Montag, 31. Oktober 2016

Mini-Stoffspielerei im Oktober: mit Blättern drucken


Um einen Tag verspätet kann ich auch noch eine Kleinigkeit für die Stoffspielerei Oktober zum Thema "Blätter" beitragen, die Griselda/Machwerke schon gestern gesammelt hat. Am vorletzten Wochenende hatte ich auf dem Baumkronenpfad in Beelitz-Heilstätten in der Nähe von Berlin zufällig schon passende Fotos gemacht - wobei ich zwischendurch dachte, meine Kamera gehe kaputt, aber die Farben waren wirklich so phantastisch.


Blätter als Druckstock zu benutzen ist keine neue Idee, und im Prinzip ist das einfach: Glatte, nicht trockene Blätter verwenden, die noch flexibel sind. Auf der Rückseite, wo die Blattadern stärker hervortreten, dünn mit Stofffarbe einstreichen - ich habe mit einem Schwämmchen getupft. Mit der farbigen Seite auf den Stoff legen, ein Stück Küchenpapier darüberlegen und vorsichtig andrücken, anschließend das Blatt abziehen. 


Was ich vergessen hatte: Die vorhandene Stofffarbe deckt nicht sehr stark, auch nicht mit weiß gemischt, daher war der Druckversuch auf dunklem Jeansstoff keine gute Idee. Auf heller Jeans kommt der Druck besser heraus, aber die grobe Webstruktur des Stoffes spielt sich doch sehr in den Vordergrund. Richtig gut, so dass man auch die feinen Linien erkennen kann, wurde der Druck dann auf feiner Baumwolle.


Um noch eine andere Struktur reinzubringen, habe ich mit Knötchenstich die Zwischenräume zwischen den Blättern gepunktet, das geht ziemlich flott. Oben der Stand von gestern Nachmittag, als das Licht wegblieb, inzwischen bin ich damit fast fertig. Es wird ein Täschchen - das zeige ich hier noch, wenn es fertig ist. Schaut euch einstweilen bei Griselda die Stoffspielereien der anderen Teilnehmerinnen an.

Ergänzt 9. 11. 2016: Das fertige Täschchen.
 


(Das Thema der nächsten Stoffspielerei am 27. November ist "Stoffreste" - mit dem Hintergedanken an Weihnachten und Kleingkeiten zum Verschenken, die man vielleicht noch schnell nähen kann. Gesammelt wird hier bei mir, das heißt ich muss dann besser in die Pötte kommen :-)
Falls ihr mitmacht und keine regelmäßige Stoffspielerei-Teilnehmerin seid, meldet euch an dem Tag kurz in den Kommentaren, damit ich euren Beitrag finde und euch verlinken kann.)   

Freitag, 28. Oktober 2016

Eine Mini-Schnittmusterparade und Chaos bei Colette

Es ist mal wieder Zeit für eine Schnittmusterparade: In den letzten Wochen fielen mir so viele bemerkenswerte Schnittmuster auf wie lange nicht mehr. Nachdem in den Sommermonaten so viele banale Schnitte für Sackkleidchen und Tanktops herauskamen, dass ich überhaupt keinen Überblick mehr hatte, gibt es jetzt wieder Schnitte, an denen ein bißchen mehr dran ist und die im Gedächtnis bleiben. Zumindest in meinem - aber ich mag die Herbst- und Winterausgaben der Burda auch immer lieber als die Sommerhefte. Die Auswahl ist also wahrscheinlich höchst subjektiv.


Ein klarer Fall von "Geschmackssache" ist auch die Modellauswahl in der neuen "Burda Vintage", einem Sonderheft mit Schnitten der Siebziger, das am 2. November erscheint: Die Bilder der Modelle sind schon im Netz aufgetaucht - und mein Geschmack ist es nicht. Aber nicht ausgeschlossen, dass ich meine Meinung ändere, wenn die Nähcommunity wie so oft das Potential einzelner Schnitte erkennt und tolle Dinge daraus zaubert!

Bei den internationalen Indie-Schnitten gibt es auch einiges Neues:

Named patterns aus Finnland, von denen ich ja sowieso ein Fan bin, hat mich diesmal nicht enttäuscht (auch hier: die Sommerkollektion fand ich ziemlich uninteressant.). Die Herbstkollektion "Evolution Theory" enthält dagegen wieder eine komplette, moderne und nicht-spießige Grundgarderobe. Mir gefällt der Stil sehr, und die Schnittmuster sind technisch immer sehr gut gemacht.

