn vermutlich hier. 


Stoffbezogene Knöpfe und Gürtelschnallen passend zum Kleid können die zwei Damen vom Nähkontor demnächst auch herstellen, die Maschinen stehen schon bereit.


Nina lernte ich ursprünglich in der Strickrunde kennen, wo sie ab und zu von den Fortschritten bei Ladenumbau und Warensortierung erzählte, über die sie auch im Nähkontor-Blog berichtete. Die beiden renovierten den Laden nämlich zu einem großen Teil selbst, und die Kurzwaren aus Konstanz kamen in Umzugskisten verpackt und müssen sortiert, gezählt und inventarisiert werden. Bei der Eröffnung durfte ich einen kurzen Blick in einen Nebenraum werfen - dort waren die Kisten immer noch bis zur Decke gestapelt, nach Ninas Schätzung lagert dort noch einmal so viel, wie jetzt schon im Laden einsortiert ist, und demnächst soll es das meiste auch in einem Online-shop geben.[Ergänzung 19.8. 2013: der Onlineshop ist jetzt eröffnet: naehkontor.de.]


Nicht zuletzt laufen ab sofort auch Nähkurse und Nähworkshops für Erwachsene und Kinder, die in einem gut ausgestatteten Kursraum stattfinden, von dem ich leider kein Foto gemacht habe. 

Nähkontor
Bötzowstr. 13/Ecke Käthe-Niederkirchner-Str.
10407 Berlin

www.naehkontor.de 

Wer einen weiten Weg ins Bötzowviertel auf sich nehmen muss, braucht vor der Heimreise bestimmt eine Stärkung: in der Österreichischen Konditorei Franz-Karl in der Bötzowstraße 15 (laut Webseite nur Mittwoch bis Sonntag geöffnet) gibt es beste Torten, z. B. Mohn-Apfel-Karamelltorte.

Besuchenswert ist außerdem der Laden der Fachfrau, Bötzowstraße 37. Das Konzept ist ähnlich wie in der "Galerie von Fach zu Fach", auf die ich bei meiner Charlottenburg-Tour gestoßen war: Die Regalfächer können wochenweise gemietet werden, angeboten werden Kunst, Selbstgemachtes und Altes.

Montag, 26. November 2012

Wochenrückblick KW 47



1. Da geht die Kuh die Wände hoch! Dietrich-Bonhoeffer-Straße, Prenzlauer Berg.

2. Da geht Nähbegeisterten das Herz auf: im Nähkontor in der Bötzowstraße 13. Das Kreuzberger Nähkränzchen machte am Samstag einen kleinen Betriebsausflug zur Eröffnung. Catherine hatte gestern schon Bilder gezeigt und darüber geschrieben, ich sortiere gerade noch Bilder und schreibe dann morgen was. Heute nur soviel: der Laden ist eine Wucht.

3. Aus naheliegenden Gründen bin ich etwas Sewalong-erschöpft, aber falls ihr noch nicht genug habt: Katharina, sewing addicted, hat sich der Weihnachtskleider und des Gemeinschaftsnähens angenommen - der sewalong begann gestern mit der Schnittfindungsphase, alles weitere findet ihr hier bei Katharina.   

4. Modepräsentation in Neukölln: noch bis zum 1. 12. zeigt das Neuköllner Mode-Netzwerk Nemona  einige Designer des Bezirks in einem temporären Laden in der Ganghoferstr. 2. Ich habs auch noch nicht gesehen, mir den Besuch aber fest vorgenommen.

Sonntag, 25. November 2012

Aus Stoffmanipulation wird Stoffspielerei


Die Stoffmanipulations-Aktion von Suschna startet heute neu als Stoffspielerei und mit etwas verändertem Modus: Die Gastgeberrolle wechselt, heute sammelt Kathrin, annekata die Beiträge.
Ich hatte in meinen Stoffmanipulationsbeiträgen dieses Jahr bisher immer mit weißen Stoffen experimentiert und anschließend aus den Experimenten Stoffbeutel genäht. Nach einer stattlichen Reihe von Beuteln denke ich aber, jetzt ist es genug und nehme den Namenswechsel zum Anlass, die stoffspielerischen Experimente auf andere Objekte auszudehnen, vorzugsweise auf welche zum Anziehen. 