Die Schnittmusterfirma Sew House Seven habe ich erst ziemlich neu entdeckt: Sew House Seven möchte anfängertaugliche Schnitte bieten, die trotzdem schöne Designdetails haben. Mit dem Tea House dress - das mir besonders ins Auge fiel - ist das perfekt gelungen: Da es locker gegürtet wird, dürfte die Passform unproblematisch sein, und die Aufteilung des Vorderteils und die schönen Taschen machen richtig was her. Die Inhaberin von Sew House Seven arbeitete früher als Schnittdesignerin in der Bekleidungsindustrie - ein Garant für professionell gemachte Schnitte.

Closet Case files scheint die Strategie zu verfolgen, die Schnittmuster-Nischen abzudecken, die andere Firmen nicht bedienen. Zuerst waren es Jeans und Badeanzüge, nun ist eine richtige aufwendige Herbstjacke, der Kelly Anorak mit verdecktem Reißverschluss und Kapuze dazugekommen.

Um By Hand London, die schickste aller schicken Indie-Schnittmusterfirmen, war es ziemlich still geworden, seitdem die Inhaberinnen letztes Jahr in ihre alten Jobs zurückwechselten. Nun gab es mal wieder einen Schnitt (mit Ärmeln!): Alix, ein von den Siebzigern inspiriertes Kleid, das sehr gut zu den fließenden Viskosestoffen passt, die es seit einiger Zeit überall gibt.

Alix hat eine geschwungene Taillenpasse, an die sich ein angekräuseltes Brustteil anschließt - eine Schnittform, die oft viel Anpassung benötigt. Da der Schnitt ganz neu ist, gibt es noch nicht viele genähten Kleider zu sehen und ich bin gespannt, ob sich der Schnitt bewähren wird. Colette Pattterns hat sich mit einem ähnlich konstruierten Schnitt nämlich gerade ein Riesenproblem eingehandelt. Das Rue dress, das wie angekündigt wieder an die Retro-Ästhetik der Colette-Anfangszeit anknüpfen sollte, scheint zu den Körperproportionen der meisten Frauen nicht zu passen, oder zumindest war zunächst nicht so recht herauszufinden, wie das Kleid eigentlich sitzen soll. Die Colette-Inhaberin zeigte eine karierte Version, bei der die Teilungsnaht unter der Brust sitzt, was in meinen Augen "richtig" aussieht, allerdings war dieser Sitz wohl einem nachgiebigen Stoff und einer FBA, einer Änderung für größere Oberweiten, zu verdanken. (Und mal ehrlich: Wenn Sarai eine FBA für gute Passform braucht, dann kann man davon ausgehen, dass der Schnitt den meisten Frauen nicht passt.) Bei vielen Modellbeispielen verlief die Naht denn auch sehr merkwürdig quer über die Brust.

Als der Schnitt dann in einem Nähwettbewerb der Nähcommunity Pattern review von 25 versierten Selbernäherinnen ausprobiert und von den meisten nur mit Schwierigkeiten und etlichen Probeteilen einigermaßen bezwungen werden konnte, brach allmählich offene Empörung los und es kam natürlich auch gleich alles mit auf den Tisch, was Colette an wirklichen oder vermeintlichen Passsformmängeln schon seit langem vorgeworfen wird. Ich habe bisher nur den Rock Beignet von Colette ausprobiert, der in der laut Maßtabelle passenden Größe um einiges zu groß ausfiel, und kann nicht mitreden, was die generelle Qualität der Schnitte betrifft. Dass besonders Armloch- und Schulterbereich  anscheinend ein Problem darstellen, war mir bei anderen Nähbloggerinnen aber schon aufgefallen, weil es verhältnismäßig oft erwähnt wird.

Colette zog den Rue-Schnitt vorerst zurück und überarbeitete ihn in den letzten Wochen. Als Download ist eine korrigierte Version jetzt verfügbar, die alle Käuferinnen automatisch zugeschickt bekommen sollen, eine korrigierte gedruckte Version soll demnächst folgen. Das Verhalten Colettes in diesem Fall wurde trotzdem ziemlich stark kritisiert - und jetzt, da eine wortreiche Entschuldigung, Erklärung und Rechtfertigung für die Panne im Colette-Blog erschienen ist, weiß ich auch nicht so recht.