"Origami" oder "Licht und Schatten" waren die Stichworte, die sich Kathrin als Ausgangspunkt ihrer eigenen Stoffspielereiexperimente in diesem Monat gegeben hatte. Das traf sich gut, denn schon lange wollte ich einen Schal aus schwarzem, transparentem Baumwollvoile (eigentlich ein schmal gesäumtes, großzügiges Stück Meterware) "irgendwie" gestalten. Ich liebe solche Baumwollschals, nur ihre meistens indisch-alternativ-ökologische Optik liebe ich nicht. Ein Versuch mit aufgenähten Jerseyapplikationen im Alabama-Chanin-Stil sah nicht so schön aus, wie ich es mir vorgestellt hatte.


Deshalb probierte ich jetzt etwas Einfaches, ohne großartige Muster: aus Resten vom Mantelstoff - dicker schwarzblauer Wollflausch - schnitt ich Kreise in etwa 2-€-Stück-Größe. Sie wurden mit rotem Sticktwist mit einigen Knötchenstichen auf dem Schal befestigt, in einer lockeren, unregelmäßigen Bordüre entlang der schmalen Seiten.


Die Schalenden bekommen dadurch ein schönes Gewicht, die roten Knötchen leuchten aus dem Ton-in-Ton-Schwarz aus feiner Baumwolle und dicker Wolle. Wenn der Schal gewaschen wird, werden sich die Wollkreise vermutlich noch etwas mehr verfilzen und dadurch noch plastischer werden.

Noch einfacher und schneller ließe sich die Idee umsetzen, wenn man die Kreise mit der Maschine aufnäht: mit Garn in einer Kontrastfarbe fast auf der Stelle hin- und hernähen, Anfangs- und Endfäden lang lassen, den Unterfaden auf die Vorderseite ziehen und die Fäden fransig hängen lassen. Vielleicht probiere ich das mit dem zweiten Schal, den ich aus der Meterware geschnitten habe.

Die Stoffspielereien des Tages sammelt Kathrin hier - wegen der Zeitverschiebung etwas später als sonst. Der nächste Stoffspielerei-Termin ist am 30.12., gesammelt wird hier bei mir, Mitmacherinnen sind willkommen - schickt mir eventuell eine Mail mit eurem Link oder schreibt am 30. einen Kommentar, damit ich euch finde.

Wintermantel-Sewalong 10: Finale!

Herzlich Willkommen zum letzten Termin unseres Wintermantel-Sewalongs: dem großen Finale! Viele, hoffentlich glückliche Mantelnäherinnen präsentieren heute ihr fertiges Nähprojekt. Danke, dass ihr mitgemacht habt, Danke für den regen Austausch über Schnitte, Stoffe und Verarbeitung. Es war toll, so vielen unterschiedlichen Mänteln beim Entstehen zuzusehen - ich habe ungeheuer viel gelernt, das Mantelnähen hat seinen Schrecken verloren. (Ehrlich gesagt freue ich mich schon auf meinen nächsten Mantel und habe beim Markbesuch am Blogtreffenwochenende vorsorglich schon Stoff dafür besorgt.)




Noch kurz zu den technischen Daten meines Mantels: Schnitt 107 aus Burda 10/2011, ca. 3cm gekürzt. Ich habe ihn schon eine Woche in der freien Wildbahn getestet: er ist ziemlich schwer, aber superwarm. Genauer gesagt, im Moment fast noch zu warm. Die Ärmel sind tatsächlich recht eng geschnitten - einerseits gefällt mir das, weil der Mantel dadurch nicht so massiv wirkt, andererseits sind sie schon mit einer dünnen Strickjacke wie hier sehr gut ausgefüllt (und krumpeln eigentlich immer, es sei denn man lässt die Arme locker herunterhängen).


Und das Futter...
... ist schön bunt!


Und jetzt ihr: hier kommen eure wunderbaren, individuellen Wintermäntel!



Mittwoch, 21. November 2012

Paulie - eigentlich ein Nachtrag zum Bloggertreffen


Was wäre eine wichtige Veranstaltung, auf die man wochenlang hinfiebert, ohne mindestens ein Kleidungsstück, das nicht rechtzeitig fertig wird? Nicht denkbar, oder? Diese Strickjacke nach einer Anleitung namens Paulie wollte ich am Sonntag zum großen Bloggerinnentreffen tragen: Donnerstag strickte ich den zweiten Ärmel zuende, Freitag Abend und am Samstag vernähte ich die gar nicht so wenigen Fäden und zog die Jacke durch warmes Wasser, um sie in Form zu spannen.


Sonntag früh war sie noch nicht trocken - Mist! Und Knöpfe hatte sie auch noch nicht. Also zog ich zum Treffen etwas anderes an. Und Doppel-Mist: Eigentlich wollte ich mit der Jacke heute am Me made Mittwoch teilnehmen, aber für ein Foto an mir war auch keine Gelegenheit. Wir hier in Berlin haben die Sonne seit ca. einer Woche nicht mehr gesehen, jetzt ist es 15.00 Uhr und ich muss das Licht anmachen. Kein Fotolicht, nirgends.


In der Zwischenzeit erzähle ich euch noch etwas über Paulie: Die Jacke ist aus Sockengarn gestrickt, und zwar aus einem Garn von Coats, "Red Heart Sport Socks", das es nebenan in der größten Rossmann-Filiale der Welt gab. Das Garn ist relativ weich und angenehm - weicher jedenfalls als die Standard-Regia-Garne, die hier in der Gegend die Wolladenregale verstopfen und die ich schrecklich kratzig und unangenehm finde. Ich brauchte für Größe M etwa 250g davon, von dem blauen Garn, das ich vor längerer Zeit geschenkt bekam, wahrscheinlich keine 50g. Gestrickt habe ich mit Nadelstärke 3.


Die Jacke wird als "Raglan von oben" gestrickt - also auf einer großen Rundnadel vom Halsausschnitt mit Zunahmen nach unten. Die Maschen für die Ärmel werden zunächst stillgelegt und Vorder- und Rückenteil bis zum Bündchen fertiggestellt. Die Ärmelmaschen nimmt man dann wieder neu auf die Nadeln und strickt die Ärmel in Runden. Das wird in der Anleitung alles sehr gut beschrieben.

Bei meiner Jacke sind die Proportionen aber etwas anders als beim Original: Die Paulie-Designerin ist wohl eine sehr große und dünne Frau, ich bin allenfalls mittel und nicht so dünn, sondern kurvig. Meine Srickjacke hat daher nur nur 11 blaue Streifen, nicht 12, und reicht mir damit bis zum Hüftknochen. Die Ärmel haben 13 Streifen wie das Original, bei mir aber eine normale Ärmellänge, kein Dreiviertelärmel. Gut, das sieht man dann besser, wenn ich ein Foto an mir nachliefern kann.

Es ist jedenfalls ein Vorteil beim "Raglan von oben", dass solche Längenanpassungen beim Stricken vorgenommen werden können, wenn es so weit ist. Die Passform um die Schultern herum finde ich aber bei der herkönmmlichen Lösung mit eingesetzten Ärmeln immer einen Tick besser. Der angestrickte Kragen mit verkürzten Reihen ist auch so ein bißchen unentschlossen: zu klein für einen richtigen Schalkragen, aber zu groß um glatt zu liegen. Aber da das auf allen Fotos bei allen anderen Paulies auch so ist, lasse ich das jetzt so.

Montag, 19. November 2012

Inspiriert und beflügelt - Berliner Bloggerinnentreffen 2012



Noch ganz überwältigt von den vielen Gesprächen und Eindrücken des Wochenendes bin ich eigentlich auch noch viel zu müde, um viel zu schreiben. Nur soviel: Danke, dass ihr alle von nah und fern gekommen seid, für euer Interesse und für eiure Freundlichkeit. Beim Nähbloggertreffen entstand nach kurzer Zeit wieder diese ganz besondere vertraute Atmosphäre - man kennt sich ja eigentlich gar nicht, aber durch die Blogs eben doch, und selbst wenn nicht kommt man über die gemeinsame Leidenschaft schnell ins Gespräch.

Wenn ich  nochmal irgendwo so einen neunmalklugen Artikel lese, die Menschen (oder besser "die Jugend") hätten jetzt ja "nur noch" virtuelle Kontakte und würden dadurch vereinsamen und keine "richtigen Freunde" mehr haben, dann kann ich jetzt um so herzhafter darüber lachen: Hallo liebe Internetexperten da draußen, Internetfreunde sind "richtige" Freunde! Ich habe mich mit Menschen, die ich nach Internetexpertendefinition eigentlich gar nicht kenne, weil das Netz ja nicht zählt, schon wesentlich persönlicher unterhalten als mit Menschen, mit denen ich acht Jahre lang in die gleiche Klasse gegangen bin. Das Kennenlernen über die Blogs setzt so viel in Gang, das dann in der persönlichen Begegnung ausgebaut werden kann. Diese positiv aufgeladene Atmosphäre war am Sonntag ganz deutlich spürbar, fand ich, und ich hoffe dass gerade diejenigen, die im "realen" Leben ohne sogenannte "echte" Craftista-Freunde auskommen müssen, dadurch gestärkt, inspiriert und beflügelt wieder nach Hause gefahren sind. 