Das amerikanisch-pathetische Argumentationsmuster "wir haben einen Fehler gemacht, es fühlt sich für uns so schrecklich an, aber wir werden daraus lernen, uns entwickeln und die Chance ergreifen, erwachsen zu werden und Colette zu einer noch besseren Firma zu machen" geht mir etwas auf die Nerven, aber es ist mein persönliches Problem, dass mich die Colette-internen Befindlichkeiten nicht so sehr interessieren. Aber über ein paar andere Dinge wundere ich mich schon: Es arbeiteten sechs Leute gleichzeitig an dem Schnittmuster und änderten hin- und her, bis zur letzten Minute, und es gab niemanden, der den Überblick über die Versionen behält? Es ist wirklich nicht aufgefallen, dass die Modellbeispiele und zum Beispiel die Karoversion in den Schnittlinien stark voneinander abweichen? Sollte diese unglückliche Teilungsnaht nun unter oder auf der Brust verlaufen? Dass jetzt eine Schnitterstellungsexpertin und eine Passformexpertin ins Team geholt wurden - bedeutet das, dass die übrigen Colette-Mitarbeiterinnen davon wenig Ahnung haben?

Colettes Post wirft für mich Fragen auf, die ich mir ansonsten nie gestellt hätte und untergräbt den Eindruck von Professionalität, den ich von Colette immer hatte. Ich bin gespannt, wie es weiter geht, und ob diese kleine Katastrophe sich nun wirklich als Chance entpuppen wird, wie der Blogpost verspricht ("jede Krise ist auch eine Chance", den Spruch kann ich schon so lange nicht mehr hören!). Mich bringt diese Entwicklung aber auch dazu, bei Indie-Schnittfirmen genauer hinzuschauen, ob die schnittechnische Seite von Menschen betreut wird, die das tatsächlich gelernt haben.

Freitag, 21. Oktober 2016

Eisen-Cardigan: bald fertig


Bevor die Linksammlung bei Sylvia-Frauenoberbekleidung schließt, möchte ich noch den aktuellen Stand des Eisen-Cardigans nachreichen: Ich habe einen Ärmel! Die Jacke macht schon einen ganz guten Eindruck: Ärmel und die Schultern sitzen eher locker bei mir. Vermutlich werde ich die Jacke selbst zum Schluss wirklich wieder etwas verkürzen - ihr erinnert euch vielleicht: Ich passte beim Stricken nicht auf und strickte sie etwa 4-5 cm zu lang. Die A-Form kommt besser heraus udn wirkt weniger "zeltig", wenn die Jacke nicht so lang ist.

Sylvia fragte auch nach dem Zusammennähen, nach Methoden und Erfahrungen. Bei dieser Strickjacke wird alles in einem Stück gestrickt, zum Schluss müssen nur ein paar Fäden vernäht werden. Was den Strickspaß betrifft, ist das meine bevorzugte Methode. Zusammennähen (ich nähe meistens Matratzenstich  mit der Hand) macht mir keinen Spaß und oft verschleppe ich das Zusammenfügen ein paar Wochen. Andererseits denke ich in Schnittmustern: Wenn ich selbst mit einer Maschenprobe ein Strickteil berechne, kann ich nur in Vorderteil, Rückenteil, Ärmel denken. Das kenne ich, da weiß ich, wie es aussehen muss, mit zwei Dimensionen komme ich zurecht. Das Ausrechnen eines dreidimensionalen Gebildes a.k.a. Strickjacke überfordert mich hingegen. Daher muss ich mich beim Zusammennähen einfach zusammenreißen. Das Zusammenhäkeln der Teile, wie es Sylvia beschreibt, gefällt mir als Methode sehr gut - das werde ich bei der nächsten Gelegenheit ausprobieren.

Die Zwischenstände aller Herbstjacken (und das Zusammenhäkeln!) hier bei Frauenoberbekleidung

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Auf Reisen (ohne Nähen) und Näh-Nachrichten


Das aller-allerletzte warme Wochenende ist noch gar nicht so lange her, aber gefühlt schon ganz weit weg, weil die Temperaturen seither um fast zwanzig Grad gefallen sind. Dieses warme Wochenende verbrachte ich in Oberwiesenthal, im äußersten Zipfel des Erzgebirges an der tschechischen Grenze. Ich bin ja nicht so der Berg-Typ - ohne eine große Geburtstagsfeier als Anlass hätte es mich dort sicher nie hinverschlagen. Vom Fichtelberg hatte ich mir etwas mehr Natur versprochen, da oben ist doch etwas viel Parkplatz, trotzdem war die kleine Wochenendreise sehr erholsam. Es ist immer gut, mal aus dem Berliner Trott herauszukommen und etwas anderes zu sehen. Und die schönste Überraschung war, dass abends auf der Feier der Freunde die Band spielte, die der Liebste und ich vor Jahren für unsere Hochzeitsfeier engagiert hatten!