Donnerstag, 15. November 2012

Wenn man Gerhart Hauptmann am Strand sieht...


... und denkt: "Der Saum ist bei diesem Mantel aber schlecht genäht. Das drückt sich ja alles nach rechts durch. Damit wäre ich nicht zufrieden! Überhaupt ein komischer Schnitt, dieser Mantel. Diese labberigen Ärmel! Ist das möglicherweise ein Bademantel und gar kein Wintermantel? Aber wie Frottier sieht das ja nun nicht aus. Und er trägt Straßenschuhe und einen Stock dazu. Also doch ein richtiger Mantel? Merkwürdig." - dann, ja dann weiß man, dass es höchste Zeit war, das Mantelprojekt abzuschließen und sich neuen Nähabenteuern zu widmen. 

Dienstag, 13. November 2012

Wochenrückblick Kw 45




1. Bügeltäschchen-Niete. Es ist amtlich, ich bin eine lausige Bastlerin. Beim Quilttreffen zeigte uns Christiane, wie man Taschenbügel zu schicken kleinen Täschchen verarbeitet. Ich schwelgte in Vorfreude, sah vor meinem geistigen Auge schon die schönsten Bügeltaschen in allen Größen, Formen und Farben und plante, mindestens ein halbes Dutzend zu Weihnachten zu verschenken. Das Nähen und Verstürzen des Beutels war kein Problem - nähen kann ich - aber die Montage stellte mich vor bisher unüberwindliche Hindernisse: 1. Tasche falschrum an Bügel geklebt. 2. Tasche windschief an Bügel geklebt. --> Tasche aus Bügel herausrupfen, ehe der Kleber getrocknet ist und es zuhause nochmal in Ruhe versuchen. Der Ausgang ist offen, ich halte euch auf dem Laufenden.

2. Babypflanzen-Blüte - oder sowas Ähnliches. Es ist grün und borstig.

3. Ehemaliger Kiosk, Reuterplatz, Neukölln. Die große Figur ist neu - sie ist aber nicht von Owys, wie der Vergleich mit diesem Foto zeigt, von Owys stammte das schon wieder übermalte Porträt von Ai Weiwei links. 

4. Selbermacher geklickt: Die Stoffmanipulation wird zur Stoffspielerei und wird nun im Wechsel bei Suschna, frifris, Griselda, Karen, Kathrin und bei mir gesammelt, immer am letzten Sonntag im Monat. Den Anfang macht am 25. 11. Kathrin - annekata, die sich mit Origami oder Licht und Schatten oder - wenn das zu nichts führt - mit einem zufälligen Wort aus dem Wörterbuch beschäftigen wird. Eure Spielereien mit Stoff - fertige oder unfertige Projekte und Experimente sind willkommen, hinterlasst am 25. einen Kommentar bei Kathrin oder schickt ihr euren Link (kathrinATannekataPUNKTcom).

Sonntag, 11. November 2012

Wintermantel-Sewalong 9: Fertigstellen



Am Mantel fehlt nur noch der letzte Schliff: Knöpfe, Aufhänger, Gürtel...

Die Spannung steigt: wir nähern uns dem Vor-Finale beim Blogtreffen nächsten Sonntag und dem großen Finale am 25. 11.! Wie ich gesehen habe, haben einige ihre Mäntel sogar schon fertig, andere haben in der vergangenen Woche endlich den ersten Schnitt in ihren Stoff getan.

Egal in welchem Zwischenstadium ihr euch gerade befindet, ihr könnt auf jeden Fall stolz auf euch sein. In den letzten Wochen betrachtete ich außer Haus quasi ununterbrochen die Kaufmäntel, die mir tagtäglich begegneten – das ist ja eine alte Selbermacherinnen-Krankheit: Näht man einen Mantel, schaut man sich überall die Mäntel an, tüftelt man an einem Hosenschnitt, schaut man bei allen anderen nach der Hosenpassform. Ich war daher vollkommen auf Mäntel fixiert, Mantelschnitte, Mantelstoffe, Mantelverarbeitung, Mantelpassform... und gerade in punkto Mantelpassform habe ich viele schauerliche Dinge gesehen. Zum Beispiel das wohlbekannte und unübersehbare Problem, dass viele Frauen im Oberteil eine andere Kleidergröße brauchen als beim unteren Teil, was häufig in Schulternähten resultiert, die irgendwo auf dem Oberarm hängen, oder in kaum zu schließenden Mantelunterteilen, kurz gesagt in Problemen, die sich beim Selbernähen relativ einfach vermeiden lassen. Jedenfalls hatte ich nach dem Abscannen hunderter Mäntel den Eindruck, dass selbstgenähte Mäntel auf jeden Fall schöner, passender, kleidsamer, ja, besser sind, als das meiste, was man so kaufen kann. Und wie der Mantel-Sewalong zeigt: es ist in einer überschaubaren Zeitspanne machbar! 

Was war in der letzten Woche noch zu tun?

Seitdem das Futter festgenäht ist, habe ich den Mantel entfusselt, Markierungen entfernt und die Knöpfe (aus dem Fundus von Carola) festgenäht. Diejenigen, die tatsächlich funktional sind, bekamen auf der Innenseite einen Gegenknopf. Der Knopf ist dadurch nicht nur am Stoff befestigt, der ausreißen könnte, der Zug wird vielmehr vom Gegenknopf aufgenommen.


Über Knöpfe und Knopflöcher hatten wir in einer der vorigen Folgen des Wintermantelsewalongs schon gesprochen, ich wiederhole aber gerne noch einmal den guten Tipp von Meike, die Knopflöcher unter Umständen von einer Änderungsschneiderei nähen zu lassen. So ein Wollmantel mit zwei dicken Lagen Stoff – vier im Bereich der Nahtzugaben vorne am Beleg – das überfordert so manche Knopflochautomatik.


Für die Aufhänger-Vergessen-Fraktion gibt es nachträglich einnähbare Mantelaufhänger. (Solche ganz billigen (wie auf dem Bild) solltet ihr aber nicht kaufen, die sind wegen der scharfen Kanten an den Ösen schneller wieder abgerissen, als man gucken kann. War ein Fehlkauf von mir, habe ich nach dem Foto weggeworfen.) Tja, und damit wäre - für mich fast unfassbar - mein Wintermantel tatsächlich fertig. Für meine Verhältnisse in Rekordzeit! (Und da ich gerade so gut "drin" bin, sollte ich mich sofort um die ärmellose Blazerleiche kümmern, die hier noch herumhängt...)

Und wie sieht es bei euch aus? Noch mit den fiddeligen Details beschäftigt, schon fertig oder gerade erst richtig angefangen?





Dienstag, 6. November 2012

Fast eine Trachtenstrickjacke (Drops 123-9)

Ist es das Wetter, die Jahreszeit, sind es die Stricktreffen - ich bin im Strickrausch. Von meinem letzten größeren Strickprojekt vor dem aktuellen Rausch, der Weihnachtsgeschenkstrickjacke, hatte ich noch fast 100g Drops Nepal (Mischung aus Alpaca und Wolle) übrig und suchte mir eine Anleitung für dieses Garn. Fündig wurde ich bei Drops 123-9, einer Strickjacke, bei der die Abnahmen für die Taille in das Zopfmuster integriert sind. Dank Nadelstärke 6 und einem logisch aufgebauten Muster strickte sich das ganz flott.    


Die Garnbeschaffung stellte eine größere Hürde dar - noch nie war ich so unfähig, den Wollverbrauch richtig einzuschätzen. Ursprünglich wollte ich die restliche Wolle bei Dolle Wolle in Neukölln kaufen. Der Laden hatte die Zusammenarbeit mit Drops aber schon wieder eingestellt, als ich da endlich hinfuhr. Wie man hört sind die Konditionen ruinös, die Drops den kleinen Händlern bietet. Dolle Wolle hatte noch 300g Nepal in meiner Farbe da, die kaufte ich.

Gleichzeitig ergab sich die Gelegenheit, bei einer Garnbestellung von Wiebke mitzubestellen. Freitag orderte ich weitere 150g Nepal, voll-komm-en davon überzeugt, die Menge werde reichen. Aber dicke! Wahrscheinlich würde sogar noch ein Knäuel übrig bleiben!