Einen halben Vormittag verbrachte ich in Annaberg, oder genauer gesagt: in und um und auf der beeindruckenden Annenkirche, für mehr reichte die Zeit nicht. Das Erzgebirgsmuseum in Annaberg wäre möglicherweise wegen der ausgestellten Klöppelspitzen interessant gewesen, und am Gebäude des Obererzgebirgischen Posamenten- und Effektenwerks sah ich im Vorbeifahren ein Schild, das auf eine Schauwerkstatt hinwies, die auf der Webseite aber nicht erwähnt wird. Kennt jemand diese beiden Attraktionen, das Museum und die Schauwerkstatt, lohnt sich der Besuch?

    
Das Nähen geriet bei all dem ins Hintertreffen, aber am nächsten Sonntag ist Nähkränzchen und ich habe schon mal ein Schnittmuster gemacht und zugeschnitten: Es wird der Falten-Tellerrock nach der Anleitung von Siebenhundertsachen aus einem ziemlich irren, aber farblich gefälligen Stoff mit tellergroßen Blumen, den ich vor fast einem Jahr ergattert und hier schon gezeigt hatte.

Auch in den Nähnachrichten geht es hauptsächlich um Schnittmuster:

Den Link zu den kostenlosen Schnittmustern in der "Sewing School" des Peppermintmag hatte ich hier bestimmt schon mal gepostet - es kommen aber immer wieder neue und brauchbare Sachen dazu: Schnitte für Schößchentop, Shorts, kostiges Oberteil, Kimono...

Die britische Nähzeitschrift Love sewing Mag versammelt als kostenlose Schnitte genau genommen Links zu Nähblogs mit Anleitungen und Schnitten für meist kleinere Nähprojekte (Taschen, mal ein T-Shirt oder eine Unterhose), nichts eigenes - trotzdem eine gute Zusammenstellung von Tutorials und Ideen.

In älteren Burda-Heften gab es früher eine gut aufbereitete Serie mit Anleitungen für das Anpassen von Schnittmustern, die lange Zeit auch auf der Webseite zur Verfügung standen. Nach den zahlreichen Konzeptänderungen der Seite in den letzten Jahren schienen sie verschwunden, aber Ute-Schneiderherz hat sie Stück für Stück wieder ausgegraben und in ihrem Blog eine handliche Linkliste zu den Änderungsthemen veröffentlicht. Großartig!

Und zum Schluss noch etwas Historisches: Der Wandel der Herrenmode in früheren Jahrhunderten ist ja (mir zumindest) nicht so präsent. Mimi Matthews, eine der vielen gut informierten englischsprachigen Bloggerinnen über historische Mode, hat hier die Männermoden des 19. Jahrhunderts in Bildern zusammengestellt - dort passierten fast genauso viele Veränderungen wie in der Damenmode.

Montag, 3. Oktober 2016

Herbstjacken-Knitalong: Zwischenstand beim Eisen-Cardigan

Beim Herbstjacken-Knitalong, dem gemeinsamen Jackenstricken gehostet von der Luise und Frauenoberbekleidung, kann ich schon einige Fortschritte beim Eisen-Cardigan zeigen. Die Jacke nach einer kostenlosen Anleitung von knitty.com  hatte ich schon vor dem Knitalong angefangen, und da ich an den beiden letzten Wochenenden lange mit Bus und Zug unterwegs war, ist die Jacke gut gewachsen.


Man strickt sehr lange glatt rechts mit nur ein paar Zunahmen an der Stelle der Seitennähte und in der vorderen Mitte neben der Blende aus gezopften Rippen, die Jacke ist also das ideale Projekt zum Mitnehmen.


Die Zunahmen für die Raglanärmel verstecken sich rechts und links neben einer Zopfrippe, das Detail gefällt mir sehr gut.