Montag, nach Rückenteil, Vorderteil und Ärmel 1 wusste ich: nie und nimmer. Dienstag war die Wolle da, Mittwoch brachte Wiebke sie mir mit, und noch hoffte ich: ich strickte Ärmel 1 noch einmal, mit reduzierter Maschenzahl, da mir Größe M sowieso etwas weit erschien. Auch der beige Saum (Rest Drops Alaska) ging einerseits auf das Konto des Wollesparens, andererseits auf die Schwierigkeit zurück, zu diesem Rot passende Knöpfe zu finden. Mit einem andersfarbigen Akzent erweiterten sich die Möglichkeiten.

Es nützte aber alles nichts, oder fast nichts. Am Ende der Wolle hatte ich, wie schon gezeigt, diesen Stand bei Ärmel 2:

4 cm Armkugel standen der Vollendung entgegen! Glücklicherweise eilte Leserin A. aus Regensburg zur Rettung herbei: sie hatte noch Nepal in der richtigen Farbe, und da ich keine 10 Gramm verbrauchte, kann sie aus dem Rest ihr Projekt sicher immer noch stricken. (Das Internet machts möglich: wir schmälern die Gewinne norwegischer Garnmultis, die kleinen Einzelhändlern das Fell über die Ohren ziehen, indem wir uns Wollknäule teilen. Fehlt nur noch eine Garnknäuel-Teil-Börse, so ähnlich wie die Mitfahrzentrale. Garnsharing statt carsharing.)

Bei den Knöpfen entschied ich mich für Metallknöpfe, die wie antiquierte Münzen aussehen - wobei mir eine andere Idee auch noch im Kopf herumschwirrt: Erinnert ihr euch an die Mode der späten Achtziger, ein Sammelsurium unterschiedlicher Knöpfe an Blusen und Jacken zu nähen? Das gab es dann sogar in der Konfektion. Ich würde mich nicht wundern, wenn Madonna damals irgendwie ihre Hand im Spiel gehabt hätte, wie bei fast jeder Mode der Spätachtziger und Frühneunziger. Kam dieses modische Detail nicht in ihrem großartigen Film "Susan... verzweifelt gesucht" von 1985 vor, über den die Zibebe neulich gebloggt hatte und der auch für mich Stil- und Lebensratgeber war? Weiß jemand Genaueres?

Eine nicht realisierte Idee: Unterschiedliche Knöpfe. Oder soll ich doch noch?
Das Verstricken unterschiedlicher Garnpartien war übrigens kein Problem. Erstmal müssen die Partien bei Drops riesig sein, denn die Wolle aus dem Laden hier in Berlin hatte die gleiche Partienummer wie die mit Wiebke bestellte Wolle. Zweitens kenne ich, Stricktreffen sei Dank, jetzt einen Trick, wie man Farbunterschiede ausgleicht: Man strickt in einem Übergangsbereich abwechselnd zwei Reihen mit dem alten Knäuel, zwei Reihen mit dem neuen.

Jetzt müsste ich nur noch eine Faustformel wissen, wie man den Garnverbrauch abschätzen kann. Wie macht ihr das? Könnt ihr sagen, wieviel ihr insgesamt brauchen werdet, wenn ihr z. B. das Rückenteil gestrickt habt?     


Strickmuster: Drops 123-9
Material: Drops Nepal, tiefrot (3608), ca. 600g + Rest Drops Alaska, beige
Nadelstärke 6

Montag, 5. November 2012

Wochenrückblick Kw 44





1. Das Haus Lemke in Alt-Hohenschönhausen wurde 1932 von Mies van der Rohe entworfen und wirkt wie ein Gartenhaus im Vergleich zu den Jahrhundertwende-Protzvillen, die dort am Ufer des Obersees auch stehen. Aber die Lemkes wünschten sich ja auch nur ein „kleines und bescheidenes Wohnhaus“. Geöffnet Dienstag-Sonntag 11-17.00 Uhr, mit wechselnden Kunstausstellungen. Nach einem Spaziergang am Orankesee nahebei, zog uns der Kaffeedurst wieder in die Stadt. 

2. Meine Strickjacke ist fertig - und ich freute mich wieder an den unsichtbaren Nähten. Wie man Strickteile unsichtbar mit Matratzenstich verbindet, weiß ich erst seit letztem Jahr, seit der Herzenswunsch-Strickjacke. In der Strickschule muss ich in dieser Stunde geschlafen haben.

3. Paulie macht rasante Fortschritte - die Anleitung ist toll!

4. In der Post: Das "Lovemag", ein Magazin von Dawanda, das es zur Zeit kostenlos in den Idee-Kreativmärkten und auch online gibt. Eine Zeitschrift wie ein Wimmelbuch: Produkte, Herstellerporträts, Anzeigen, DIY-Anleitungen. Ich entdecke bestimmt bei jedem Durchblättern wieder etwas Neues.  

Sonntag, 4. November 2012

Mantel-Sewalong 8: Krise kriegen


Nichts klappt - ich heul gleich! Virtuelles Taschentuchreichen und Wege aus der Krise 

Oberflächlich betrachtet könnte man denken, zur Krise bestünde gar kein Anlass...


 ... aber irgendwas ist ja immer!

Aber ich will ehrlich sein: ein echter Krisengrund ist das zu kurz angenähte Futter nicht - es ist noch Nahtzugabe da, nichts ist passiert, niemand verletzt, kein Stoff verschnitten, es lässt sich reparieren (und wenn man eine Schneiderpuppe hat, der man den Mantel auf links gedreht anziehen kann, passiert einem sowas erst gar nicht).

Die Krisenmomente hatte ich vielmehr immer wieder im Laufe des Sewalongs - ganz ehrlich, hätte nicht der Druck bestanden, hier Ergebnisse abzuliefern, der Mantel wäre noch längst nicht so weit. Was habe ich geflucht und gehadert, mich auf diesen sewalong eingelassen zu haben!

Wie die meisten Leute bin ich abends heilfroh, wenn ich zuhause bin und nach dem Abendessen und dem Haushaltskram auf dem Sofa zusammensinken kann. Wegen des Sewalongs hatte ich mir vorgenommen, nach einer kurzen Verschnaufpause jeden Abend wenigstens einen weiteren Schritt zu erledigen: Schnitt abpausen, Außenstoff zuschneiden, einen Abend Futter, einen Abend bügeln und so weiter - und jeden Abend wenigstens ein, zwei Nähte nähen. Wie sich herausgestellt hat, nähe ich zu dieser Zeit nicht nur völligen Blödsinn zusammen und es hat immer noch Spaß gemacht - ich könnte mich also Abends durchaus häufiger an die Nähmaschine zwingen. 

Die noch zu erledigenden Arbeiten sind übersichtlich:

- Futtersaum teilweise auftrennen und neu annähen
- Heftfäden und Markierungen entfernen
- Mantel entfusseln (ich hatte den Futterstoff mit der Zackenschere zugeschnitten - keine so gute Idee, er franst zwar nicht, dafür fusselt er wie blöd, und die Fussel haben sich auf der Außenseite verteilt.)
- Knöpfe annähen

... und dann ist der Mantel, nach knapp acht Wochen, tatsächlich fertig! Ich freue mich schon total aufs Anziehen!

Mal sehen wie es euch ergangen ist - die Sammlung ist heute bei Catherine.

Donnerstag, 1. November 2012

Es ist... ein Buch!


Also. Ich wollte hier ja schon seit zwei drei Wochen etwas ankündigen und wartete auf einen Zeitpunkt, der sich dafür richtig anfühlt. Allerdings habe ich einen Horror vor Blogs, die auf einmal zu einer einzigen Werbe- und Selbstbeweihräucherungsplattform mutieren - das soll hier auf keinen Fall passieren. Aber nun habe ich mein Buch schon in der Buchhandlung an der Ecke im Regal gesehen, also endlich raus damit:

Ich habe ein Nähbuch für Anfänger geschrieben, das Ende September erschienen ist. Der Buchverlag für die Frau aus Leipzig (der, der früher die PRAMO und die Modischen Maschen gemacht hat), hatte mich nach meiner Buchrezension vom letzten Jahr noch einmal angeschrieben, wir kamen ins Gespräch, über das Internet, das Nähen und das Nähen im Internet, und die Gespräche führten schließlich zu einem Buch: "Nähen" in der Reihe ABC der Handarbeiten.