Die Vorderteile werden nach unten hin auch einen Tick breiter, weil ab und zu neben der Blende eine Masche zugenommen wird. Wenn Zunahmen so wie hier nur in größeren Abständen vorkommen, ziehe ich mir an diesen Stellen Markierungsfäden ein. Dann verliere ich nicht den Überblick und kann die Abstände und die Anzahl der Zunahmen leicht anhand der Fäden abzählen. Trotzdem ist der glatt rechts gestrickte Teil des Korpus bei mir etwas länger geworden als vorgesehen, etwa 3 cm - das kommt vom Stricken in einem Intercity, bei dem das Licht in den Abteilen nicht funktionierte. Ich habe den Saum trotzdem erstmal abgekettet und entscheide zum Schluss, ob ich noch einmal aufribbele und die Jacke etwas verkürze, das ist ja kein Problem. Die Proportionen der Jacke lassen sich einfach besser beurteilen, wenn die Ärmel dran sind.

Mit dem zweiten geplanten Strickprojekt, einer roten Jacke mit Zopfmuster, bin ich noch gar nicht weitergekommen. Für das Ausprobieren von Strickmustern brauche ich meine Bücher und ein bißchen Ruhe, das geht nur zuhause. Ich hoffe, dass ich beim nächsten Treffen des Knitalongs am 16. Oktober ein bißchen was zeigen kann.

Sylvia hatte für diese Folge des Knitalongs einige Strick-Fragen an uns. Ich glaube meine Strickgeschichte ist ganz typisch: Ich stricke, seit ich fünf oder sechs bin, mir hat es meine Mutter beigebracht, die sehr viel strickte. In der Schule gabs nur Werkunterricht - Hamburg war da ganz progressiv - in dem ab und zu auch mal etwas mit Textilien gemacht wurde, Weben und Batik zum Beispiel, Stricken nie, ich wurde daher nie von merkwürdigen Handarbeitslehrerinnen demotiviert. Die ersten Strickprojekte waren Schlafsäcke (mit Mustern!) für meine Plüschtiere. Auf dem Gymnasium strickte ich auch ein paar Pullover, es waren die später Achtziger, frühen Neunziger, da musste man sich mit Passform nicht beschäftigen, die Pullover bestanden aus lauter rechteckigen Teilen.


Einen Lieblingsschal aus dünner magentaroter Wolle mit Zöpfen und Noppenmuster hatte ich mir zu Abiturzeiten gestrickt, nach einer Anleitung aus einem Brigitte-Strickbuch. Das Foto dürfte 1989 in Danzig entstanden sein. Dann erinnere ich mich an eine schwarze Strickjacke mit Lochmuster aus Baumwollgarn, die leider etwas schwer und leierig war und meine Abneigung gegen Baumwollgarn begründet hat.

In den 1990ern strickte ich so gut wie nicht: mit der Mode hatten sich die Anforderungen an die Passform und die Materialien geändert, aber die Strickhefte, die erhältlich waren, spiegelten diese Entwicklung nicht wider. Das war ja auch die Zeit, in der viele Wollgeschäfte schlossen. Selbst die Strickanleitungen in der Brigitte waren damals seltsam neben der Spur, oder zumindest nicht das, was ich anziehen wollte. Ich hätte knappe, taillenkurze Pullover aus feiner Wolle gebraucht, das gab es nicht als Anleitung, und ich hatte keine Ahnung, wie ich mir sowas selbst entwerfen und berechnen könnte. Ich fing erst Anfang der 2000er wieder mit dem Stricken an, als ich die tollen Anleitungen auf englischsprachigen Webseiten entdeckte. Der Tag, als ich knitty.com fand, war eine stricktechnische Offenbarung für mich.

Ich stricke mittlerweile ziemlich ungeniert in der Öffentlichkeit, besonders auf Reisen oder wenn ich eine Wartezeit zu überbücken habe, meistens für mich, ab und zu für den Liebsten (hier und hier), Kleinigkeiten wie Stulpen oder Mützen auch für andere. Die alten Rundstricknadeln aus den Achtzigern aus beschichtetem Metall finde ich ehrlich gesagt immer noch am besten. Seitdem bei der einzigen Nadel, die ich vor zwei, drei Jahren neu gekauft hatte, nach zweieinhalb Projekten das Seil direkt am Nadelansatz abbrach, denke ich nicht mehr darüber nach, ob ich mir zeitgemäße Holznadelsets oder etwas anderes Neues anschaffen sollte.

Alle Strickprojekte des Knitalongs finden sich hier bei Sylvia - Frauenoberbekleidung.