Wenn sich das so anhört, als sei "ich schreibe und fotografiere ein Buch" sowas wie Alltag bei Nahtzugabe zuhause: war es natürlich nicht. Erstmal ist es sowieso eine irre Sache, als Bloggerin überhaupt von einem Verlag so ein seröses Angebot zu bekommen. Da wir uns einmal getroffen hatten, konnte sich meine Lektorin Frau M. zwar davon überzeugen, dass ich kein Hund bin, trotzdem ist ein Buchvertrag ja erstmal ein Vertrauensvorschuss. Umso mehr freue ich mich, dass alles geklappt hat, und das Buch so geworden ist, wie ich es mir vorgestellt hatte. Da mich im nicht-virtuellen Leben schon einige Leute gefragt haben, wie das eigentlich läuft: ein ganzes Buch machen, und ob das viel Arbeit ist (ja), werde ich euch nächste Woche darüber nochmal etwas ausführlicher erzählen.

Jetzt aber noch kurz zum Inhalt (und das wars dann auch mit Werbung): Das Buch ist als Grundlagenbuch für absolute Näh-Anfänger gedacht. Ich habe mich in meine eigene Anfangszeit zurückversetzt und habe mir überlegt, was man, ganz pragmatisch, am Anfang wissen müsste, und was meine eigenen Näh-Irrtümer und Näh-Fragen waren, auf die ich mir Antworten gewünscht hätte. Auf 72 Seiten kann man natürlich nicht jedes nähtechnische Problem abdecken, das einem jemals begegnen wird, daher beschränkte ich mich auf die Probleme, mit denen es ein Anfänger wahrscheinlich zu tun bekommt.  

Welche Nähte gibt es, und was nimmt man wofür? Wie kopiert man einen Schnitt aus einem Schnittmusterbogen heraus? Wie schneidet man zu? Wie näht man einen Reißverschluss in die Hose? Was ist "versäubern" und wie funktioniert das? Wie bekommt man solche dekorativen Sachen wie bunte Schrägbandeinfassungen, Applikationen und aufgenähte Bänder hin? Wie näht man Jersey mit der Nähmaschine? Wie mancht man einen Gummizug? Mir war dabei wichtig, dass jeder möglichst sofort loslegen kann, und zwar ohne erst noch einen Sack Zubehör kaufen oder auf die Overlock sparen zu müssen. 


Ich habe versucht, immer die nähtechnische Lösung zu finden und zu beschreiben, die möglichst einfach und mit möglichst wenigen Schritten ein gutes Ergebnis bringt.
Im hinteren Teil des Buches gibt es einige Schritt-für-Schritt-Anleitungen für genähte Kleinigkeiten, eine gefütterte Buchhülle, ein Reißverschlusstäschchen mit Futter, einen Kissenbezug mit Applikationen, bei denen die grundlegenden Techniken gleich angewendet werden können.


Ganz wichtig fand ich auch, das typische Nähvokabular, die "Nähsprache" zu vermitteln. Wenn man die Begriffe nämlich erst einmal intus hat, entzaubern sich auf einmal die ganzen Nähanleitungen (ja, auch die von Burda), so dass man selbst weiterlernen und auch schwierigere Sachen nähen kann. 



Das Buch kostet 9,90€ und ist beim großen Onlinebuchhandel zu haben, und euer Lieblingsbuchhändler bestellt es euch natürlich auch, falls es nicht vorrätig ist, so dass ihr es am nächsten Tag habt.

Ich bin ja sowieso immer dabei, meine Umgebung zu missionieren und in die Arme des Näh-Hobbys zu treiben (jüngster Coup: die Bedienung im Stammcafé hat sich eine Nähmaschine angeschafft). Ich weiß, dass viele Leute gerne nähen wollen, aber sich nicht trauen, oder denken, sie können es nicht lernen. Ich hoffe daher, dass das Buch einen ersten Schritt zur Weltherrschaft der Selbernäher darstellt einige Noch-nicht-Näher oder Nicht-so-richtig-Näher dabei unterstützen kann, den Sprung zu wagen. Fangt einfach an! Nähen ist nicht kompliziert, und in einem halben Jahr sehen wir uns dann alle beim Me-made Mittwoch.

Hier noch die Buchdaten, und damit Ende der Werbeeinblendung:

Constanze Derham
Nähen (ABC der Handarbeiten)

BuchVerlag für die Frau, Leipzig 2012
72 Seiten
ISBN 978-3-89798-361-8
9, 95€